Gelsenkirchen. .
Beträchtlichen Verkehr und Parkdruck bringt das neue Justizzentrum in Ückendorf. Dazu gab es jetzt eine erste Bürgeranhörung.
Trotz unangenehmer Schwüle im Vortragssaal des Wissenschaftsparkes waren viele Anwohner zur Anhörung erschienen. Es ging um ein heißes Thema, das dennoch nicht zu einer hitzigen Debatte führte. Verwaltungsvertreter, Planer und Verkehrsgutachter diskutierten mit den Bürgern. Es ging um den Bau des neuen Justizzentrums auf dem Areal Junkerweg, Claire-Waldoff--, Bochumer Straße, die Klimaschutzsiedlung mit vier Häusern an der Rheinelbestraße und die Ergebnisse eines Verkehrsgutachtens.
Man spürte die Ungeduld der Bürger, die sich zunächst einen technischen Ablauf der bisherigen Planung anhören mussten. Erst als Dr. Harald Blanke die Ergebnisse seines Gutachtens vorstellte, wurde es lebhaft. Im Allgemeinen führe nach seinen Erkenntnissen die Parkraumsituation nicht zu Engpässen. Zwar gebe es zum Teil kritische Überlastungen, die aber nicht über den ganzen Tag andauerten. Allerdings räumte er ein, dass die Verwaltung über zusätzliche Anliegerparkplätze nachdenken sollte.
Viele Anlieger kritisierten allerdings, dass die Gutachter ihre zahlreichen Erkenntnisse an nur einem Tag, und zwar am 6. Mai 2010, gewonnen hätten. Der Kompromiss: Baudezernent Michael von der Mühlen sagte zu, den Gutachter ein zweites Mal zur Nacherhebung auf die Straßen zu bitten. Das Parkplatzproblem erschien den meisten als Grundübel. So sei die Rheinelbestraße heute schon hoffnungslos überlastet. Der Parkdruck, so ihre Befürchtung, werde zunehmen, wenn die potenziellen Parker aus 56 Wohnungen der Klimaschutzsiedlung auf die Suche gingen. Ihnen stehen nur die gesetzlich vorgeschriebenen 56 Stellplätze zur Verfügung. Zusätzlich plädierten viele für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 3o km/h. Das könnte realistisch werden. Die Verwaltung will die Leithe- (Raser vor dem Kindergarten) wie auch die Rheinelbestraße aus dem Straßenvorbehaltsnetz herausnehmen. Nur mit der Maßnahme kann auch die maximale Geschwindigkeit auf 30 km/h reduziert werden.
Ein weiteres Parkproblem sehen Anwohner auf sie zukommen, wenn die Mitarbeiter des Justizzentrums nahe am Arbeitsplatz parken wollten. Den etwa 300 Mitarbeitern stehen nur 150 Stellplätze zur Verfügung. Und der Verkehrsstratege Franke geht generell von einer „Fußwege-Empfindlichkeit“ von Beschäftigten aus. Michael von der Mühlen hält das Angebot für zu gering. Außerdem sei es erforderlich, dass Mitarbeiter bereit gestellte Parkplätze nutzen müssen, auch wenn sie mehr als 100 oder 200 Meter entfernt seien. Stellplätze im Nahbereich dürften nicht zu Lasten der Bewohner besetzt werden.
Der Abend brachte auch einige Erkenntnisse, wie die Verwaltung die Entwicklung in Ückendorf und speziell an der Bochumer Straße sieht. Stefan Rommelfanger vom Referat Stadtplanung sieht eine deutliche Aufwertung der Bochumer Straße innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre als städtisches Ziel. In Versammlungen und Workshops sollen Bürger mitreden. Radwege auf der südlichen Eingangsstraße zur Stadt hält er nach wie vor für kaum realisierbar. Mit der Gründung einer Stadterneuerungsgesellschaft will die Verwaltung durch Modernisierung von Immobilien, Grüngestaltung eine Vorbildfunktion erzielen. In der Hoffnung, dass private Eigentümer sich anstecken lassen und investieren.