Gelsenkirchen.

„Seht her, so toll geht’s uns!“ – Wer die um 1915 entstandene Ansicht des Gussstahlwerks an der Bochumer Straße/Munscheidstraße betrachtet, wird unvermittelt in eine andere, fremd anmutende Welt versetzt.

In eine Welt, in der die Menschen umso glücklicher waren, je mehr die Schlote rauchten, was das Zeug hergab. In der die Menschen voller stolz Ansichtskarten mit „ihrer“ Industrie verschickten.

Der Ückendorfer Volker Bruckmann hat unzählige solcher Ansichtskarten und Fotografien aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts gesammelt – eine Auswahl ist ab Samstag unter dem Titel „Es war einmal – Ückendorf in alten Ansichtskarten“ in der Stadtteilgalerie bild.sprachen (Bergmannstraße 37) zu sehen.

Die über 100 Jahre alten Originale sind beredt in vielerlei Hinsicht. Sie erzählen Stadt(teil)geschichte, aber auch Post-, Druck- und Fotogeschichte. Lange Belichtungszeiten führten zu relativ statischen Aufnahmen, die gern im mehrfarbigen Chromlithoverfahren drucktechnisch koloriert wurden. Viele alte Postkarten wurden auf der Vorderseite beschrieben, weil bis 1905 die Rückseite lediglich für die Adressierung benutzt werden durfte.

Der Südpark (heutiger Von-Wedelstaedt-Park) um 1915
Der Südpark (heutiger Von-Wedelstaedt-Park) um 1915 © Bruckmann

Nicht zuletzt verraten die historischen Karten, unter denen sich viele Raritäten befinden, viel über die Menschen in Ückendorf. Stolz waren die Bürger vor 100 Jahren nicht nur auf die mächtigen Industieanlagen, sondern (Motto: das haben wir auch gleich nebenan) auf neue Parks als grüne Lungen Ückendorfs, auf prächtige Geschäfts- und Wohnstraßen, auf die Brau-Kultur und den bevorzugten Gasthof; selbst die privaten Turnübungen oder der Aufenthalt im Knappschaftskrankenhaus war einen postalischen Gruß wert.

Die Ausstellung wird am kommenden Samstag um 15 Uhr eröffnet.