Gelsenkirchen-Rotthausen. Das Gebäude ist markant und prägend für dieses Gelsenkirchener Quartier. Ob diese neue Option jetzt die Wende einläutet?
Es gibt schönere Ansichten: Ein Bauzaun sichert die Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Rotthausen, vor fast genau drei Jahren haben Brandstifter über Ostern Feuer gelegt in dem denkmalgeschützten Gotteshaus. Der Großbrand war an Ostermontag in der Sakristei ausgebrochen, 80 Feuerwehrleute kämpften stundenlang gegen die Flammen. Schaden: locker fünf- bis sechsstellig. Reparatur: unwirtschaftlich, die Kirche steht seit nunmehr 17 Jahren schon leer.
Denkmalschutz hat die Vermarktung der Gelsenkirchener Kirche ausgebremst
Seither, und durch den Feuerfraß begünstigt, verfällt der Kirchenbau im Stadtsüden zusehends - Einstürze haben Löcher ins Dach des Kirchenschiffes gerissen. Ein Ärgernis für die Bewohner im Quartier, ein Schandfleck. Die große Frage: Was wird aus dem Gebäude? Sanierung, Umbau oder gar der Abriss stünden als Optionen zur Verfügung. Gezückt wurde bislang keine davon. Das hat Gründe. Aber: Möglicherweise gibt es jetzt einen Weg, das Gebäude in eine neue Zukunft zu überführen.
Das Kernproblem der dicken Kirchenmauern an der Haydnstraße ist der Denkmalschutz - Chorraum und Turm sind als unbedingt erhaltungswürdig eingestuft worden. Das macht es so aufwändig und extrem teuer, die seit zwei Jahrzehnten entwidmete Kirche einer neuen Nutzung zuzuführen. Bislang hat sich noch kein Käufer und Investor getraut, dieses Risiko einzugehen. Selbst die früheren Pläne der Stadtverwaltung, die Kirche Teil eines Schulneubaus werden zu lassen, sind spätestens nach dem verheerenden Feuer in Schutt und Asche aufgegangen. Ebenso die Idee, dort im Mittelschiff neuen Wohnraum wachsen zu lassen.
„Das Kirchengebäude war nicht versichert, und hat die Kirche keine Rücklagen mehr, um die Schäden zu beseitigen“, schildert Propst Markus Pottbäcker die schlechte Ausgangslage. Der Kirchenhaushalt ist defizitär, ein Loch im einstelligen Millionenbereich klafft in der Kasse - unter anderem eine Folge der zahlreichen Kirchenaustritte in den vergangenen Jahren.
„Als Pfarrer und Bürger habe ich kein Interesse an einem Abriss“, so der Probst weiter. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es aber wahrscheinlich die günstigste Option - denn die Miete eines Bauzaunes geht im Normalfall ordentlich ins Geld. So sind beispielsweise für rund 500 Meter Bauzaun im maroden Südstadion über fünf Jahre rund 20.000 Euro angefallen.
Glück im Unglück: Die katholische Kirche muss keine teure Miete für den Sicherungszaun zahlen - sie hatte mit Blick auf die schwierige Vermarktung und Zukunft von Gotteshaus vor Jahren bereits einen Bauzaun angeschafft - „für etwa 7000 Euro“. Trotzdem: In der Niederlegung des Gebäudes, nach Schätzungen Pottbäckers kostet diese etwa „200.000 Euro“, und im Verkauf des Grundstücks sieht der Geistliche eine Möglichkeit, die angespannten Finanzen etwas zu entkrampfen.
Neuer Versuch: Verkauf der Gelsenkirchener Kirche über das Internetportal des LWL
Der CDU-Stadtverordnete Alexander Loges hat das Thema „Bauruine St. Mariä Himmelfahrt“ auf die Tagesordnung der Sitzung der Bezirksvertretung Süd gesetzt. Und es kommt anscheinend Bewegung in den Fall - zumindest etwas. Zwar steht die Kirche als Eigentümerin des Denkmals „in der Erhaltungs- und Instandsetzungspflicht“. Sie muss demnach Vorkehrungen treffen „gegen Diebstahl, Brand, Witterungseinflüsse, Schädlinge und andere Schadensereignisse“. Allerdings beschränken sich diese nur auf „absolut notwendige Maßnahmen“, weil das Gebäude keiner Nutzung mehr unterliegt.
Heißt: Eine städtische Ordnungsverfügung zur Schadenbeseitigung scheint damit eher unwahrscheinlich. Denn niemand droht Schaden, nur weil’s von oben tropft. Ob eine Verfügung überhaupt die gewünschte Wirkung erzielte, ist zudem fraglich - es fehlt der Kirche ja an Geld. Und: Es droht ein Bumerang-Effekt. Denn: Im Denkmalschutzgesetz ist festgelegt, dass Eigentümer, die ein Denkmal nicht mehr halten können, die Übernahme des Gebäudes durch die Kommune beantragen können. Womit letztendlich dann doch die Stadt zur Kasse gebeten würde.
So weit muss es aber nicht kommen. Nachdem die Immobilienabteilung des Bistums Essen damit gescheitert ist, die Kirche in Rotthausen über ihre Homepage an den Mann oder die Frau zu bringen, soll das digitale schwarze Brett des Kulturdienstes „LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen“ herhalten, um potenzielle Käufer zu interessieren.