Gelsenkirchen und die Fußball-Weltmeisterschaften: von A wie Asamoah über K wie Kreisch bis Z wie Zaire - ein Rückblick aus aktuellem Anlass.

A wie Asamoah. Der einzige Schalker, der je in einem WM-Finale gestanden hat – heißt es immer. Zur Erinnerung: 2002 wurde Gerald im Endspiel gegen Brasilien eingewechselt. Es gibt aber noch einen zweiten Schalker, der zu Finalehren kam. Nämlich: der niederländische Verteidiger Wim Suurbier, der 1978 für ein paar Minuten beim Endspiel gegen Argentinien zum Zuge kam. Der Vollständigkeit halber sollte man aber erwähnen, dass der Finaltag 30. Juni zugleich sein letzter Tag bei Blau-Weiß war – sein Vertrag wurde nicht verlängert. Knapp am Finale vorbeigeschrammt ist Berni Klodt (1954).


B wie Boah! Oder: S wie Sensationell! Die Fußball-WM 2006 übertraf in Gelsenkirchen alle Erwartungen und ließ sogar die notorischen Nörgler verstummen – sieht man mal von einigen Bueranern ab, die das Klagelied der Zukurzgekommenen anstimmten. Angesichts der tollen Stimmung konnte man auch locker verschmerzen, dass in der Arena vielleicht mit Ausnahme des Viertelfinales nicht die absoluten Knallerbegegnungen angesetzt waren (Polen gegen Ecuador 0:2, USA gegen Tschechien 0:3, Argentinien gegen Serbien 6:0, Mexiko gegen Portugal 2:1 und im Viertelfinale England gegen Portugal 1:3 im Elfmeterschießen).


D wie Disziplin. Die brachten bei der WM 1974 die Gelsenkirchener Lieblings-Fans auf: die Niederländer. Soffen, bis der Arzt kam - waren aber stets freundlich und gut gelaunt.


F wie Fakten. Diese fünf Spiele stiegen 1974 im Parkstadion: in der Vorrunde Jugoslawien gegen Zaire (9:0) und Brasilien gegen Zaire (3:0) sowie in der Zwischenrunde Niederlande gegen Argentinien (4:0), DDR gegen Niederlande (0:2) und schließlich DDR gegen Argentinien (1:1).


G wie Glückauf-Kampfbahn. 2006 an Spieltagen mit deutscher Beteiligung dank der Public-Viewing-Partys so etwas wie das Freudenhaus der WM-Stadt Gelsenkirchen. Absoluter Rekord: 29 500 Besucher beim Halbfinale gegen Italien.


K wie Kreisch. Häufiges Geräusch 2006 beim Fan-Fest-Konzert von Tokio Hotel in der Kampfbahn. Auch andere Stars sorgen für unvergessliche Momente: Bryan Adams, Simple Minds oder die Gypsi Kings (für den Auftritt letzterer Band behauptet dies zumindest der Kollege).


M wie Manuel Neuer. Traurig, aber wahr: der einzige Spieler, der diesmal die Schalker Farben bei der WM vertritt. Das ist verdammt wenig, ist aber erklärlich. Durch: Löws Jogi (er ließ Kuranyi zu Hause und nahm den Statisten Klose mit), Pech (Rakitic scheiterte mit Kroatien knapp in der Qualifikation), Formschwäche (Rafinha drängte sich nicht wirklich für Brasilien auf) und Os naviculare (deutsch: Kahnbein, brach bei Heiko Westermann).


J wie Jürgen Sparwasser. Der legendäre DDR-Stürmer verhinderte 1974 mit seinem Tor gegen das bundesdeutsche Team, dass Beckenbauer und Co. ihre Zwischenrundenspiele in Gelsenkirchen austrugen.


O wie Organisator. 1974 zog der Stadtmitarbeiter (und SC-Hassel-Funktionär) Uwe Martin die Fäden, 2006 übernahm Theo Wagner für die Stadt diese verantwortungsvolle Aufgabe.


P wie Pele. Der beehrte 1974 Gelsenkirchen beim Brasilien-Spiel mit seiner Anwesenheit. 2006 präsentierte bekanntlich Diego Maradona beim grandiosen Argentinien-Kick gegen Serbien auf der Arena-Tribüne seine Ein-Mann-Show. Heißt nach dem Gesetz der Serie: Bei der Fußball-WM 2038 sitzt Lionel Messi in Gelsenkirchen auf der Tribüne. Ach ja: Im Viertelfinale 2006 gab es für England-Fan Mick Jagger in der Arena keine Satisfaction.


S wie Schalker (bei Weltmeisterschaften). Und das sind die 24, die bisher in ihrer königsblauen Zeit beim Weltkickergipfel dabei waren. Fritz Szepan (1934, ‘38), Rudolf Gellesch (1938), Berni Klodt (1954, ‘58), Willi Koslowski (1962), Hans Nowak (1962), Willi Schulz (1962), Klaus Fichtel (1970), Stan Libuda (1970), Helmut Kremers (1974), Norbert Nigbur (1974), Rüdiger Abramczik (1978), Klaus Fischer (1978), Rolf Rüssmann (1978), Wim Suurbier (1978), Olaf Thon (1986, 1998), Alexander Borodjuk (1990), Vladimir Ljuty (1990), Jens Lehmann (1998), Marc Wilmots (1998), Gerald Asamoah (2002, 2006), Jörg Böhme (2002), Nico van Kerckhoven (2002), Ebbe Sand (2002) und Mladen Krstajic (2006).


T wie Traum. Das WM-Finale am 11. Juli 2010 zwischen Deutschland und Argentinien geht bei 1:1 in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen. Deutschland führt 3:2, Messi tritt zum letzten Elfer an – und scheitert am Schalker Manuel Neuer. Aus, aus, aus, das Spiel ist aus . . .


Wie wie Wandel. Während 2006 alle Gelsenkirchener Spiele restlos ausverkauft und Tickets nur zu teils horrenden Preisen auf dem Schwarzmarkt erhältlich waren, gab es 1974 zum Teil erhebliche Lücken im Parkstadion. So wollten z.B. nur 36 200 Besucher den amtierenden Weltmeister Brasilien gegen Zaire sehen. Und beim bedeutungslosen Match zwischen Argentinien und der DDR waren gar nur rund 15 000 Menschen im Stadion.


Z wie Zaire. Die (wenigen) Besucher aus dem zentralafrikanischen Staat waren bei der WM 1974 in Gelsenkirchen nicht nur gute, sondern auch zahlungskräftige Gäste. So kaufte ein Tankstellenbesitzer aus Kinshasa in der City 1000 Sicherheitsschlösser, ein Geschäftsmann ließ 20 000 DM in der Textilabteilung eines Kaufhauses und ein Bankdirektor erwarb gleich fünf Kinderwagen.