Gelsenkirchen. .
Gelsenwasserchef Manfred Scholle höchstselbst wirbt für sein Produkt, das er gerne gekühlt trinkt: Wasser aus dem Hahn.
Klar ist’s dem warmen Wetter geschuldet, aber vielleicht auch ein wenig dem Umstand, dass Wasserversorgern wie Gelsenwasser zurückgehende Verbrauchszahlen auf die Bilanz und die Kosten drücken: Gelsenwasser-Vorstandschef Manfred Scholle höchstselbst nutzt die sommerliche 30°-Grad-Marke, um für sein Produkt zu werben, sei’s für den Garten, den Pool oder zum Durst löschen.
Gärtnern und Kleingärtnern rechnet Gelsenwasser nämlich in einer aktuellen Meldung vor, dass eine Stunde Blumen gießen oder Rasen wässern bei einem Verbrauch von 1000 Litern gerade mal zwei Euro kostet (gestern machte es der Sturzregen allerdings kostenfrei). Und auch den Pool sollte man mit Leitungswasser aus dem eigenen Hahn füllen und nicht wie ein Kölner, warnt Scholle, der jetzt dabei erwischt wurde, wie er illegal einen Hydranten angezapft hatte.
Leicht strittig zwischen dem Frischwasserlieferanten Gelsenwasser und dem Abwasserentsorger Gelsenkanal, an dem Gelsenwasser wiederum mit 51 % beteiligt ist, ist allerdings die Frage von Gartenwasserzählern, die Abwassergebühren sparen. Gelsenwasser verweist auf ein Urteil in Baden-Württemberg, dass die 20 Kubikmeter-Grenze gekippt hat, ab der Gartenwasser von Abwassergebühren befreit ist. Gelsenkanal will aber bei der in NRW geltenden Regelung bleiben, solange es hier keine andere Rechtsprechung gibt. Mehrere tausend statt ein paar 100 Garten-Wasserzähler würden höhere Personalkosten verursachen, die alle Gebührenzahler belasten würden, so Gelsenkanal-Leiter Rainer Marquas.
Zurück zu Wasser-Werber Scholle: Der preist die Schmackhaftigkeit seines Trinkwassers an. „Nur sündhaft teure Edelwässer“ aus Norwegen und Großbritannien hätten Probanden besser gemundet. Und Scholles persönlicher Tipp (der zugleich den Wasserverbrauch steigen lässt): „Morgens früh lasse ich immer den Wasserhahn so lange laufen, bis frisches kaltes Wasser nachkommt, das ist ein echter Genuss.“ Vorbei die Sparzeiten also, als einst NRW-Umweltminister Matthiesen mahnend Zähneputzer daran erinnerte, das Wasser abzudrehen, solange die Zähne schäumten.
Als Sparfuchs zeigt sich Scholle allerdings mit Blick auf die Flaschen-Konkurrenz. 175 Euro zahle ein Haushalt, in dem pro Tag ein Liter Wasser aus Flaschen getrunken wird. Dabei rechnet er mit einem 12er-Kasten-Preis von 3,99 Euro – beim Discounter war der Wasserchef wohl schon lange nicht mehr, denn da kosten 1,5 l-Flaschen deutlich weniger. Gleichwohl bleibt Leitungswasser in der Tat preislich unschlagbar: 365 Liter aus dem Hahn kosten nur 0,68 Euro, hat Scholle per Dreisatz flugs den Kubikpreis heruntergerechnet.