Gelsenkirchen.

Ein 25-Jähriger muss sich wegen versuchten Mordes und Vergewaltigung seiner früheren Ehefrau vor Gericht verantworten. Er soll sie überfallen und ihr ein Messer in den Rücken gerammt haben. Nur eine Notoperation rettete ihr Leben.

„Ich wollte ihr nur Angst machen“, behauptete der 25-jährige Angeklagte am Mittwoch vor dem Essener Schwurgericht. Für seine gleichaltrige Ehefrau endete das beinahe tödlich.

Bei einem angeblich nur vorgetäuschten Raubüberfall am 28. Januar, soll ihr maskierter Mann nicht nur versucht haben sie in ihrer Gelsenkirchener Wohnung zu vergewaltigen, sondern ihr auch noch sieben Zentimeter tief ein Messer in den Rücken gerammt haben. Die Klinge brach ab, blieb stecken, war noch einen halben bis einen Zentimeter tief in einen Wirbelknochen eingedrungen. Nur eine Notoperation rettete das Leben der zweimaligen Mutter.

Ihr inzwischen geschiedener Mann muss sich nun wegen versuchten Mordes sowie wegen vollendeter und versuchter Vergewaltigung vor Gericht verantworten. Sexuelle Übergriffe bestreitet der Angeklagte. Den Messer Stich beschreibt er als eine Art Unfall.

Streit um Geld und Sex

Streit gab es schon länger in der 2005 geschlossenen Ehe. „Die Schwiegermutter hat sich zu viel eingemischt“, beklagt der 25-Jährige. Von Auseinandersetzungen um Geld und Sex spricht das Opfer. Im Internet hatten sich die beiden kennen gelernt. Von früheren Angriffen und Bedrohungen berichtet die Zeugin vor Gericht. Davon, dass ihr der Ehemann einmal einen Stuhl über den Kopf geschlagen habe. „Er wurde schnell aggressiv“, erzählt sie, habe von ihr gefordert „ gib mir keine Widerworte“.

Es kam zur Trennung, zur Versöhnung und wieder stand die Ehe vor dem Aus. Im Juli 2009 war die Frau aus der gemeinsamen Wohnung in Marl aus- und nach Gelsenkirchen ganz in die Nähe ihrer Mutter gezogen. Als auch der letzte Versöhnungsversuch gescheitert war, soll der Angeklagte Abschiedssex vorgeschlagen haben. Sie lehnte ab. „Dann hat er mich auf die Couch geschleudert und vergewaltigt“, sagt die junge Frau.

„Du bist kein Mann“

Von Beleidigungen seitens seiner Eltern wegen der erneuten Trennung berichtet er. „Du bist kein Mann“, habe ihn sein Vater beschimpft, Oberhaupt einer Familie mit türkischem Hintergrund.

Dem Angeklagten kam die Idee, seine Frau mit einem Überfall zurückgewinnen zu können. „Mein Gedanke war“, beschreibt der 25-Jährige, „dass ich ihr Angst mache, ihr damit klar mache, dass sie nicht alleine leben kann.“ In der Nacht des 28. Januar ließ er sich von Freunden nach Horst fahren. Er maskierte sich, veränderte seine Stimme. Sie erkannte ihn aber sofort. Er blieb in seiner Rolle, suchte nach „ Geld und Gold“ und fesselte seine Frau. Später kam es zu dem wuchtigen Messerstich. Sie sei rückwärts bei einer Drehbewegung ins Messer gestürzt, schildert der Angeklagte den beinahe tödlichen Stich.