Ilse Engmann gründete 1995 die „Raduga Tschernobyl-Hilfe Gelsenkirchen”. Ihr Nachfolger ist Ralf Theune.
Die verheerende Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (26. April 1986) ist mittlerweile fast 24 Jahre her. Und noch immer helfen Menschen den Bewohnern dieser Region in der heutigen Ukraine. „Das wird auch die nächsten 100 Jahre noch nötig sein”, sagt Ralf Theune. Der 43-Jährige ist der neue Vorsitzende der Raduga Tschernobyl-Hilfe Gelsenkirchen.
Damit löst er Ilse Engmann (65) ab, die den Verein 1995 gründete. 16 Mitglieder zählte die Raduga damals. „Davon sind nur noch sechs dabei”, sagt Ilse Engmann. Der Rest habe aus finanziellen oder räumlichen Gründen den Verein verlassen. Heute hat die Raduga 32 Mitglieder, die den jährlichen Aufenthalt von ukrainischen Kindern und Jugendlichen in Gelsenkirchen organisieren. Dabei fungieren die wenigsten von ihnen als Gastfamilien. Das passe irgendwie nicht, meint Ilse Engmann. Warum weiß sie selber nicht so genau, aber „mangelndes Interesse kann es ja nicht sein.”
Nach wie vor gesundheitliche Probleme
„Es ist schwieriger geworden, Gasteltern, Spender und Sponsoren zu finden. Tschernobyl ist kein Thema mehr”, sagt die Rentnerin Ilse Engmann, die heute als ehrenamtliche Mitarbeiterin im Hospiz Herne tätig ist. Krebs und Missbildungen gebe es aber nach wie vor und Jugendliche bekämen mit 16 Jahren Kreislaufprobleme und teilweise tödliche Herzinfarkte. 2006 und im letzten Jahr sei die finanzielle Lage der Raduga so schlecht gewesen, dass keine Kinder eingeladen werden konnten.
Hin- und Rückfahrt und Freizeitaktivitäten der Gastkinder werden von den jährlichen Raduga-Mitgliedsbeiträgen in Höhe von 31 Euro, Spenden und Sponsorengeldern gezahlt. Die Einrichtungen, die die Raduga mit ihren jungen Gästen besucht (z.B. Sportparadies, Schloss Beck in Bottrop-Kirchhellen, Bergbaumuseum, Aquazoo) gewähren den Gruppen freien Eintritt. Dazu zählte auch mal die Zoom Erlebniswelt. Heute bekommt die Raduga dort zwar noch 50 Prozent Ermäßigung, aber das ist für den Verein noch zu teuer.
"Nicht den heiligen Samariter rauskehren"
Ralf Theune, Kraftwerksmeister in Scholven, kam 1997 zur Raduga. „Ich und meine Frau haben damals einen Zeitungsartikel gelesen und meldeten uns daraufhin als Gastfamilie”, sagt der neue Vorsitzende. Seine Frau sei zunächst nicht so angetan gewesen von der Idee, aber nach einem Vereinstreffen habe sie sich auch für die Sache begeistern können. Schnell übernahm Theune das Amt des Schriftführers und vor vier Jahren wählte der Verein ihn zum stellvertretenden Vorsitzenden. Und jetzt also der Vorsitz. Grundsätzlich wolle er im Sinne von Ilse Engmann weitermachen, so der 43-Jährige. Aber er möchte noch mehr auf die Vorschläge von Mitgliedern und Gasteltern eingehen. „Ich möchte die Beziehungen zu den Leuten vor Ort stärken, ohne dabei den Heiligen Samariter rauszukehren.”