Gelsenkirchen. .
Nein, das neue Kleid von Justitia sitzt nicht so recht. Da müssen die Schneider, sprich die Architekten noch mal ran: Nicht sonderlich begeistert zeigte sich der Stadtplanungsausschuss von den Siegerentwürfen für den Neubau des Justizzentrums.
„Nach den Überarbeitungen werden wir gute Entwürfe haben“, versicherte dagegen Hermann-Josef Peters vom Bauherrn, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes. Wie berichtet, hatte die Jury für den Neubau keinen ersten Preis vergeben, sondern zwei Wettbewerbsbeiträge in die Endausscheidung geschickt. Nach den beauftragten Nacharbeiten in Sachen Architektur und Kostenrechnung soll wohl im Spätsommer/Herbst die endgültige Wahl getroffen werden. „Beim Hans-Sachs-Haus konnte man sagen, ja dass ist es. Und nun soll man Ungenügendes optimieren“, klagte Ernst Sott von den Bündnisgrünen. Klar ist freilich, es wird keinen neuen Anlauf geben.
Die Bewertung der Jury zu den beiden Entwürfen liest sich in der Tat nicht begeistert: Da wünscht sie sich bei dem Vorschlag aus dem Büro „Neugebauer + Rösch“, die einen langgestreckten Klinkerbau mit horizontalen Fensterbändern und mit einem üppigen Eingangsportal und Treppenvorplatz entworfen haben, eine bessere „Differenzierung“ des Baukomplexes, rügt den „verschwenderischen Anteil der Verkehrsflächen, der der heutigen Kassenlage nicht entspricht“, und bilanziert vielsagend: „Dennoch handelt es sich insgesamt um einen recht gut organisierten Entwurf“.
Etwas besser kommt der Entwurf von Harris + Kurrle weg, die das Justizzentrum in drei Kuben unterbringen, die durch Innenhöfe verbunden werden. Allerdings ist von einer „Massivität der Baumasse“ die Rede, von „Monotonie“ der Fassadengliederung, die vertikale Fensterreihen zwischen weiß pigmentiertem Beton vorsieht. Eine „gefälligere“ Gestaltung wäre „wünschenswert“. Auch befürchtet der BLB hier höhere Folgekosten bei Unterhalt/Reinigung. Der Schlusssatz, „der Entwurf bietet gute Voraussetzungen, die gestellten Anforderungen erfüllen zu können“, ist nicht gerade ein Ritterschlag.
BLB-Vize Peters stellte vor dem Ausschuss aber auch klar: „Es war ungleich schwer die geforderte Baumasse auf dem Grundstück unterzubringen. Den Architekten wurde da viel abverlangt“. Immerhin sollen drei Gerichte, also die fusionierten Amtsgerichte, das Sozial- sowie das Arbeitsgericht auf 18 000 qm Geschossfläche untergebracht werden und Platz für viele Gerichtssäle, Kantine, Bibliothek und 300 Mitarbeiter geschaffen werden. Bei rund 35 Millionen Euro sollen die Baukosten zudem liegen. „Ich erwarte deutlich verbesserte Entwürfe“, gibt sich Gelsenkirchens Baudezernent Michael von der Mühlen zuversichtlich.
Letztlich müssen dann die teils unterschiedlichen Interessenslagen unter einen Hut, aus dem dann die Entscheidung gezogen wird. In Justitias Waagschale werfen die Gerichte ihre Anforderungen an die Funktion, die Stadt ihre städtebaulichen Interessen am Ückendorfer Eingangstor zur Stadt und der BLB maßgebelich auch den Blick auf Baukosten und Wirtschaftlichkeit.