Gelsenkirchen. Das Seniorentheater Synovia zeigte seine zweite Produktion „Der Besuch” am Samstagabend im Consol-Theater in Gelsenkirchen-Bismarck. Unter der Leitung von Ulrike Czermak entstand ein Stück zwischen Drama und Komödie.

Es ist die bekannte Geschichte der verarmten Stadt, die auf ihre Rettung hofft und dabei an die Grenzen ihrer Moral stößt. Eine frustrierende Geschichte, deren Dramatik in der Inszenierung durch komische Elemente aufgelockert wird. Es wird gesungen, gereimt, getanzt und ordentlich geruhrpöttelt. Vor allem der erste Akt gewinnt durch solche Momente an Fahrt und löst sich von der depressiven Atmosphäre. Es wird deutlich, dass die Hobbyschauspieler und ihre Regisseurin sich gegen eine „Eins-zu-Eins”- Umsetzung der Dürrenmattschen Groteske entschieden und der Handlung so einen eigenen Charme verliehen haben. Die Zuschauer belohnten dies mit Szenenapplaus.

Doch während die einen lachten und klatschten, kommentierte manch einer (leider teils schon beim Spiel) das Gesehene: Warum man sich nicht an die wunderbare Sprache Dürrenmatts halte?

Warum nicht?

Warum das Bühnenbild nicht naturalistisch sei und warum überhaupt dieses Übertriebene sein müsse? Bei solch einer Kritik bleibt doch die Gegenfrage: warum nicht?

Besonders stark: Der (weibliche) Butler, der dem Publikum vor Augen hielt wie schnell man in Skrupellosigkeit abdriften kann. Wie froh war man da, nur zu Besuch zu sein. Insgesamt eine gute Ensemble-Leistung und verdienter Beifall im vollen Haus.