Gelsenkirchen.
Nicht nur an der A2 regt sich der Widerstand von Anwohnern gegen Lärm. Auch an der A42 in Heßler protestieren Bürger gegen die nach ihrem Empfinden unzumutbaren Belastungen.
Wie das Vuvuzela-Getöse bei der WM auf Spieler gewirkt hat – Thomas Janik (42) dürfte es nachempfinden können. Wenn der Heßleraner und sein Sohn im Garten kicken möchten, müssen sie gut bei Stimme sein: „Wir müssen uns manchmal anschreien, um uns verständlich zu machen“, sagt der Anwohner der Höchste Straße. Auslöser des Lärms ist hier aber keine afrikanische Tröte, sondern der auf der nahen A42 vorbeirauschende Verkehr.
Janik ist nicht der einzige Heßleraner, der die Geräuschkulisse der Autobahn inzwischen als unerträglich empfindet. Das zeigt sich Donnerstagmorgen am Infostand der Bürgerinitiative gegen den Lärm auf dem Melanchthonplatz: Bereits nach zwei Stunden hat die Gruppe um Sprecher Wilfried Böckelmann 100 Unterschriften gesammelt. „Heßler ist besonders betroffen“, sagt Böckelmann.
Dem kann Rosemarie Reez nur beipflichten. Seit 1997 wohnt sie mit ihrem Mann in Heßler, in direkter Nachbarschaft zu Janiks an der Höchste Straße. „Der Lärm ist manchmal nicht auszuhalten“, sagt sie. Durch Zunahme des Verkehrs habe sich die Belastung drastisch erhöht. Der Lärm habe sie krank gemacht: Über Bluthochdruck und ständige Kopfschmerzen klagt sie.
Nicht nur in der Höchste Straße leiden Anwohner, berichtet der Heßleraner Hans Ohloff am BI-Stand und zählt weitere Straßen auf: Niggemeyerstraße, Drakestraße, Frobelstraße, Eggemannstraße, Teile der Dammstraße ...
Vor knapp 40 Jahren erhoben Menschen in Heßler schon einmal ihre Stimme gegen den Lärm der A42. Seine Großeltern und andere Anwohner hätten damals protestiert, erzählt Thomas Janik. Mit Erfolg: Für die an die A42 grenzenden Wohngebiete sei eine Mauer errichtet worden. Und auch Schallschutzfenster seien damals finanziert worden. Das „Mäuerchen“, wie Heßleraner die Wand aus den 70ern heute nennen, sei ein reiner Sichtschutz und bewirke angesichts der explosionsartigen Zunahme der Verkehrsdichte auf der A42 schon lange nichts mehr, so der Tenor.
Stadtdirektor Michael von der Mühlen äußerte gegenüber der WAZ Verständnis für Anwohnerproteste. Und er ist guter Hoffnung, dass es in nicht allzu ferner Zukunft Verbesserungen geben kann. Hintergrund: Die Landesbehörde Straßen.NRW erstellt zurzeit im Zuge der Veränderung von Richtlinien ein Gesamtkonzept für die A42, in dem auch die Lärmsituation neu bewertet werden soll. Ergebnisse werden für 2011/12 erwartet.
Was könnte das für Wohngebiete an der A42 bedeuten? Er hoffe, dass in bestimmten Bereichen der aktive Schallschutz verbessert werde, so von der Mühlen. Weil der Bau einer Lärmschutzwand oder ähnliche Maßnahmen Zeit in Anspruch nähmen, sei es denkbar, dass dann für den Übergang ein Tempolimit eingeführt werde. Die Stadt sei aber - wie an der A2 - nicht Herrin des Verfahrens.