Aus allen Himmelsrichtungen kommen die neuen tierischen Bewohner Asiens in die Zoom Erlebniswelt. Aus anderen deutschen Zoos, aus Basel wie die Orang Utans etwa, oder aus den Niederlanden und Spanien. Es wird trubeliger und voller in der Erlebniswelt kurz vor der Eröffnung Anfang März.

Einfach herein ins Gehege, nein, da sei Tierärztin Pia Krawinkel vor. Alle Neuankömmlinge müssen zunächst in die Quarantäne, in ihre besondere Obhut.Ein Zoo im Zoo ist die geräumige Veterinärstation neben dem Grimberger Hof zur Zeit. Mit Käfiganlagen für Affen, für Raubtiere; mit großen Ställen etwa für Trampeltierdame Talifa; mit Wasserbecken für die Otter und Schildkröten. Oder mit Außen-Volièren für die Mandarinenten oder die Chinesische Nachtigall. Allein die Orang Utans hatten ihre eigene Quarantänestation direkt in der Tropenhalle.

Quarantäne muss sein. Zwei bis vier Wochen lang, üblicherweise. Viele Tiere bringen Bakterien oder Parasiten mit und müssen mit Antibiotika behandelt werden. Das ist normal. Auch der Umzug ist für manche Tiere „stressig und schwächt zunächst das Immunsystem“, erklärt Pia Krawinkel. Auf täglichen Zetteln wird das Futterverhalten notiert, die Kotbeschaffenheit erfasst.

Die Quarantäne gilt aber auch für Pia Krawinkel: Rein in den Kittel, raus aus dem Kittel, rein in die Schuhüberzieher und wieder heraus. Hände desinfizieren. Sorgen bereiteten zwischenzeitlich die asiatischen Zwergotter, die sich einen ziemlichen Durchfall eingefangen hatten. Und besonderes Augenmerk gilt den Affen, bei denen Krankheiten zwischen Primat und Mensch übertragbar sind: „Wenn ich den Orang Utan mit Erkältung anniesen würde, könnte er auch Schnupfen bekommen“, so die 45-jährige Tierärztin, die etwa auch Tierpfleger andernorts einsetzt, wenn sie krank sind.

Die Hanuman-Languren dürfen jetzt die Quarantäne verlassen. Foto: MArtin Möller
Die Hanuman-Languren dürfen jetzt die Quarantäne verlassen. Foto: MArtin Möller © WAZ FotoPool

Die grau-schwarzen Hanuman-Languren sind nach der Quarantäne bereit für den Umzug in ihre Tempelanlage am Seeufer drüben in Asien. Endlich Platz und ausgiebige Turnmöglichkeiten. Doch die Wochen auf der medizinischen Stationen scheinen sie nicht sonderlich gelangweilt zu haben. Gemüse, gekochter Reis, Joghurt, Tee, Quark, stehen auf dem Futterzettel an der Tür. Dazu gibt es durch die Gitterstäbe Leckereien von Pia Krawinkel. Sie nutzt die Quarantänezeit, um sich mit den Tieren vertraut zu machen. Nach allein 16 Jahren als Tierärztin in der Zoom Erlebniswelt, an deren Gestaltung sie maßgeblichen Anteil hatte, genügt der 45-Jährigen oft ein Blick, ein Augenkontakt und sie weiß: Das Tier ist gesund oder brütet etwas aus.

Die Jahre als Tierärztin und davor Pflegerin: Pia Krawinkel kennt ihre weit über 700 „Patienten“ aus dem Effeff. Auch die Trampeltiere und Orangs, die es früher schon mal im Zoo gab. Richtig neu für sie sind die kleinen Pandas, die bald aus Heidelberg eintreffen. Doch da helfen die Fachliteratur weiter und die Tipps von Pflegern und Tierärzten aus anderen Zoos. So weiß sie, dass die kleinen Katzenbären, die Waschbären ähnlich sind, bei Infektionskrankheiten „heikel“ sind. Und flinke Kerle und findige Kletterer - ein Hinweis, der für die Gehegebauer nicht unwichtig war.

Richtig spannend wird’s auch für die 45-Jährige, wenn in der Tropenhalle die Orang Utans und die asiatischen Zwergotter in dem gemeinsamen Gehege aufeinanderstoßen. Während man Echsen und Schildkröten zum Beispiel nicht vergesellschaften darf, gab sie dafür grünes Licht. „Unsere Otter kennen Orang Utans aus ihrem bisherigen Zoo in Hamburg, die Orangs aus Basel kennen aber keine Otter. Mal sehen, wie sie reagieren“, ist die Tierärztin auf das erste Zusammentreffen jetzt genauso gespannt wie sie es war, als die Affen vor einigen Wochen erstmals ihre neue Tropenanlage nach der langen Quarantäne inspizierten.

Bei der siebenköpfigen Orang Utan-Truppe hatte Pia Krawinkel die Vollnarkose nach der Ankunft im Dezember zu eingehenderen Untersuchungen mit Ultraschall und im Röntgengerät genutzt. Auch auf Tuberkulose wurden die rothaarigen „Waldmenschen“ untersucht. „Gerade die Orangs sind sehr anspruchsvoll“, so die Tierärztin. Und eben Tüftler: „Was die heute nicht schaffen, schaffen sie eben in zwei Monaten“, weiß sie und konnte, ja musste, viele Hinweise für die „affensichere“ Errichtung der Anlage in der Tropenhalle geben. Nicht zuletzt auch zum Schutz der Besucher: Denn bei aller Faszination, Orangs sind gefährliche Tiere. Als „Meisterstück“ der Zoom Erlebniswelt bezeichnet Krawinkel daher die Orang Utan-Anlage. Sie hat sich übrigens das Recht ausbedungen, die Affen als einzige mit den von ihnen so begehrten Gummibärchen zu belobigen oder zu locken. „Vor allem mit den roten, die mögen sie am liebsten.“