In der „Woche des Sehens” macht der BSV Gelsenkirchen auf die Belange von Sehbinderten aufmerksam

Im AWo Centrum an der Grenzstraße 47 fand im Begegnungszentrum der Aktionstag des Blinden- und Sehbehinderten-Verein Gelsenkirchen statt unter dem Motto -Wenn die Augen schwächer werden- . Uwe Spickhofen, hinten, vertreibt Lesehilfen für den Computer Foto: Franz Meinert / WAZ FotoPool 9.10.2009
Im AWo Centrum an der Grenzstraße 47 fand im Begegnungszentrum der Aktionstag des Blinden- und Sehbehinderten-Verein Gelsenkirchen statt unter dem Motto -Wenn die Augen schwächer werden- . Uwe Spickhofen, hinten, vertreibt Lesehilfen für den Computer Foto: Franz Meinert / WAZ FotoPool 9.10.2009 © WAZ FotoPool

Auf dem Parkplatz blendet die Sonne. So stark, dass man die Augen zukneifen muss. Betritt man dann das AWO-Zentrum in der Grenzstraße, gewöhnen sie sich nur langsam an die neue Umgebung. Man ist blind - für einen Augenblick.

Die meisten der Anwesenden sind es schon länger, mache sogar ihr Leben lang. Im Rahmen der bundesweiten „Woche des Sehens” hat der Blinden- und Sehbehindertenverein (BSV) Gelsenkirchen den Aktionstag „Wenn die Augen schwächer werden” organisiert. Hier finden Blinde und Sehbehinderte nicht nur zueinander, sondern auch Hilfe in vielen Lebenslagen. „Wir wollen auf unsere Belange aufmerksam machen und Möglichkeiten aufzeigen, wie man sich den Alltag erleichtern kann”, sagt Magret Gajewski. Zusammen mit ihrem Mann Günter sitzt sie im Vorstand des Vereins. Beide verloren ihr Augenlicht in jungen Jahren. Sie ist vollständig erblindet, er nimmt nur noch starke Kontraste wahr. Für beide kein Grund sich zu Hause zu verkriechen und sich selbst zu bemitleiden: „Auch wenn man blind oder sehbehindert ist: Das Leben geht weiter.”

Das der Alltag für blinde Menschen erträglicher wird, dazu tragen viele der auf dem Aktionstag angebotenen Utensilien bei: „Sprechende” Personen- und Haushaltswaagen, Bücher in Brailleschrift, Füllstandsregler für Tassen mit Vibrationsalarm, selbst Kartenspiele mit speziell geknickten Karten. Trotz des vielfältigen Angebots sei der Markt für diese Produkte klein, sagt Uwe Spickhofen, dessen Firma „barrierefreie Medien” verkauft: „Man muss sich alles in der ganzen Welt zusammensuchen.”

Auch die Gajewskis sehen noch „Nachholbedarf”, besonders bei der Akzeptanz der „sehenden Umgebung” und im öffentlichen Raum: „Da müsste man viel öfter farbliche Kontraste setzen und mehr in Braille beschriften.”

Doch selbst mit der Blindenschrift gäbe es Probleme: „Viele Senioren, die erst im Alter erblinden, können gar keine Brailleschrift mehr.” Sie lernen es nicht, weil oft die Kostenträger fehlen.

Dabei sei Altersblindheit auf dem Vormarsch und besonders die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) eine „Volksseuche”, sagt Günter Gajewski. Beim „Gelben Fleck” - wie der Volksmund sagt - verliert das Gewebe der Netzhaut allmählich seine Funktionsfähigkeit.