„Alle Parteien sind populistisch, aber wir sind die einzigen, die es zugeben!”

Martin Sonneborn gibt offen zu, dass er seine Lesung in der Kaue dazu nutzen will, angesichts der nahenden Bundestagswahl auf Stimmenfang für „Die Partei” zu gehen, deren Bundesvorsitzender er ist. Hauptziel der 2004 gegründeten Organisation: „Wir sind dafür, die Mauer wieder aufzubauen und das Merkel dahinter wieder dauerhaft wegzuschließen.”

Wer weiß, dass Martin Sonneborn jahrelang Chefredakteur des Satire-Magazins „Titanic” war und diese Publikation nach wie vor als offizielles Parteiorgan fungiert, ahnt, dass nicht alles bierernst gemeint ist. Tatsächlich dürfte Sonneborns Lesung aus seinem „Partei-Buch” die witzigste Wahlveranstaltung sein, die Gelsenkirchen je gesehen hat.

Sonneborn ist Mitglied in „allen wichtigen Parteien, außer Grünen, DVU und NPD.” Der Satiriker berichtet, wie er vor Gründung der eigenen „Partei” mit seinem Titanic-Team aktive „Wahlhilfe” für andere leistete: Ob FDP, CDU oder SPD, alle bekamen da ihr Fett weg. Bei der Bayernwahl 2003 etwa setzten Sonneborn und Kollegen ein rotes Automobil mit SPD-Logo und dem Schriftzug „Wir geben auf!” ein, was den Genossen Franz Maget zu dem Ausspruch veranlasste: „Die Titanic soll den nächsten SPD-Wahlkampf führen, die verstehen offensichtlich mehr davon als wir.”

Wie jeder gute Politiker gibt Martin Sonneborn seinem (leider ausgesprochen sparsam erschienenen) Publikum auch Gelegenheit zu Fragen. „Wie steht die Partei zur Schweinegrippe?”, heißt es da. Sonneborns Antwort ist knapp und präzise: „Wir sind dagegen.” Auch auf den bevorstehenden Einmarsch der Hintner-Jugend (die Jugendorganisation der „Partei” ist nach ihrem Generalsekretär Thomas Hintner benannt) in Liechtenstein („ein überkommener feudalistischer Staat mitten im aufgeklärten Europa”) wird verwiesen - gefolgt vom Versprechen: „Als nächstes ist der Vatikan dran.” Sto