Gelsenkirchen-Schalke. In einer Kinderstube startete dieses Gelsenkirchener Unternehmen seine Erfolgsgeschichte. Was Fußballstar Ronaldo damit zu tun hat.
In einem Schalker Kinderzimmer hat es angefangen, klein und bescheiden. Heute erstreckt sich das Geschäftsfeld von „Köktürk Friseurbedarf und Kosmetik“ auf „33 Länder und mehrere Zehntausend Kunden“ weltweit. Selbst Weltfußballer und Superstar Ronaldo trug „Made in Germany“, als er bei Promi-Friseur Mustafa Mostafa Platz nahm und sein Haar stylen ließ - unbewusst. Vom „Frisierstuhl über die Schere bis hin zum Haargel“ - mehr als 6000 Artikel umfasst das Produktportfolio des Gelsenkirchener Familienunternehmens, auf das Friseure wie Mostafa in Europa, Südamerika, Asien und Australien zugreifen.
Und die Chancen stehen ganz gut, dass bald die dritte Generation ins florierende Geschäft einsteigt - heutzutage eher eine Seltenheit. „Meine 15-jährige Tochter interessiert sich sehr für unser Geschäft und hilft bereits mit aus“, sagt Erdal Köktürk. Der 39-jährige zweifache Familienvater führt zusammen mit seinem jüngeren Bruder Serdar (35, zwei Kinder) die Geschicke des Schalker Großhandels. „Wir sind Perfektionisten und arbeiten sieben Tage die Woche“, erklären die Unternehmer. Geschäftliche Entscheidungen würden stets gemeinsam getroffen, nur selten, dass „einer von uns mal anderer Meinung ist“, sagen sie.
Von Gelsenkirchen aus in die weite Welt: Brüder-Paar beliefert „Zehntausende Kunden in 33 Ländern“
Wobei jeder der beiden Geschäftsleute auch seine eigenen Schwerpunkte hat. Serdar kümmert sich um den Einkauf und die Sparte Ladeneinrichtungen, Erdal um die Buchhaltung und den Ausbau der Produktpalette. (Leit-)Messen wie die im italienischen Bologna besuchen sie ebenso wie die im Juli anstehende Schau in Las Vegas/USA, und zwar immer zu zweit. Und: Sie stehen nach wie vor noch regelmäßig „auf großen Trödelmärkten“ persönlich am Verkaufsstand - an der Schalker Arena oder in Hanau/Frankfurt. Wichtig für sie: „Der direkte Kontakt zu den Kunden.“
18 Mitarbeiter und drei Auszubildende arbeiten mittlerweile mit den Brüdern am Geschäftserfolg des Schalker Friseur- und Kosmetik-Großhandels. Weitgehend unbemerkt, selbst nach dem Umzug von der Wilhelminenstraße an die Lockhofstraße. Denn der 2007 neu errichtete, rund 2000 Quadratmeter umfassende Firmensitz liegt eher versteckt in dem Gewerbegebiet nahe der A42. Das ist anscheinend kein Nachteil. Von „den 1500 Palettenstellplätzen“ im Hochregallager aus treten die über 6000 verschiedenen Produkte ihre Reise in alle Welt an. Dazu gibt es heute noch ein Außenlager (1000 m2) an der Husemannstraße.
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„Den Grundstein zum Erfolg gelegt hat unser Vater“, blickt Serdar zurück. Wie so viele seiner Landsleute aus dem türkischen Bergbau- und Kohlerevier Zonguldak an der Schwarzmeerküste suchte sein Vater Hasan Köktürk, gelernter Schreiner, in den 1960er-Jahren sein Glück als Gastarbeiter in Deutschland. „Es war immer sein Traum, einmal ein eigenes Geschäft zu haben“, ergänzt Erdal. Sein Vater begann nebenbei, Artikel des täglichen Bedarfs zu verkaufen - Shampoos, Deos und Zahnpasta namhafter Hersteller. Als Lager diente ihm anfangs eines der Kinderzimmer in dem Zechenhaus, in dem die Familie wohnte. Später war die Garage Dreh- und Angelpunkt des Handelgeschäftes, am Ende „das komplette Gebäude“. Aber selbst das Stammhaus platzte irgendwann vor lauter Waren aus allen Nähten, daher der Standortwechsel 2007 ins Schalker Gewerbegebiet. Und mit ihm der Stabwechsel vom Vater an seine beiden Söhne, die ohnehin seit ihrer Jugend schon mithalfen.
Erfolgsrezept der Gelsenkirchener Brüder: Alles aus einer Hand - günstige Produktion im Ausland
Den Erfolg schreiben die Brüder Erdal und Serdar mehreren Faktoren zu. Zum einen der Idee, alles „aus einer Hand anzubieten“, von der kompletten Innenausstattung eines Friseurgeschäftes bis hin zu Schere und Trockner oder Extensions (Haarverlängerungen) und Rasierwasser. Dabei haben es die Gelsenkirchener nicht dabei belassen, nur Produkte von etablierten Firmen an die vielen Betriebe in der Region und darüber hinaus zu vertreiben. Vielmehr haben sie mittlerweile eine Eigenmarke im Programm - Novon. Und: Auf Wunsch können sich Kunden mittlerweile auch ihre eigene Produktlinie kreieren und liefern lassen. Köktürk lässt nach eigenen Angaben hauptsächlich in der Türkei und Deutschland produzieren, natürlich aber auch in Fernost.
Zum anderen nutzen sie den Vorteil, dass die türkische Regierung der schwächelnden heimischen Wirtschaft „mit Subventionen unter die Arme greift“. Dank großer Abnahmemengen und günstigen Produktionskosten durch die Zuschüsse für die Hersteller könne man gute und wettbewerbsfähige Preise anbieten.
Expansionpläne: Gelsenkirchener Unternehmer haben Drogerie- und Parfümerieketten im Blick
Beim Ist-Zustand wollen es die beiden erfolgreichen Brüder aber nicht belassen. Aktuell arbeiten Serdar und Erdal Köktürk daran, ihre umfangreichen Expansionpläne voranzutreiben. „Wir wollen den Kosmetikbereich ausbauen“, kündigt Erdal Köktürk an. Pflegecremes schweben den Unternehmern vor. Ihre Produkte sollen bald „in Duty-Free-Shops“ und in „Parfümerie-Ketten“ zu kaufen sein. Des Weiteren entwickelt das Unternehmen gerade eine „zweite Eigenmarke, die in Drogeriemärkten“ Absatz finden soll.
„Außerdem befinden wir uns in Gesprächen mit Discountern“, verrät der 39-Jährige. Duftspender etwa, die Flacons passend für die gängigen Marken. In China hergestellt, abgefüllt in Dubai sollen sie „neben etablierten Größen wie Airwick, Febreze und Co.“ Marktanteile in Deutschland erobern. Dazu braucht es sehr wahrscheinlich größere Kapazitäten, zumal ein Teil der Produktion „hier in Gelsenkirchen angesiedelt werden soll“, so Köktürk. Zusammen mit der Gelsenkirchener Wirtschaftsförderung wird nach einem passenden Standort gesucht, um die 5000 Quadratmeter müssen es schon sein. Der Erfolgsgeschichte von „Köktürk Friseurbedarf und Kosmetik“ könnten also noch weitere Kapitel folgen.
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