Gelsenkirchen.

„Ückendorf entwickelt sich zur Kunstszene Gelsenkirchens“, erklärt Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski zur Eröffnung der Aktion „Tür auf“ und begründet seine Aussage: „Hier ballen sich zahlreiche Ateliers und Galerien.“

Ebendie präsentieren sich und ihre Arbeit an diesem Wochenende geballt - und freuen sich über den Publikumszuspruch: „Schön, dass Sie trotz des heißen Wetters gekommen sind“, begrüßt Fotograf Peter Liedtke die kollektiv schwitzenden Besucher in der Stadtteilgalerie „bild.sprachen“, wo eine Postkartenausstellung historische Ansichten von Ückendorf vermittelt.

Bewaffnet mit Sonnenbrille, Fächer und Wasserflaschen machen sich die Kulturbeflissenen auf den Weg, um insgesamt 14 Institutionen zu erkunden. Der eigens eingesetzte Shuttle-Bus ist dabei eine wertvolle Hilfe, um etwas abgelegene Ziele wie den Erz- und Kohlebunker auf dem Gelände Schalker Verein mit dem Ruhr2010-Projekt „Starke Orte“ oder die Künstlersiedlung Halfmannshof zu erreichen.

Im Bereich Bergmann- und Bochumer Straße lässt sich vieles jedoch fußläufig besichtigen. Dabei sind prominente und verdiente Akteure am Platz wie das Domizil des Künstlerbundes oder die Galerie Stein (wo selbstgemacher Kuchen im angenehm kühlen Gartenhaus zur Erholungspause lädt und Hausherr Heinz Stein seine eigenen Arbeiten mit jüngst erworbenen, eindrucksvollen Arbeiten von Ernst Barlach ergänzt) ebenso zu entdecken wie neuere Einrichtungen.

Dazu zählt etwa die Ateliergemeinschaft Kathrin Blomeier/Evelyn Krick/Barbara Ring. „Normalerweise sind das heir reine Arbeitsräume“, erklärt Evelyn Krick. Für die „Tür auf“-Aktion hat das Trio verschiedene Arbeiten ausgewählt: „Dabei haben wir festgestellt, dass unsere Werke trotz aller Unterschiede gut zusammen passen und sich gut ergänzen.“ Das gemeinsame Wochenende der Ückendorfer Kunstorte sei ein wegweisendes Konzept: „Es lohnt sich, nach Ückendorf zu kommen.“

Kühle tanken darf man in der Heilig-Kreuz-Kirche, wo Schüler des benachbarten Schumann-Hauses (hier werden junge koreanische Künstler vom Eurasia-Kulturverein gefördert und auf ein Hochschulstudium vorbereitet) entspannende Kurz-Konzerte mit klassischer Musik geben.

Erfrischt kann es so weitergehen zu den Ateliers auf Rheinelbe, wo nicht nur das Künstlerehepaar Marion und Bernd Mauß seine Türen öffnet, sondern auch Jo Scholar. In der Ausstellung „Teddybär’s Picknick“ zeigt er Bilder, die um 1990 in Berlin nach dem Mauerfall entstanden sind. Der Bär als Grundmotiv wird in verschiedene, teils surreal anmutende Metamorphosen versetzt: Es geht um eine Stimmung in der ehemals geteilten Stadt, nachdem die erste Euphorie verflogen war, um die Frage, wie zusammen wächst, was zusammen gehört: „Dieses Problem stellt sich gerade auch im Ruhrgebiet des Jahres 2010. Deshalb ist es ein guter Zeitpunkt, diese Bilder nach 20 Jahren noch einmal zu zeigen“, betont Jo Scholar.

Und weiter geht es in der Gluthitze auf der kulturellen „Tour d’Ückendorf“...