Gelsenkirchen.

Ende Mai sollte pünktlich zum Startschuss für die Emscherkunst auch ein „singender Berg“ an der Schleuse eröffnet werden. Erst drei Monate später nimmt das ambitionierte Projekt so langsam Gestalt an.

Schon vor dem offiziellen Start am 29. Mai geriet die „Emscherkunst.2010“ unter Beschuss. Der Vorwurf: Kurator Florian Matzner (München) ließ bei diesem sich von Recklinghausen bis Oberhausen erstreckenden 6-Mio-Euro-Projekt Akteure aus dem Revier außen vor und „kaufte“ stattdessen namhafte auswärtige Künstler ein. In Gelsenkirchen gibt’s ein zusätzliches Problem - wird der an der Schleuse in Gelsenkirchen geplante „Singende Berg“ doch erst Anfang September und damit nur wenige Tage vor dem Ende der „Emscherkunst“ fertig. Immerhin wird der Felsen auch nach Abschluss des Kunstprojekts stehen bleiben.

Gilt dieses rund 15 Meter hohe und 16 Meter breite „Monument für eine vergessene Zukunft“ baurechtlich als Kunstwerk oder als Gebäude? Diese Frage beziehungsweise ihre Beantwortung sorgte aus Sicht der Emscherkunst-Verantwortlichen für eine erhebliche zeitliche Verzögerung bei der Errichtung des „singenden Bergs“. Denn eigentlich sollte das Gemeinschaftsprojekt der Künstler Olaf Nicolai und Douglas Gordon sowie der Rockband „Mogwai“ wie alle anderen Kunstwerke am 29. Mai auf der „Wilden Insel“ an der Gelsenkirchener Schleuse stehen.

Von „endlosen Genehmigungsverfahren“ durch die Behörden berichtet das Kunstmagazin „Art“ in ihrer aktuellen Ausgabe. So weit würde Ilias Abbawi, Sprecher der an dem Projekt federführend beteiligten Emschergenossenschaft, nicht gehen. Aber: Die Behörden hätten ziemlich lange über die Frage „Kunstwerk oder Bauwerk“ diskutiert, sagt Abbawi in Vertretung für das aus Urlaubs- und Krankheitsgründen zurzeit nicht sprachfähige Emscherkunst-Büro. Auch für die Behörden sei dies schließlich Neuland gewesen, äußert er Verständnis.

Joshua Tree stand Pate für singenden Felsen

Aus Sicht der Stadt handelte es sich hier allerdings um ein normales Verfahren. Anfang April habe der Emscherkunst-Antrag vorgelegen, sechs Wochen später sei die Genehmigung der Bauaufsicht erteilt worden, so Stadtsprecher Martin Schulmann auf WAZ-Anfrage. „Das ist eine normale Bearbeitungszeit.“

Anfang September soll der Berg endlich an der Schleuse stehen und „singen“ bzw. einen von der Instrumental-Band Mogwai eigens für dieses Projekt komponierten „Song for the Emscher“ erklingen lassen. Der Felsen soll einer Bergformation aus dem Nationalpark Joshua Tree bei Los Angeles originalgetreu nachempfunden werden.

Einweihung erst kurz vor dem Finale

Die Betonplatte ist auf der Wilden Insel bereits fertig, zurzeit wird die Stahlkonstruktion errichtet. Anschließend muss noch der Spritzbeton aufgebracht werden. Der Antrag auf die statische Genehmigung dieses letzten Schrittes liegt bei der Stadt noch nicht vor.

Wohl nicht zuletzt wegen der Probleme mit diesem Projekt ist die „Emscherkunst“ um eine Woche verlängert worden. Am Samstag, 11. September, heißt es zum Finale: Der Berg ruft, und zwar: die Besucher. Die Abschlussveranstaltung des gesamten Projekts findet dann an der Gelsenkirchener Schleuse am singenden Felsen statt.

Warten auf den Fluss

Die Emscherkunst.2010 ist das größte und teuerste Kunstprojekt der Kulturhauptstadt. Seit der Eröffnung am 29. Mai können Besucherinnen und Besucher auf der Emscherinsel zwischen Recklinghausen und Oberhausen acht Ausstellungsräume mit insgesamt 20 Kunstwerken erkunden.

Im Auftrag des Kurators Florian Matzner haben sich international bekannte Künstler wie Tobias Rehberger, Monika Bonvicini und Tadashi Kawamata beteiligt. Neben dem singenden Berg gibt es in Gelsenkirchen noch ein weiteres Projekt: Die niederländische Künstlergruppe Observatorium hat im Nordsternpark die temporäre begehbare Brücke „Warten auf den Fluss“ errichtet.