Gelsenkirchen. Ein Vierteljahrhundert blumiger Stadtgeschichte. Das steckt hinter 25 Jahren Floral Studio in Gelsenkirchen.
„Blumen sind Wohlfühlartikel“, sagt Corinna Jasper-Bekemeier, „So, wie ein schönes Essen oder ein gutes Getränk“. Sie steht im Hinterraum ihres Blumengeschäfts, zwischen Regalen voller Vasen und Töpfen und frischen Schnittblumen. Jasper-Bekemeier ist Floristin, seit 25 Jahren gehört ihr das Fachgeschäft „Floral Studio“ in der Gelsenkirchener Innenstadt. Ein Vierteljahrhundert, in dem sie viel erlebt hat.
Doch zunächst einmal zum Beginn: Nach ihrer Ausbildung ist Jasper-Bekemeier als „Blumenfee“ um die Welt gereist: quer durch Europa, nach Tokio und in die USA. „An der Meister-Schule habe ich dann meinen Mann kennengelernt“, berichtet Corinna Jasper-Bekemeier und strahlt. Thomas Bekemeier, der Mann, ist selbst kein Florist, sondern Einzelhandelskaufmann und Bilanzbuchhalter. „Meine Frau ist an der Front, ich mache hauptsächlich das Büro, den Einkauf und den Background“, erklärt er. In der „grünen Branche“, wie Thomas Bekemeier es nennt, arbeite er aber schon seit Beginn seiner Karriere.
Spaß an der Arbeit mit Menschen und Gefühl für Farben und Formen
Zehn Mitarbeitende sind Teil des Floral Studios, Andrea Morschek ist eine davon. „Jeder hat ja so sein Steckenpferd, meines ist die Trauerarbeit“, erklärt sie. Seit fast zehn Jahren arbeitet sie hier und dafür fallen ihr gleich mehrere Gründe ein: „Die Chefs, die Kollegen, die Vielfalt, die Auswahl, die Kunden, einfach alles“. Eine ihrer Kolleginnen ist gerade noch in der Ausbildung. Sie ist eine von insgesamt 19 Azubis, die hier in den 25 Jahren gelernt haben. Neben dem Spaß an der Arbeit mit Menschen ist Corinna Jasper-Bekemeier besonders ein Gefühl für Farben und Formen bei ihren Azubis wichtig: „Das kann man lernen, aber es ist gut, dass auch ein bisschen im Feeling zu haben“. Als Auszubildende des ehemaligen Blumenhandels Hostadt ist sie selbst schon länger Teil der fast 100-jährigen Geschichte des Blumenladens.
Seit knapp 100 Jahren gibt es den Gelsenkirchener Blumenladen
Seit 1927 gehört der Laden schon zum Stadtbild, damals noch als Blumenhandel Hostadt. In der Wand auf der Rückseite des Ladens finden sich noch Splitter einer Granate aus dem Zweiten Weltkrieg, erzählt Thomas Bekemeier. Als die ehemalige Besitzerin den Laden aus Altersgründen abgeben wollte, war das für das Paar eine besondere Situation: „Wir haben das nicht gesucht, es war nicht das Ziel, dass wir uns selbstständig machen. Durch die Anfrage von Hostadt hat es sich aber so ergeben“, erinnert sich Thomas Bekemeier, und fügt hinzu: „Wir hätten wahrscheinlich nie einen anderen Laden übernommen“.
25 Jahre sind seitdem vergangen, eine Zeit, in der einige besondere Werke entstanden sind: „Für eine Beerdigung haben wir mal einen Leuchtturm gemacht, aus roten und weißen Rosen. So hoch war der“, erzählt Bekemeier stolz, die Hand hält er einen Meter siebzig hoch in der Luft. Seine Frau erinnert sich an ein Hufeisen und fallende Würfel, für einen verstorbenen Spieler.
Blumengestecke für den „heiligen Rasen“ auf Schalke
Aber auch an prominenten Orten waren die Blumengestecke von Corinna Jasper-Bekemeier schon. „Wir haben auch schon in der Arena auf dem heiligen Rasen für Franz Beckenbauer mit Freunden und Sponsoren eine Tischdeko für ein Dinner gestaltet“, erzählt Thomas Bekemeier.
Aber auch DAX-Konzerne hat das Gelsenkirchener Unternehmen schon mit Blumen ausgestattet. Sogar bis Dubai und Qatar sind die Gestecke von Floral Studios schon gereist. „Da gehen unserer Dekos durch die ganze Welt“, sagt Corinna Jasper-Bekemeier stolz. Welche Firmen genau ihre Tische mit den Gestecken schmücken, verraten die beiden nicht: Betriebsgeheimnis versteht sich.
Dauerbrenner Blumenstrauß: „Einfach wertig und daran wird sich nie etwas ändern“
Neunzehn Azubis, prominente Auftraggeber, Baustellen und eine Pandemie – In 25 Jahren kann eine Menge passieren. Corinna Jasper-Bekemeier zieht ein positives Fazit: „Wir freuen uns, dass wir alles überstanden haben“, sagt sie, „Alles haben wir gewuppt, alles haben wir gestemmt“. Und auch, wenn sich der ein oder andere Trend über die Jahre ändert; ein Dauerbrenner bleibt. „Der Blumenstrauß“, sagt Thomas Bekemeier ohne langes Überlegen, „Ein Strauß hält keine drei Wochen, das weiß jeder, aber dafür schätzt man ihn umso mehr. Ein Blumenstrauß ist einfach wertig und da wird sich auch nie was dran ändern“.
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Aber natürlich haben die Gelsenkirchener auch ihre ganz eigene Lieblingsbestellung: „Blau-weiße Sträuße“, weiß Thomas Bekemeier. Frei nach dem Motto „Blau und Weiß ein Leben lang“ fügt er hinzu. Und manchmal auch darüber hinaus: „Wir haben auch viele Beisetzungen, wo ein blau-weißes Teil dabei ist. Die Schleife oder die Blumen“.
Am Ende sind Blumen eben auch die wohl schönste Sprache der Welt, und die Bekemeiers sprechen sie in allen Farben und Formen.