Gelsenkirchen.

Erst schneite es ganz leicht an der Cranger Straße, dann kam kurz die Sonne raus und dann der Zuch. Schon gut eine Stunde vor Ankunft der bunten Mottowagen sammelte sich das jecke Volk links und rechts der Paradestrecke.

Glücklich, wer angesichts der winterlichen Temperaturen vorgesorgt hatte. So zum Beispiel die Tierfamilie gegenüber der Ehrentribüne: Die beiden Eisbären, die Giraffe und der Delphin haben vermutlich unter den dicken Kostümen kaum gefroren. Andere hielten sich eher von innen warm oder tanzten und schunkelten zu den kölschen Klängen aus den dicken Boxen.

Warm angezogen waren auch die Schokoladentafeln, die für ihren Einfallsreichtum vom Festkomitee mit einem Preis für das beste Gruppenkostüm ausgezeichnet wurden. Und dann kam auch schon der Zuch. Vorne Weg die Lok des Zugleiters, gleich dahinter der KC Grün-Weiß Resse mit seinem Motivwagen. Weil der das Motto des Zugs „Kultur pur – von Ückendorf bis Buer“ so treffend umgesetzt habe, kürte die Jury den Wagen zum Schönsten des Zugs: „Da ist alles dabei“, begründete Juryleiter Wolfgang Heinberg die Wahl: „Von Kleingärten bis Zechen, vom Herkules bis Quälix, der endlich Fußballkultur nach Gelsenkirchen gebracht hat.“

Doch auch die anderen Gesellschaften hatten sich mächtig ins Zeug gelegt: Der KC Astoria nahm sich die neue Asienwelt im Zoom als Vorbild. Aus einer Bambushütte und flankiert von einer Horde Plastikaffen warfen die Jecken kleine Plüschtiere in die Menge. Gleich dahinter folgte der Nachwuchs der Astoria, verkleidet als Wikinger auf einem eigenen „Drachenboot“.

Vor der Ehrentribüne jedoch musste der närrische Lindwurm immer wieder anhalten, schließlich sollten die verschiedenen Tanzgarden dort ihre einstudierten Auftritte haben. Für den KC Astoria eine willkommene Pause, denn für die Ehrentribüne gab es von den Karnevalisten noch Rosen – für jeden Besucher eine eigene.

Erstaunlich war der Anblick von oben für die versammelten Ehrengäste aber nicht nur aufgrund der bunten Wagen. Auch der Anblick der Menge bot Überraschendes: Nur etwa die Hälfte der Besucher trug ein Kostüm, ein nicht geringer Teil der Jugendlichen schien mit kölscher Musik und buntem Treiben nicht allzuviel anfangen zu können. Dafür aber mit den tonnenweise fliegenden Süßigkeiten. Die wurden von einigen ziemlich rücksichtslos eingesammelt.

Mit einem echten Kanonier zog die KG Piccolo durch die Cranger Straße. Aus einer Druckluftkanone beschossen die Jecken die Menge mit Konfetti. Viel Arbeit für den Lademeister, der nach jedem Schuss die Kanone von Hand nachladen musste. Auch eine Art, sich warmzuhalten. Einfacher hatte es da der Löwe auf der Ehren-Tribüne: Der hatte seinen Konfetti-Nachschub praktisch in der Kostümtasche verstaut.

Einen weiteren Stopp legte der Zuch ein, als das Prinzenpaar auf Höhe der Tribüne ankam. Ein kurzer Plausch mit den Ehrengästen musste schließlich sein. Statt Kamelle gab es dann auch noch belegte Brötchen – gut verpackt und eigentlich sogar ganz lecker.