„Horror“, sagt die Zeugin, es sei ganz schlimm für sie gewesen, als sie endlich nach zwei Vergewaltigung durch ihren Ex-Freund bei der Polizei Anzeige erstattet habe. „Ich habe Angst vor ihm“, erklärt sie weinend, habe der 24-Jährige ihr doch mehrfach gedroht, sie in diesem Fall umzubringen. Gestern saß die 28-jährige Gelsenkirchenerin auf dem Zeugenstuhl der XVI. Strafkammer des Essener Landgerichts. Ausführlich muss sie Rede und Antwort stehen. Der Angeklagte, ebenfalls aus Gelsenkirchen, schweigt bislang.
Hin und her ging es in der dreijährigen Beziehung. „Er ist sehr eifersüchtig“, erzählt die Zeugin. Im Juli vergangenen Jahres habe er sie in Begleitung eines ihm unbekannten Mannes gesehen. Daraufhin habe er sie an den Haaren in die Wohnung seines Bruders gezerrt und dort vergewaltigt. Sie habe erst niemandem davon berichtet, so die 28-Jährige: „Ich habe mich geschämt, wollte nicht, dass meine Eltern davon erfahren.“ Das Paar kam wieder zusammen. „Er hat sich bei mir entschuldigt“, erinnert sich die Zeugin, habe aber versucht ihr einzureden, es sei ihre Schuld gewesen. Nach weiteren nicht angeklagten Vorfällen, war die Beziehung im Februar dieses Jahres endgültig vorbei, und zwar nachdem er sie am Weiberfastnacht im Keller ihres Hausflures erneut zum Sex gezwungen haben soll.
Draußen im Auto warteten ihr Vater (58) und Freunde, wollten sie abholen. Vor der Haustür, nicht sichtbar für die anderen, stand der Angeklagte. „Er zerrte mich in den Keller“, so die Zeugin. „Ich schrie. Er drängte mich vor die Waschmaschine. Schubste mich dann auf den Boden.“ Die Wartenden wurden unruhig. Der 58-Jährige und ein Freund schauten nach und wollen Hilfeschreie gehört haben. Der Vater brach die Wohnungstür der Tochter auf. Dann rannten beide in den Keller. Die Männer beschreiben eine für sie eindeutige Situation. Die junge Frau soll dazu „verzweifelt geschrien“ haben, so der 52-jährige Zeuge. Er hielt den Angeklagten fest, doch der entwischte ihm noch bevor die Polizei eintraf.
Der Vater der Zeugin, wie es scheint ein einfacher Mann, der nach einem Schlaganfall Aufregungen meiden soll, hat bei seiner Befragung Verständnis-Schwierigkeiten, verwickelt sich in Widersprüche. Der Verteidiger des Angeklagten verliert darüber dermaßen die Kontrolle, dass er den 58-Jährigen in einer Art cholerischem Anfall anschreit und zweimal krachend die Faust auf sein Pult schlägt. Der Prozess wird fortgesetzt.