Gelsenkirchen-Buer. Das Restaurant in Gelsenkirchen-Buer läuft gut, der Biergarten gehört zu den schönsten der Stadt. Dennoch hat der Betrieb Insolvenz angemeldet.

Dieses Restaurant hat einen der schönsten Außenbereiche in Gelsenkirchen: Im Garten der „Villa Italia“ an der Horster Straße sitzt man besonders schön, aber auch der Innenbereich des ehemaligen Zechengebäudes ist geschmackvoll und gemütlich gestaltet, das Essen lecker, die Atmosphäre freundlich. Umso mehr verwundert diese Nachricht: Die Betreibergesellschaft „Hugo I Gastro UG“ hat jetzt Insolvenz angemeldet.

Das Amtsgericht Essen veröffentlicht regelmäßig im Internet die neu eröffneten Insolvenzverfahren, seit dem vergangenen Freitag findet sich dort auch der Eintrag zu dem Gastronomiebetrieb aus Gelsenkirchen. Zum Insolvenzverwalter wurde ein Gelsenkirchener Rechtsanwalt bestimmt.

Gelsenkirchener Restaurantbetreiber: „Werden niemanden entlassen“

Rosario Nistico ist einer der beiden Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, und er stellt zunächst eine Sache klar: „Die Villa Italia bleibt wie gewohnt geöffnet, an den Öffnungszeiten ändert sich nichts, genauso wenig wie an unserem Speise- und Getränkeangebot.“ Und, mindestens genauso wichtig: „Es wird kein Mitarbeiter entlassen.“

Die Villa Italia ist im ehemaligen Markenhaus der Zeche Hugo untergebracht.
Die Villa Italia ist im ehemaligen Markenhaus der Zeche Hugo untergebracht. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Seit drei Jahren leitet Nistico gemeinsam mit seinem Co-Geschäftsführer Jashari Alban die Gesellschaft. „Leider haben wir vom Vorgänger auch einige Altlasten übernommen“, sagt Nistico, und berichtet von Problemen, mit denen sich auch andere Gastrobetriebe in den vergangenen Jahren hätten herumschlagen müssen. „Dazu gehört die ganze Corona-Problematik“, zählt der Geschäftsführer auf, „aber auch die gestiegenen Energiepreise.“

So geht es in den kommenden Monaten jetzt weiter

Dabei seien die Geschäfte zuletzt nicht schlecht gelaufen – ganz im Gegenteil. „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren unseren Umsatz immer wieder um zehn bis 20 Prozent steigern können“, sagt Nistico. Das habe allerdings nicht gereicht, um die Probleme, die man vom Vorgänger „geerbt“ hatte, aufzuwiegen. Daher hätten sich sein Partner und er zu dem Schritt entschlossen und Insolvenz angemeldet.

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Nistico erklärt, wie es jetzt weitergeht. „In den kommenden drei Monaten werden wir mit dem Insolvenzverwalter eng zusammenarbeiten und schauen, wie man die Situation wieder bereinigt bekommt“, so der Gastronom. Ziel sei dann die Gründung einer neuen Gesellschaft. Nistico setzt aber auch auf den Vermieter, den Besitzer der Immobilie: „Der muss dann auch in das Gebäude investieren“, so der Geschäftsführer.

Das „Hugo“ war früher Kult in Gelsenkirchen-Buer

Die Villa Italia befindet sich im ehemaligen Markenhaus der Zeche Hugo – daran erinnern noch heute die großen Buchstaben über dem Haupteingang: „Hugo I“ steht da. Im Markenhaus gaben Bergleute vor der Einfahrt in den Schacht ihre Marke ab – so wusste man immer, wer gerade unter Tage arbeitete. Ab 1980 zog das Gebäude aber eine ganz andere Klientel an: Das „Hugo“ war eine der angesagtesten Discos (heute würden man wohl „Club“ sagen) in Gelsenkirchen, wer heute zwischen 35 und 60 Jahre alt ist, war mit hoher Wahrscheinlichkeit in seiner Jugend mindestens einmal, höchstwahrscheinlich öfter da.

2004 schloss das „Hugo“ seine Türen, 2005 eröffnete nach aufwändigen Umbauarbeiten die Villa Italia, seitdem wird im alten Markenhaus weniger getanzt, dafür mehr gegessen. Ganz vergessen sind die Disco-Zeiten aber nicht: In unregelmäßigen Abständen finden „Hugo-Revival-Parties“ statt, im Dachgeschoss findet sich nach wie vor die alte Hugo-Tanzfläche. Wer mag, kann dort Privatfeiern steigen lassen und in Erinnerungen schwelgen.