Gelsenkirchen..
Knappe Latexoutfits, Strapse, Nietenhalsbänder, Corsagen - beim Blackfield Festival legte sich nicht nur das Publikum ins Zeug. Auf der Bühne gab es eine düstere Mischung: Gothic, Dark Wave, Industrial und mehr.
„Ich trage Schwarz, bis etwas Dunkleres erfunden wird.“ Trotz ausgedehnter Basarmeile mit allem, was das Düsterherz begehrt, musste sich der Träger des T-Shirts mit dieser Aufschrift erstmal mit dem alt hergebrachten Schwarz zufrieden geben. Finster war es dennoch am Wochenende im Amphitheater, wo zum dritten Mal das Blackfield Festival über die Kanalbühne ging.
Die Veranstalter hatten einmal mehr das Who is who der Gothic-Szene verpflichtet und für eine bunte - Entschuldigung - schwarze Mischung aus Gothic, Dark Wave, EBM, Industrial und Neo Folk gesorgt. Eines hatten alle Bands allerdings gemeinsam: Auf der Sonnenseite des Lebens stand man nicht unbedingt. Stattdessen regierte die Melancholie, oftmals unterlegt von fetten elektronischen Beats und finsteren Melodien.
Wie Rammsteins Til Lindemann, nur noch irrer
Schon am Nachmittag zündeten die Girls Under Glass passend zum Wolken verhangenen Himmel ein Feuerwerk gothisch rockender Hits, die im Publikum direkt ins Tanzbein gingen. Deutlich schneller ging es dann bei Zeromancer und den Deathstars zur Sache. Dabei hätten Erstgenannte ihren Gig beinahe absagen müssen, da Bassist Kim Liung gesundheitlich stark angegriffen war. Macht nichts, das Hauptaugenmerk lag eh auf Frontmann Alex Möklebust, der wie eine agilerer und vor allem noch irrere Version von Rammsteins Til Lindemann über die Bühnenbretter fegte.
„Die sehen aus wie Marilynn Manson für Arme“, unkte zwar der eine oder andere, der Majorität im Auditorium sagten die Deathstars allerdings mehr als zu. Die bleichen Herren in den schwarzen Uniformen fuhren das volle Gitarrenbrett, mischten Rock mit Elektronik und zogen auch in Sachen Show alle Register. Vor allem Basser Skinny ließ die Dreadlocks fliegen.
Frontderwische in endzeitlichen Uniformen
Zum Finale des Samstags wurden dann die Gitarren eingemottet und die Elektronik angeschlossen. Covenant, seit gut 20 Jahren in der Szene aktiv, begeisterten einmal mehr mit düsteren Hymnen aus der Keyboardklangschmiede, die dank satter Bässe allerdings auf keinen Fall untanzbar waren.
Die grobe Elektroharke packten dann die Headliner von Front 242 aus. Drückende Rhythmen und zwei Frontderwische in endzeitlichen Uniformen sorgten für mächtig Alarm - auf und vor der Bühne.
Die WM interessiert hier fast keinen
Blackfield Festival - das bedeutet nicht nur viel Musik, sondern auch ein großes Schaulaufen der Szeniker. Sehen und gesehen werden, lautete das Motto auf den Rängen, wo sich so ziemlich jeder aufwändig in Schale geworfen hatte: Knappe Latexoutfits, mittelalterliche Kleider, Strapse, Plateaustiefel, Nietenhalsbänder, Corsagen, Masken und natürlich das richtige Makeup: So mancher Besucher dürfte midnestens genau so viel Zeit vor dem Spiegel wie vor der Bühne verbracht haben.
Und was war mit Fußball? Nichts. Die WM ging an fast allen Fans vorbei. Nur einer hatte einen kleinen Monitor nebst DVB-T-Empfänger dabei. „Ich könnte mir nie verzeihen, wenn ich nicht sehen würde, wenn England einen drüber kriegt“ - sprichts und freut sich über Dempseys Anschlusstreffer.