Gelsenkirchen-Heßler. Angst und Schrecken nach Automaten-Sprengungen in Gelsenkirchen. Jetzt hat die Sparkasse die Filiale kernsaniert und hochgerüstet.

Ein Trümmerfeld wie nach einem Bombenangriff haben Automaten-Sprenger hinterlassen, die vor sieben Monaten das Wohn- und Geschäftsviertel rund um die Kanzlerstraße in Gelsenkirchen-Heßler in Angst und Schrecken versetzten. Kurz nach drei in der Früh zündeten vermummte Kriminelle innerhalb von nicht einmal einer handvoll Minuten drei Sprengsätze, um Kasse zu machen. In der ersten Juniwoche soll die komplett sanierte Sparkassen-Filiale wieder den normalen Geschäftsbetrieb aufnehmen. Kernsaniert und sicherheitstechnisch hochgerüstet, um Nachahmer abzuschrecken.

Sicherheit für alle 67 Sparkassen-Geldautomaten: „Sind in Gelsenkirchen up to date“

„Wir sind jetzt mit allen unseren 67 Automaten im Stadtgebiet up to date“, verkündete Stephanie Olbering, Mitglied des Sparkassen-Vorstandes Gelsenkirchen, kurz vor dem Neustart. 500.000 Euro hat das Geldinstitut in die Sanierung und in die Sicherheit der Süd-Filiale investiert.

Über die anstehende Wiedereröffnung der Sparkassen-Geschäftsstelle in Heßler freut sich Vorstandsmitglied Stephanie Olbering (2. v. l.) gemeinsam mit (v.l.) dem Experten für Geldautomatensicherheit Alexander Mihm, der Architektin Anika Müller und dem Geschäftsstellenleiter Nils Scharmer.
Über die anstehende Wiedereröffnung der Sparkassen-Geschäftsstelle in Heßler freut sich Vorstandsmitglied Stephanie Olbering (2. v. l.) gemeinsam mit (v.l.) dem Experten für Geldautomatensicherheit Alexander Mihm, der Architektin Anika Müller und dem Geschäftsstellenleiter Nils Scharmer. © gkfoto | Gerd Kaemper

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Kunden passieren künftig zwei automatische Türanlagen, die Geldautomaten sind weiter nach hinten gerückt und werden neben der mittlerweile zum Standard gehörenden Vernebelungsmaschine und Einfärbe-Anlage, damit macht man die Geldscheine unbrauchbar, jetzt unter anderem auch durch eine „Juweliergitteranlage“ vor Angriffen geschützt. Maßnahmen, die Alexander Mihm, zuständig für die Geldautomatensicherheit bei der Sparkasse, „in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt“ getroffen hat. Weitere Details unterliegen der Geheimhaltung.

Automaten-Sprengung in Heßler: Vermummte Täter Täter erbeuten 5000 Euro – Banknoten aber wertlos

Ohnehin konnten die Täter – drei in schwarz gekleidete Männer und ein ebenso vermummter Fluchtfahrer – keine große Beute machen. Gerade einmal 5000 Euro sammelte das Trio hastig nach den Sprengungen ein. Ein Video zeigt, wie ein Täter die Beute im Auto sogar noch fotografiert. „Wir vermuten als Beweis für seinen Auftraggeber oder Chef, denn die Banknoten waren eingefärbt und damit wertlos“, erklärt Mihm.

Sparkassen-Sicherheitsexperte Alexander Mihm zeigt Bilder der verwüsteten Filiale an der Kanzlerstraße in Heßler. „Ich habe schon vieles gesehen“, sagt Mihm, „aber so etwas noch nicht“. Die Täter hätten große Mengen Sprengstoff eingesetzt.
Sparkassen-Sicherheitsexperte Alexander Mihm zeigt Bilder der verwüsteten Filiale an der Kanzlerstraße in Heßler. „Ich habe schon vieles gesehen“, sagt Mihm, „aber so etwas noch nicht“. Die Täter hätten große Mengen Sprengstoff eingesetzt. © Nikos Kimerlis

Neusten Erkenntnissen der Kriminalbehörden zufolge, so berichtet Mihm weiter, hätten diese um die 300 Kriminelle zählenden Banden aus dem Raum Utrecht/Niederlande mittlerweile ein „eigenes Franchise-System“ aufgebaut, um sich nicht mehr selbst die Hände schmutzig zu machen: 500 bis 600 PS-starke Fluchtfahrzeuge, Sprengstoff oder Laserpointer, um Verfolger wie die Polizei massiv zu blenden – alles im Paket inbegriffen. Auch vor Schüssen auf ihre Häscher schrecken die skrupellosen Automatensprenger bei ihren halsbrecherischen Fluchten mit Vollgas nicht zurück. Neben den Geldautomaten-Sprengungen sei ein weiterer Geschäftszweig dieser Banden „der Handel mit Kokain“.

Zehn Geldautomaten der Sparkasse Gelsenkirchen seit 2015 gesprengt – Schaden: rund zwei Millionen Euro

Die Sparkassen-Filiale in Gelsenkirchen-Heßler wurde durch die Sprengung des Geldautomaten zu einem Trümmerfeld. 500.000 Euro hat die Kernsanierung und die sicherheitstechnische Aufrüstung gekostet. In der ersten Juni-Woche soll der Filialbetrieb wieder anlaufen.
Die Sparkassen-Filiale in Gelsenkirchen-Heßler wurde durch die Sprengung des Geldautomaten zu einem Trümmerfeld. 500.000 Euro hat die Kernsanierung und die sicherheitstechnische Aufrüstung gekostet. In der ersten Juni-Woche soll der Filialbetrieb wieder anlaufen. © Nikos Kimerlis

2015 jagten erstmals Kriminelle in Gelsenkirchen einen Sparkassenautomaten in die Luft. Es folgten neun weitere Sprengungen, sechs waren laut Stephanie Olbering „leider erfolgreich“. Schadenssumme: 1,9 Millionen Euro. Von Dezember 2022 bis März 2023 hinterließen Automatensprenger in Erle und Resse sowie in Horst und in Scholven nach zum Teil spektakulären Raubzügen jeweils ein Trümmerfeld. Dabei waren auch andere Banken betroffen.

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Demgegenüber stehen 1,4 Millionen Euro, die die Sparkasse Gelsenkirchen seit 2015 in die Aufrüstung der Sicherheitssysteme ihrer Filialen gesteckt hat. Maßnahmen, die anscheinend Wirkung zeigen. Olbering zitiert aus einem Bericht des Sparkassen- und Giroverbandes. Demnach belief sich die Zahl der Automatensprengungen vom 1. Januar bis zum 6. Mai 2024 NRW-weit nur noch auf 15 Angriffe auf Geldautomaten. „Im Vorjahr waren es in Vergleichszeitraum noch 60 Sprengungen.“

So sieht es heute an der Kanzlerstraße in GE-Heßler aus. Unter anderem wurde eine zweifache Türschleuse eingebaut, die Geldautomaten befinden sich jetzt weiter hinten im Gebäude.
So sieht es heute an der Kanzlerstraße in GE-Heßler aus. Unter anderem wurde eine zweifache Türschleuse eingebaut, die Geldautomaten befinden sich jetzt weiter hinten im Gebäude. © gkfoto | Gerd Kaemper

Und was passiert mit dem zwölf Tonnen schweren Automaten-Bunker aus Stahlbeton, der bislang ersatzweise Kunden mit frischem Bargeld versorgt hat? Der findet demnach einen neuen Standplatz. Und zwar im Nordsternpark – für die Fußball-Europameisterschaften.