Die Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko ist weit weg. Und am Pranger steht der ferne Konzern in London mit Tony Hayward an der Spitze: BP schreibt erdenklich schlechte Schlagzeilen. Das lässt auch den Raffinerie-Standort in Gelsenkirchen nicht kalt. Immerhin 2000 Mitarbeiter arbeiten in Horst und Scholven. Ist der Öl-GAU dort ein Thema?, fragte die WAZ nach.

Nicht unerwartet ist die äußerste Zurückhaltung, die sich Standortleitung und Öffentlichkeitsarbeit auferlegen. Kommentierungen gibt es nicht. „Uns macht das Unglück natürlich betroffen. Wir versuchen hier, einen guten Job zu machen. Gut und sicher“, so BP-Pressesprecher Achim Bothe. Der ist bei Gelsenkirchens größten Arbeitgeber umfangreich genug: 12 Millionen Tonnen Rohöl, vorzugsweise aus Russland und der Nordsee, werden in den Raffinerien verarbeitet, acht Millionen Tonnen zu Kraftstoffen und Bitumen, drei Millionen zu petrochemischen Produkten vor allem für die Kunststofferzeugung.

„Wir können hier nichts tun, um das Bohrloch zu schließen“, sagt Bothe. Immerhin will BP seine Mitarbeiter auf dem Laufenden halten. Täglich stehen im Intranet aktuellen Informationen von BP-Chef Hayward persönlich, die in Bochum zuvor für die Belegschaft übersetzt werden.

„Wir wollen dem Informationsbedürfnis der Mitarbeiter gerecht werden“, erklärt Bothe. Dazu sollen Fakten geliefert werden, keine Spekulationen. Laut BP in Bochum hat sich das BP-Desaster auf die Benzinmarke der Tochter ARAL noch nicht negativ ausgewirkt, also auch nicht auf das riesige Tanklager am Gelsenkirchener Hafen.

„Die Stimmung ist natürlich alles andere als gut. Die Mannschaft sieht, was das für eine Riesenkatastrophe ist“, gesteht der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Petrikowski. „Natürlich stellen sich die Kollegen die Frage, wie das passieren konnte“, sagt er und verweist auf den BP-Ehrenkodex, der unter anderem eben auch sagt: „safety first“, Sicherheit zuerst. „Die steht hier in der Raffinerie an erster Stelle“, betont Petrikowski.

An den BP-Mitarbeitern, die laut Petrikowski in „großer Verbundenheit“ zum Standort stehen und dies nicht nur, weil er ihnen und ihren Familien „Lohn und Brot“ gibt, gehen die Schlagzeilen nicht spurlos vorbei, zumal sie von Freunden, der Familie, von Nachbarn natürlich immer wieder auf die Katastrophe und die Folgen angesprochen werden. „Beschimpfungen oder so etwas hat es aber nicht gegeben“. Sorgen, dass die Folgen und Kosten des Unglücks die Konzern-Zukunft bedroht und den BP-Standort in Gelsenkirchen gefährdet, hat der Betriebsratsvorsitzende nicht.

Auch in der Anfang des Jahres gegründeten SPD-Betriebsgruppe bei BP ist die Katastrophe Thema, ist die Betroffenheit groß. „Fehler muss man zugeben“, meint ihr Vorsitzender Dominic Schneider. Zugleich werde einem vor Augen geführt, „wie sehr wir vom Öl abhängen“. Anfeindungen hat er noch nicht erlebt, also keine General-Abrechnung mit allem, was BP ist. Schneider: „Wir können schließlich auch nichts dafür.“