Hausmeister Krause trägt Hut, Kittel, ein Schild „Ordnung muss sein“ und zeigt ansonsten Langmut. Lauter Gesang, kleine Feiglinge, Bütz-Attacken? Alles kein Problem!
Es ist Weiberfastnacht. Da herrscht Ausnahmezustand, da sind die Möhnen los. Und Krause alias Martin Buhlmann ist mittendrin. Sechs Jahre lang hat er sonst an diesem Tag fürs DRK Dienst geschoben. Auch jetzt ist er wieder Teil des Trubels, aber nicht im Dienst. Und feiert „so richtig schön“. Rundum tummeln sich Garden aus Erle und Resse, blaue Jungs des KC Astoria oder Junioren der KG Piccolo. Dazu wilde Weiber, gesetzte Narren mit Schiffchen und Schal, Bienen und Brummer, Teufelchen und Clowns, überwiegend Zivile und eine Hundertschaft Oberstufenschüler mit Bierbechern in der Hand. Nebenan ist Schulschluss. Da macht mancher einen Abstecher ins Rathaus. Man muss auch jönne könne.
Voll, voller, Rathaussturm. Da simmer dabei, dat is prima. Der Oberbürgermeister ist die Macht los, die Narren regieren, nun ja, bis Aschermittwoch. Frank Baranowski steckt im Sack. Der soll eine Zwangsjacke sein. Die wurde ihm übergestülpt. Ebenso Klaus Hermandung. Doch der trägt unterm Tuch nicht einen Überzieher mit blanker Brust und Lendenschurz. „Tarzan ist wieder da“ stimmt ein Chor von Rathausweibern an. Die muntere Frauenriege verkörpert den „Rathausdschungel“. Da gibt es Pleitegeier und Pink-Panther, das Schwarze Schaf, die Filzlaus oder auch die Warteschlange. „Das ist aber eher eine aussterbende Art“, witzelt Stadtsprecher Martin Schulmann. Um 9 Uhr haben die Möhnen in den Büros auf Frohsinn umgeschaltet. Jetzt flankieren sie Prinzenpaar und Politiker auf halber Treppe. Unten drängen sich die Narren, oben entern sie Sitzungsräume. Wachmänner regeln den Verkehr dazwischen
Bürgermeister Hermandung, seine Amtskollegin Gabriele Preuß und Bezirksbürgermeister Thomas Klasmann verteidigten zuvor mit dem OB den Rathausschlüssel mit Händen, Füßen und guten Worten. Allein, die jecke Übermacht war – nicht gerade überraschend – zu groß. Und nachdem Prinzessin Jessica I. noch mit der Schere gedroht hatte, entnahm sie die goldige Beute aus der mit Samt ausgeschlagenen „Schatzkiste“. Vielleicht, wünscht Baranowski, „findet sich nächste Tage noch die Schatzkammer, die ich seit meinem Amtsantritt vergeblich suche“. Kohle ist auch im Karneval Thema. Vor allem, wenn sie fehlt.
Björn I. Tondorf, Prinz und Gemahl von Jessica I., spielt derweil mal die zweite Geige. Weiberfastnacht hat seine Frau das Sagen. Der Prinz erträgt’s strahlend, wie auch die Ketten und die (Plastik)-Kugel, die man ihm Donnerstag angelegt hat. „Rot, rot, rot sind die Rosen“ stimmt Ilona Goldstein, die Perle von Erle an und sorgt für fortgeschrittenes Schunkeln. Als Teufelin feuerte sie zuvor auch die Bueraner Markthalle an und bringt eine Mini-Polonaise in Bewegung. Oben im Café Piano verfolgt man das Treiben mit Zurückhaltung und einem Gläschen Sekt. Lydia Grätz und Helga Smentek haben sich Sitzplätze in der ersten Reihe gesichert. „Erst haben wir gefrühstückt, jetzt wird gefeiert. Hier wird dolle Musik gemacht“ finden beide und sind sicher: Die alte Musik ist oft die Beste.“
Zwei Martinas, eine Hummel und eine Teufelin in den besten Jahren, ziehen derweil noch durchs Rathaus. „Super wie immer“ finden sie die Stimmung. „Wir bleiben noch ein bisschen, machen dann eine kurze Pause und dann geht’s ab ins Zelt. Nach Hause gehen wir erst Aschermittwoch“, lacht die Hummel. Und schwirrt ab.