Gelsenkirchen.
Während der eiserne Vorhang sich hebt, erklingt die berühmte Fanfare der Filmgesellschaft Twentieth Century Fox aus den Lautsprechern.
Allerdings nicht als Tonkonserve, sondern live gespielt von der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung von MiR-Chefdirigent Rasmus Baumann. Keine Frage: Wir befinden uns in einer weiteren Ausgabe der Filmkonzerte im Musiktheater, die sich mittlerweile zu einem echten Renner gemausert haben. Waren es im ersten Programm hauptsächlich relativ aktuelle Kino-Blockbuster wie „Harry Potter“ oder „Herr der Ringe“, die das Repertoire stellten, gehen Baumann und das an diesem Abend höchst motiviert aufspielende Orchester bei „MiR Goes Film Episode II“ einige Jahrzehnte in der Kinogeschichte zurück.
Mit Miklós Rószas opulenter „Ben Hur“-Musik von 1959 geht es los, „der Mutter aller Monumentalfilme, komponiert vom Papst des religiösen Sandalenschinkens, vielleicht die katholischste Filmmusik überhaupt“, wie Michael Schulz scherzt. Der MiR-Chef lässt es sich wieder nicht nehmen, das Konzert persönlich zu moderieren - scheint er doch, wenn man seinen humorigen Ausführungen glauben darf, selbst ein leidenschaftlicher Cineast zu sein, der zu Hause mit seinen Brüdern alle Filme von „E.T.“ bis zu den „Glorreichen Sieben“ nachspielte. Heute ist er etwas gesitteter geworden: „Mit meinem kleinen Lupo fahre ich mit 90 Sachen auf der rechten Spur der Autobahn und höre Disney-Musik.“
Die spielt in diesem Filmkonzert keine Rolle (Material für eine weitere Folge?), dafür spannt sich der Bogen neben den bereits genannten Streifen von sinfonischen Klängen im Cinemascope-Format („Gladiator“, „Der mit dem Wolf tanzt“) über actionlastige Soundtracks mit vollem Schlagzeug-Einsatz („Superman“, „Spiderman“, „The Matrix“) bis hin zu den modernen Klangflächen und an György Ligeti gemahnenden Clustern, die John Williams 1977 für „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“ komponierte.
Seinen absoluten Stimmungshöhepunkt findet das Konzert aber am Ende, als nach dem grandiosen „Pink Panther“-Thema von Henry Mancini (Schulz: „bei den Blechbläsern hören Sie hier die Gelsenkirchener Variante der Vuvuzelas“) die gesamte Neue Philharmonie zum „Peter Gunn Theme“ aus dem Film „Blues Brothers“ rockt. Rasmus Baumann tut sich hier mit Schauspieler Mark Weigel, der abermals das Programm mit kleinen Spielszenen ergänzt, zusammen und mutiert dank Sonnenbrille und Hut zum Blues-Bruder im Frack. Das Publikum im vollen Großen Haus tobt - und bekommt drei Zugaben.