Von Kinderarztpraxis zu Kinderarztpraxis unterschiedlich macht sich in den Stadtteilen von Gelsenkirchen der bundesweite Engpass an Impfstoff für Kleinkinder bemerkbar.
In der einen Praxis fehlt es am sechsfach Impfstoff gegen Kinderlähmung, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B., in der nächsten wird es beim Vierfachen (gegen Viruserkrankungen, Masern, Mumps, Röteln und Windpocken) eng.
So zeigte sich beispielsweise Dr. Burkhard Eckerland ziemlich verärgert darüber, dass es überhaupt zu einem solchen Engpass kommen konnte. Das sei das Ergebnis, wenn man eine Monopolisierung zulasse.
Dieser sechsfach Impfstoff wird von einem Hersteller (Glaxo Smith Kline) produziert.
Da mit dem H1N1-Impfstoff (gegen Schweinegrippe) mehr Geld verdient werden konnte, kam deshalb der Schutz der Kinder zu kurz? Im Grund ja, bestätigen von der Redaktion dazu befragte Kinderärzte in Gelsenkirchen. Allerdings sieht niemand von ihnen eine akute Gefährdung für die Kleinsten.
Dr. Eckerland: „Man zieht eben jetzt die andere Impfung bei den Säuglingen vor und schiebt die Sechsfache dann nach, wenn sie wieder erhältlich ist.“ Bei ihm herrscht der Engpass bereits seit gut drei Wochen.
Auch wenn die Verzögerung der neuen Lieferungen bis Ende Februar bzw. Mitte März dauern würde, gehe nichts verloren, der Impfschutz verzögere sich lediglich nach hinten. Das Ganze sei jedoch unverständlich und absolut überflüssig.
Mit der Angst vor der Schweinegrippe sei eben mehr Geld zu machen gewesen, darüber sind sich nicht nur viele Kinderärzte einig. Auf der Straße von der WAZ angesprochene Mütter und Väter schüttelten mit Blick auf ihren Nachwuchs im Kinderwagen verständnislos den Kopf. Solange die Pharmaindustrie derartig viel Macht eingeräumt bekomme und nicht von der Politik in ihre Grenzen verwiesen werde, werde der Mensch ohnehin hinten angestellt, meinte ein Ehepaar (ohne „aktuelle“ eigene Kinder aber mit drei Enkeln).