Bist du bereit für eine kleine Utopie?” (Blumfeld) Buchverlage, Zeitungen, ja auch Stadtbibliotheken überlegen, was zu tun ist, damit die Neuen Medien sie nicht überflüssig machen. Friedhelm Overkämping, Leiter der Stadtbibliothek, hat sich den Fragen von WAZ-Redakteurin Tina Bucek gestellt.

Wie wird es in diesem Haus in 30 Jahren aussehen?

Overkämping: Das weiß ich nicht, denn ich denke nicht, dass wir dann noch in diesem Haus sein werden. Klar ist, dass sich unsere physischen Bestände, sprich traditionelle Medien verkleinern werden. Das heißt, dass wir für die Präsentation dieser traditionellen Medien nicht mehr so viel Platz brauchen.

Physische Bestände verkleinern? Was heißt das genau?

Heute haben wir noch CDs und DVDs. Im Internet gibt es die längst als MP3s. Wir werden bald damit beginnen, die Musik-CDs Hörbücher, Zeitschriften, DVD-Spielfilme und –Sachfilme, E-Books zu digitalisieren, sprich als Downloads zur Verfügung zu stellen. Das läuft dann so, dass man sich auf der Internetseite der Bibliothek mit seiner Benutzernummer einloggen kann und die Datei auf dem heimischen PC für einen bestimmten Zeitraum nutzen kann. Danach, zum Beispiel nach zwei Wochen, lässt sich die Datei dann nicht mehr öffnen. Und genau so wird es in meinen Augen mittel- bis langfristig mit den meisten Medien laufen.

Wird das gute alte Buch denn komplett aus Ihren Regalen verschwinden?

Das denke ich nicht. Das Lesen von Büchern ist ein emotionaler Akt, es wird immer Menschen geben, die lieber Bücher lesen. Aber wir können uns der Entwicklung nicht verschließen, wir können nicht die Augen zu machen hinsichtlich der Tatsache, dass sich das Nutzerverhalten unserer Kunden verändert, wir müssen darauf reagieren. Natürlich haben wir als Bibliothek auch einen öffentlichen Auftrag. Aber auch als öffentliche Einrichtung müssen wir - gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise - daran denken, wirtschaftlich zu arbeiten.