Gelsenkirchen. Melina, Christoph und Pascal verarbeiten ihr Heimleben in Songtexten. Damit haben sie jetzt einen Auftritt bei der Odysseum Rap Battle in Köln gewonnen. In ihrem privaten und schulischen Umfeld werden die Teenagager oft mit Vorurteilen konfroniert.
Bunt bemalte Wände, dicke Kopfhörer auf den Ohren, das Mikro in der Hand. Dazu eingängige Beats, ein wenig Melodie und natürlich Sprechgesang: So präsentieren sich „Taitalta” alias Melina (15), Christopher (15) und Pascal (14) der Jury der Odysseum Rap Battle. Mit Erfolg: Unter 50 bundesweiten Teilnehmern wurde das Gelsenkirchener Trio als Sondergewinner ausgelost und darf nun am Sonntag auf der großen Bühne im Kölner Wissenspark Odysseum auftreten.
„Der Paul hat uns mal gesagt, dass da in Köln dieser Wettbewerb stattfindet und wir wollten dabei sein”, erzählt Christopher. Paul heißt Baluch mit Nachnamen und ist der Betreuer der drei Jugendlichen. Denn Pascal, Melina und Christopher leben im Kinderheim. „Und genau darum geht es auch in unserem Text”, erzählt Pascal. „Wir wollen den Leuten klar machen, wie das Heimleben wirklich ist.” Denn in ihrem privaten und schulischen Umfeld werden die Teenager häufig mit Vorurteilen konfrontiert.
Hartnäckige Vorurteile
„Viele Leuten denken beim Stichwort Kinderheim an dunkle Hallen, Schlafsäle und Nonnen”, meint Betreuer Paul Baluch. „Außerdem stößt man gerade bei Älteren auf das Vorurteil, dass in Heimen nur Waisenkinder leben.” Natürlich sei das alles in Wirklichkeit längst nicht mehr so: „Die Kinder leben hier in Wohngruppen mit Selbstversorgung, gehen zur Schule, treffen Freunde”, berichtet Einrichtungsleiterin Anja Gresch.
Genau das haben die drei Nachwuchs-Rapper auch in ihren Texten verarbeitet. „Die sind sehr persönlich geworden”, meint Paul Baluch. Und tatsächlich: Es geht um den Schmerz der Trennung von den Eltern aber auch um das Gefühl, im Heim nicht alleine zu sein. „Leute denken” nennt sich der Song und ist in Gemeinschaftsarbeit der drei Jugendlichen entstanden. „Seit gut eineinhalb Jahren ist die Band jetzt in der Konstellation zusammen”, erzählt Betreuer Baluch. „Und genauso lange schreiben die drei auch eigene Stücke.”
Betreuer halten sich zurück
Die Betreuer halten sich dabei merklich zurück: „Wir geben höchstens ein paar Tipps und helfen beim Feinschliff. Der Rest kommt aber von den Kids.” Alle drei haben dabei eine ganz eigene Arbeitsweise: „Ich kann am besten im Proberaum schreiben”, sagt zum Beispiel Melina. „Ich hocke mich auch schonmal so hin und schreibe was auf, wenn ich eine gute Idee habe”, meint Christopher.
Gefreut haben sich die drei über ihren Gewinn auf eine ganz eigen Art: „Ich war schockiert”, sagt Melina und lacht: „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so gut sind.” Und Pascal fand das Gefühl „irgendwie komisch” beschreibt er: „Schließlich haben wir so etwas noch nie gehabt oder erlebt. Das ist ein ganz neues Gefühl für uns.”