Gelsenkirchen. Wie sehr die Stadt Gelsenkirchen von den Taylor-Swift-Fans profitieren kann – und warum ein Angebot für die „Swifties“ trotzdem gestrichen wurde.
Über 150.000 junge Menschen aus aller Welt werden am 17., 18. und 19. Juli in Gelsenkirchen erwartet, wenn US-Megastar Taylor Swift ihre heiß erwarteten Konzerte in der Veltins Arena gibt. Die Stadtverwaltung rechnet allerdings damit, dass zusätzlich zu den Ticketinhabern auch zwischen 1000 und 2000 Fans ohne Ticket nach Gelsenkirchen strömen werden, wenn der US-Megastar an der Emscher gastiert. Diese geschätzte Zahl habe man vom Veranstalter (FKP Scorpio Konzertproduktionen) mitgeteilt bekommen, sagte Stadtsprecher Martin Schulmann auf WAZ-Nachfrage.
„Wir können kein Gefühl dafür entwickeln, was da passiert am 17., 18. und 19. Juli 2024“. Etwas unsicher zeigte sich das Stadtmarketing noch im vergangenen Jahr. Man müsse erst abwarten, was bei den ersten Stationen der „The Eras“-Europa-Tour passiere, hieß es damals. Mittlerweile sind die ersten Konzerte in Städten wie Paris, Stockholm und Lissabon gelaufen. „Bekannt ist, dass einige Ticket-Holder frühzeitig angereist sind und um einen guten Platz zu erhalten, vor der Spielstätte gezeltet haben“, teilt die Stadt nun ihre Erkenntnisse mit.
Camping-Angebot an der Neuen Zeche Westerholt gestrichen
Man stehe auch im Austausch mit dem Veranstalter und dem FC Schalke 04, ob im Umkreis der Arena noch Übernachtungsmöglichkeiten für die Fans angeboten werden können. „Aus den Erfahrungen der anderen Konzerte ist bekannt, dass die ,Swifties‘ möglichst nahe an ihrem Idol am jeweiligen Stadion sein wollen“, so Martin Schulmann. Länger bekannt ist bereits, dass die vorübergehend eingerichteten „Pop-up-Campingplätze“ für die EM auch für die Fans von Taylor Swift und Rammstein (hier finden die Konzerte zwischen dem 26. und 30. Juli statt) zur Verfügung stehen sollen.
Ursprünglich sollte es drei besondere Camping-Angebote im Umkreis geben: an der Zeche Ewald in Herten, im Revierpark Nienhausen und an der Neuen Zeche Westerholt, wo man auch mit einem „Glamping“, also anspruchsvollerem Camping, punkten wollte. Dieses vergleichsweise teure Angebot wurde allerdings jetzt komplett gestrichen: Der niederländische Anbieter „Event Camping“ hatte sich aufgrund zu geringer Nachfrage zurückgezogen, wie Bernd Lohse, Geschäftsführer der Neuen Zeche mitteilte. Die wenigen Menschen, die dort einen Platz gebucht haben, würde man nun an den Revierpark verweisen.
Auf der dortigen Festwiese könnten, je nach Zeltgröße, zwischen 700 und 1000 Personen Platz finden, sagt Parkleiter Franz Dümenil. Für Wohnmobile stehen nicht nur die regulären 20 Plätze zur Verfügung, sondern auch weitere am Freibadparkplatz und am Hördeweg. An der Zeche Ewald können laut Vermieter Stefan Lindauer maximal 650 Personen campen. Nach aktuellem Stand werde man mit 40 Zelt-Unterkünften in die EM-Zeit gehen und mit 20 Stück zu Taylor Swift und Rammstein am Start sein. Womo-Stellplätze gibt es bis zu 80. Sowohl im Revierpark als auch in Herten betont man, je nach Buchungslage flexibel zu sein.
Lukrativ könnte die Welle der „Swifties“, der Taylor-Fangemeinschaft, nicht nur aufgrund der Zelt- und Wohnmobilplätze werden. Man spricht mittlerweile schon von „Swiftonomics“, wenn die Rede von den hohen Beiträgen ist, welche die Konzerte des US-Megastars in die Kassen der gastgebenden Städte spülen. Mittlerweile ist bekannt, dass die Stadt mit Partnern auch eine dreitägige Open-Air-Party auf dem Heinrich-König-Platz veranstalten will, um vom Taylor-Hype zu profitieren.
FDP Gelsenkirchen: Jenseits der Bühne Eindruck machen
Zu der Frage, ob es grobe Schätzungen zu den zusätzlichen Einnahmen gibt, die an den drei Taylor-Tagen in der Gelsenkirchener Wirtschaft bleiben, macht die Stadt folgende Rechnung auf: „Je nachdem, ob die Besucherinnen und Besucher der Kategorie ,Tagestourismus‘ oder ,Übernachtung in Gelsenkirchen‘ zugeschlagen werden, variieren die theoretischen Einnahmen. Sie reichen von knapp 30 Euro bei Tagestouristen bis zu 150 Euro bei Übernachtungsgästen in Hotels (Ticketpreise für Konzerte sind dabei ausgenommen). Bei 150.000 Besucherinnen und Besuchern der Swift-Konzerte in der Arena also zwischen 4,5 und 22,5 Mio. Euro. Dazu kommen noch Besucherinnen und Besucher ohne Tickets.“
Hitzeschutz als besonderes Thema
Bei dem ersten Konzert von Taylor Swift in Rio im November 2023 war eine 23-jährige Frau kollabiert, die später im Krankenhaus starb. In Brasilien herrschten zu diesem Zeitpunkt extreme Temperaturen von bis zu 42,5 Grad.
Hitzeschutz ist deswegen auch in Gelsenkirchen ein besonderes Thema, wie die Stadt mitteilte. Das städtische Jugendreferat sei mit dem Veranstalter diesbezüglich im Austausch. Was das für die Wasserversorgung auf dem Konzert genau bedeutet, ist allerdings noch nicht bekannt.
Die FDP übrigens findet, dass man nicht nur den „Swifties“, sondern auch ihrem Idol die Stadt zeigen sollte. Bekanntlich bleibe Taylor Swift drei Tage in der Region. „Die wird sie sicher nicht nur in ihrem Hotelzimmer verbringen“, ist die kulturpolitische Sprecherin der FDP, Anne Schürmann, überzeugt. Hier ergäbe sich eine Chance, dem amerikanischen Star die Highlights der Stadt und Region zu präsentieren, meint sie. „Bilder jenseits der Bühne, in der Heilig-Kreuz-Kirche oder an der Zeche Consol würden bei nahezu 500 Millionen Followern bei Instagram & Co. sicherlich Eindruck und wahrscheinlich sogar Lust auf Gelsenkirchen machen“, ergänzt die FDP-Fraktionsvorsitzende Susanne Cichos. Zur „Swiftiemania“ in Gelsenkirchen stellt die Fraktion für den nächsten Kulturausschuss nun noch einmal einen Sachstandsbericht.