Was hätte man, gerade auf dem Kulturgebiet Consol, für eine Abschlussveranstaltung der Gelsenkirchener Local Heroes-Woche im Rahmen von Ruhr2010 auf die Beine stellen können. Auf die Idee, statt eines Feuerwerks kultureller Angebote aus Tanz, Theater, Musik, Literatur und Bildender Kunst eine Art Sportfest zu feiern, muss man erstmal kommen...
„Gelsenkirchen bewegt sich“ lautet das Motto für den Samstag, der die hiesigen Local Heroes-Aktivitäten beschließen soll. Auf den Wiesen hinter Consol Theater, Probenzentrum und Maschinenhäusern tummeln sich, räumlich angenehm ungedrängt, junge und alte Besucher und testen die zahlreichen Angebote: Für die Kleinen gibt es Spielmöglichkeiten, die Großen können sich über die verschiedensten Sportarten samt zugehörigen Vereinen informieren, und wer möchte, kann sich nach der sportlichen Betätigung beim Deutschen Roten Kreuz gleich per Ergometer durchchecken lassen.
Was hat das alles mit Kultur zu tun? „Ganz direkt nichts“, gibt Barmer-Bezirksgeschäftsführer Holger Stabenow zu. Die Krankenkasse veranstaltet diesen „Tag der Bewegung“ und nutzt natürlich die Chance zu ausgiebiger Werbung auf dem Gelände. „Weit über vierzig Vereine präsentieren sich hier und machen mit“, erklärt Stabenow das Konzept. „Überall gibt es Möglichkeiten, mitzumachen und die verschiedensten Sportarten unverbindlich zu testen, ohne sich zu verpflichten.“ Ein Rundgang über das Gelände ergibt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) folgende Auflistung der Angebote: Tischtennis, Quad-Fahren, Slalomlauf, Kletterwand, Badminton, Trampolin-Springen, Basketball, Fußball, Fußball und nochmals Fußball, Seniorengymnastik, Hockey, Rugby, Tauchturm und, und, und...
Wer sich zwischendurch ausruhen will, wird lautstark unterhalten, von Tanzgruppen, Cheerleadern, jungen Rockbands (Aha, wir haben etwas Kultur entdeckt!) oder Vorführungen diverser Sportarten von Judo bis Boxen.
Verstärkung bei ihrer Fitness-Mission erhalten die Vereine von Profisportlern wie Boxolympiasieger Torsten May oder Tischtennis-As Jochen Wollmert.
Der zweimalige (2000 in Sydney, 2008 in Peking) Paralympics-Sieger im Einzel, der auch als Pressesprecher für die Barmer arbeitet, meint: „Es ist wichtig, dass die Leute sich bewegen. Es ist ja schon fast eine Volkskrankheit geworden, abends nach Hause zu kommen und nur noch die Couch zu sehen.“ Er selbst trainiert ein bis zweimal pro Woche. „So ein bisschen Training ist schon ein guter Anfang, um sich fit zu halten.“ Wollmert hofft, dass die Besucher etwas mitnehmen: „Wir kommen nicht an jeden heran, aber eine gewisse Zahl von Leuten bleibt doch beim ausprobierten Sport hängen oder setzen die Ernährungstipps um.“ (Apropos: Die Imbissstände bieten so „gesunde“ Snacks, wie Currywurst/Pommes, Steak im Brötchen oder Torte).
Wollmert schlägt schließlich auch den Bogen zwischen Sport und Kultur: „Alles und Jeder, auch die Kultur muss sich bewegen. Hier auf dem Consol-Gelände hat sich ja auch viel getan. Durch Bewegung wird man vielleicht nicht schöner, aber man hält sich länger.“