Gelsenkirchen. .
Bei den diesjährigen Schultheatertagen am Musiktheater im Revier zeigten Schüler von Ricarda-Huch-Gymnasium, Wiehagenschule und des Herner Pestalozzi-Gymnasiums eine große Bandbreite verschiedener Stoffe.
Wie groß die Bandbreite der Stoffe bei den diesjährigen Schultheatertagen im Musiktheater ist, zeigte sich am Mittwochabend und Donnerstagmorgen: Das Ricarda-Huch-Gymnasium zeigte das düstere, komplexe „Caravaggio-Projekt“, während die Wiehagenschule (Neustadt) mit „Das Gespensterschiff“ und das Herner Pestalozzi-Gymnasium mit „Tintenherz“ zwei unterhaltsame Fantasy-Stoffe im Gepäck hatten. Alle drei Stücke überzeugten, wiesen aber Mängel in puncto Bühnensprache auf.
Die Theater-AG des Ricarda-Huch-Gymnasiums schlug im Kleinen Haus ein dunkles, aber auch geniales Kapitel Kunstgeschichte auf. Der unangepasste Maler Michelangelo Merisi (1571-1610), genannt Caravaggio, kommt von Mailand ins Künstler-Mekka Rom. Dort stolpert er ungehobelt und zügellos zechend durch die Unterwelt, beweist mit seinen Werken aber ein feines, realistisches Auge, das in höchsten klerikalen Kreisen Zuspruch findet. Solange, bis er endgültig den Bogen überspannt und nicht mehr tragbar ist. Sein mysteriöser Tod scheint da nur die logische Konsequenz zu sein.
Vergangenheit und Gegenwart
Das „Caravaggio-Projekt“ spielt dabei nicht ausschließlich in der Vergangenheit. In regelmäßigen Abständen geht es auf dem Zeitstrahl in die Gegenwart, in die Ausstellung einer Kuratorin (herausragend: Katharina Klossek) im Caravaggio-Wahn. Zwischen den einzelnen Szenen greift Finja Tilmann an der Bratsche die Stimmung auf, visuell oftmals ergänzt durch größtenteils verstörende, wild geschnittene Videosequenzen, die die Gruppe auf Studienfahrt in Rom drehte. Caravaggio, dargestellt von Maxim Babinski, vollführt einen ständigen Drahtseilakt. Er malt Huren als Heilige, wird zum Totschläger, verliert sich mehr und mehr im Rausch.
Unterm Strich agiert das Ensemble glänzend und mit Routine. Auch die stilechten Kostüme machen das „Caravaggio-Projekt“ zu einer runden Sache. Teilweise aber lassen Akteure in Nebenrollen die Hauptdarsteller blass aussehen, was im Gros an der Aussprache liegt.
Fantasievolle Ausstattung
Die Theater-AG der Wiehagenschule Gelsenkirchen (Leitung: Anja Sündermann und Andrea Lakes) bringt einen Tag später ein Halbstundenstück mit viel Musik und fantasievoller Ausstattung auf die Bühne: Lisa und Petra schlafen am Strand ein. Um Mitternacht erscheint ein Gespensterschiff, und die Geister entführen die beiden Mädchen auf eine zünftige Gruselparty (zum Essen gibt es unter anderem Froschschenkel, Rattengift und Menschengehirn). Nach allerhand Spaß und Spannung in der sternklaren Nacht wachen Lias und Petra auf - haben sie alles nur geträumt? Mit Spielfreude, Ausdruck und Körperbeherrschung können die Kids hier punkten, auch wenn die Textverständlichkeit einiger Darsteller recht undeutlich ist.
Unter diesem Problem litt auch die Aufführung des Pestalozzi-Gymnasiums aus Herne. Mit Cornelia Funkes „Tintenherz“ hat die Theater-AG unter Leitung von Maike Verwey einen modernen Klassiker der Jugendliteratur auf rund eine Stunde Spielzeit dramaturgisch geschickt komprimiert. Bühnenbild und Kostüme, ergänzt von Projektionen und „Harry Potter“-Filmmusik, schaffen eine passende Atmosphäre. Das engagierte Spiel der Schüler wird hier leider durch zu leise und undeutliche Bühnensprache beeinträchtigt.