Gelsenkirchen.

Wenn Jürgen H. Stutzinger ein Vorwurf zu machen wäre, dann der mangelnder Selbstvermarktung.

Der 52-jährige Gelsenkirchener ist als Künstler nicht ständig in der Stadt präsent, rührt nicht permanent die Werbetrommel. Er richtet ganz selten einmal eine Ausstellung aus, bestückt keine Galerien, ist kein Vernissagen-Gänger. Er ist auch nicht Mitglied im Bund Gelsenkirchener Künstler, der ihn einst nicht aufnehmen wollte, was für beide wohl eine glückliche Entscheidung war, denn als BGK-Mitglied kann man sich ihn schwerlich vorstellen.

KEine Postkarte aus Stutzingers Karten-Edition.
KEine Postkarte aus Stutzingers Karten-Edition. © Stutzinger (frei)

Nein, eine öffentliche oder gar veröffentlichte Person ist Jürgen Stutzinger nicht. Das will er auch nicht sein – was ihm zu Unrecht den Vorwurf der Arroganz eingetragen hat. Er will ohne Rücksicht auf verzeitgeistigte Trends und den Forderungskatalog der politischen Korrektheit „inhaltlich arbeiten“ und hofft auf die Stille Post, auf Mund-zu-Mund-Propaganda.

Und die funktioniert. So gut immerhin, dass er – lässt man Maegie Koreen und Ruhr-Chansonale einmal außer acht – als einziger Gelsenkirchener Künstler ganz unmittelbar in das offizielle Ruhr.2010-Programm eingebunden war.

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Als die Hochschulen und wissenschaftlichen Institutionen der Metropole Ruhr im Juni in Dortmund fünf Tage lang ihre große „Sommerakademie“ veranstalteten, war er auf Empfehlung des Kulturwissenschaftlichen Instituts dabei. Am Thementag der „Innovationsprozesse“ präsentierte der „transdisziplinäre Künstler“ in der großen Stahlhalle der DASA seine mit Florian Hartlieb (Komposition, Soundfiles) geschaffene Video-Installation „Zeitspiel“ und die Audio-Installation „Hast du Töne“, bei der Texte und Stimme Stutzingers vom Komponisten Hendrik Dingler mit Hilfe modernster Technik in eine neuartige Klangwelt überführt wurden.

Ob er mit Hightec- arbeitet oder im Internet (dort steht sein „Kybernetikon“ als eine Art „soziale Skulptur in progress“; www.kybernetikon.de), ob er Objekte (oft aus Glas) und Collagen schafft oder – als Kunst für jedermann – Karteneditionen, die man in der Tradition eines Klaus Staeck sehen kann: Der Text, oder zumindest der Subtext, ist wichtig für einen Künstler, dem es vor allem auf Inhalt (und Haltung) ankommt: „Wenn Kunst nur noch reine Form ist, kann ich nichts damit anfangen.“