Gelsenkirchen. .

4 900 Medieneinheiten - so heißt das heute - umfasst die Katholische Öffentliche Bücherei (KÖB) von St.Joseph in Schalke, die in diesen Tagen 121 Jahre alt wird. Rund 3 500 richtige Bücher sind darunter, wie Büchereileiter Hans Albert Dassow nicht ohne Stolz zu berichten weiß.

Und das sind keinesfalls alte „Schinken“, sondern hier im Haus Eintracht reihen sich schon die neuesten Bücher aneinander, soweit es das jährliche Budget zulässt, schränkt er ein. Seit 1992 ist er Leiter der KÖB und er selbst liest gerne. „Lesen ist einfach schön“, man könne überall lesen, brauche keine Akkus, die Fantasie werde angeregt und ein Buch könne man zuklappen und später weiterlesen. Da habe man etwas in Händen.

Natürlich verschließe sich seine Bücherei nicht den neuen Medien. So gibt es Hörbücher jedweder Art, darunter natürlich auch Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“. Aber das Durchschnittsalter seiner 180 eingetragenen Leser liege zwischen 60 und 70 Jahren. Und da habe man es einfach nicht mehr so richtig mit Computern und der neuen Technik. Hör Bücher würden akzeptiert, wenn die Kinder oder Enkel den CD-Player zur Verfügung stellten.

1 250 Besucher zählte die KÖB im letzten Jahr, was einen Rekord im Vergleich zu anderen Katholischen Büchereien darstelle. Was allerdings den Nachwuchs angehe, da stelle die Stadtbücherei nebenan schon eine Konkurrenz dar.

„Die Bücher werden auch das Computer-Zeitalter überleben,“ davon ist Dassow überzeugt, der selbst von klein an Bücher jedweder Art verschlungen hat.

Die KÖB feiert am 3. und 4. Juli Geburtstag. „120+1“ heißt es, weil man im letzten Jahr das eigentliche Jubiläum wegen der Bauarbeiten am Haus Eintracht nicht habe feiern können. Das wird dieses Jahr eben mit dem Zusatz „+1“ richtig nachgeholt.

1889 entstand im damaligen Vereinshaus an der Grillostraße die erste derartige Bücherei, noch bevor die eigentliche Pfarrei Schalke gegründet war. 1913 wurden hier 32 zahlende Mitglieder und 105, später rund 200 regelmäßige Besucher gezählt.

1941 erfuhr der Buchbestand hier einen herben Rückschlag, als nämlich die Gestapo alle nicht-religiösen Werke beschlagnahmte. Bei der fast kompletten Zerstörung des Stadtteils hatte die Bücherei aber augenscheinlich einen Schutzengel und kam glimpflich aus dem Bombenhagel. Rund 1 300 Bücher hatten Naziterror und Bomben überstanden.

Der Jubiläums-Samstagnachmittag steht ab 15 Uhr ganz im Zeichen kultureller Angebote. So wird der Männerchor Liederkranz 1899 singen, Manfred Theisen - Autor aus Köln - liest aus seinen Büchern.

Der Sonntag beginnt mit der Heiligen Messe um 10.45 Uhr und danach beginnt das Bücherei-Fest aus dem Hof am Haus Eintracht. Auch an der leibliche Wohl ist gedacht worden. Ab 15 Uhr singt der Knappenchor Bergwerk Consolidation. Auf einem extra Buchmarkt werden zeitgleich alte und neue Schätzchen zu kleinsten Preisen angeboten.