Gelsenkirchen. Die Mai-Demo in Gelsenkirchen lockte 350 Teilnehmende zum gemeinsamen Fußmarsch durch die Stadt an. Danach folgte ein Familienfest im Stadtgarten.
Als sich der Menschenstrom gerade in Bewegung setzen will, stimmen einige Teilnehmende spontan das „Steigerlied“ an. Das passt doch auch wunderbar zum Tag der Arbeit, der an jedem 1. Mai gefeiert wird. „Glück auf, der Steiger kommt“ singen da manche mit heißem Herzen und aus voller Kehle mit. Andere lauschen da lieber und halten die Fahne ihrer Gewerkschaft oder ihrer Partei in den lauen Frühlingswind. Rund 350 Menschen waren dem Aufruf des DGB und der Gewerkschaften gefolgt, sich am Mai-Demonstrationszug zu beteiligen. Mit Transparenten, Spruchbändern und Musik sorgten sie auf ihrem Weg zu einem neuen Kundgebungsort für reichlich Aufsehen.
Auch Jüdische Gemeinde und muslimische Gruppen bei der interreligiösen Andacht dabei
Neu war einiges an der dieser Mai-Kundgebung. Etwa der Auftakt: Denn bei der interreligiösen Andacht, die gegen 9.30 Uhr auf dem Margarethe-Zingler-Platz in der Altstadt begonnen hatte, waren erstmals nicht nur die beiden christlichen Kirchen und die christlichen Sozialverbände vertreten. Sondern auch die Jüdische Gemeinde und muslimische Gruppen.
Neu war aber auch der Ort der abschließenden Kundgebung: In den Vorjahren hatte diese stets auf dem Heinrich-König-Platz stattgefunden. Diesmal war der Musik-Pavillon im Stadtgarten das Ziel. Damit kam der DGB dem oft geäußerten Wunsch nach, an diesem Tag nicht nur mit zahlreichen Reden wichtige politische Botschaften in die Welt auszusenden, sondern gleichzeitig ein Fest für die ganze Familie anzubieten. Und dazu bot der vorgesehene Bereich im Stadtgarten vorzügliche Bedingungen.
Viele Gelsenkirchener Mandatsträger zeigen beim Demonstrationszug Gesicht
Auffällig war, dass viele Gelsenkirchener Mandatsträger Gesicht zeigten. So mischten sich nicht nur die beiden Bundestagsabgeordneten Markus Töns (SPD) und Irene Mihalic (Gründe) unter die Teilnehmenden, sondern auch die Landtagsabgeordneten Sebastian Watermeier, Christin Siebel (beide SPD) und Ilayda Bostancieri (Grüne). Auch OB Karin Welge lief in einer der vordersten Reihen mit. Und auch ihr Amtsvorgänger Frank Baranowski wurde von vielen Zugteilnehmern angesprochen.

Die Mai-Karawane bahnte sich ihren Weg vom Margarethe-Zingler-Platz vorbei am Hans-Sachs-Haus zur Florastraße. Vorneweg und hintendran sorgten Polizeieskorten dafür, dass die Fußgänger nicht in Kontakt mit dem Verkehr auf den Durchgangsstraßen kamen. Auf den Bürgersteigen und in den Fenstern vieler Häuser blickten viele Neugierige auf die Demonstranten, lasen auf ihren Plakaten und Transparenten Botschaften wie: „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“ oder „Gewerkschaftsjugend gegen rechts“. Jubel und Applaus ernetete der Motorradkorso der IGBCE. Dutzende schwere Maschinen knatterten auf zwei Rädern mit dem gebotenen Sicherheitsabstand am Demonstartionszug vorbei.
DGB-Mann fordert: „Weg mit der Schuldenbremse!“
Nach einer knappen Stunde hatte die Fußkolonne den Stadtgarten erreicht. Dort angekommen, forderte DGB-Regionsgeschäftsführer Mark Rosendahl in seiner Rede nicht nur mehr Investitionen in Bildung, sondern auch in die Energiewende. Denn nur wenn diese vollzogen werde, hätte Gelsenkirchen auch in Zukunft als Industriestandort eine Chance. Diese Investitionen müssten aber vom Bund entscheidend mitfinanziert werden. Deswegen lautete seine zweite zentrale Forderung, bei der sich vor allem Bundfinanzminister Lindner und seine FDP angesprochen fühlen dürften: „Weg mit der Schuldenbremse!“
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Auch OB Welge unterstrich den hohen Wert von Bildung: „Wir brauchen mehr Bildung und eine bestmögliche Bildung - und das für alle Menschen aller Altersklassen in unserer Stadt.“ Zudem müsse der Kampf gegen den drohenden Rechtsruck in Deutschland weitergehen. „Wir dürfen uns auf dem Erreichten nicht ausruhen“, rief Welge ihren Zuhörern entgegen. „Lasst uns weiter zusammenstehen!“ Ein Aufruf zur Solidarität, der an diesem so sonnigen Mai-Feiertag auch für innere Wärme sorgte. Und emotionaler Startschuss für das folgende Familienfest war.