Gelsenkirchen-Ückendorf. Das Rock Orchester Ruhrgebeat präsentiert in der Heilig-Kreuz-Kirche ein XXL-Programm vor vollem Haus. Nur ein Wunsch der Zuschauer bleibt offen.

Eine Tour durch über 50 Jahre Musikgeschichte unternimmt das Rock Orchester Ruhrgebeat (RoR) bei praktisch jedem Auftritt. Trotzdem kann RoR noch immer Premieren feiern. Wie diesmal in der Heilig-Kreuz-Kirche – natürlich mit dem Format „Glockenrock“, natürlich vor ausverkauftem Haus und natürlich mit ausgiebiger Zugabe. 600 begeisterte Zuschauer wurden gut zweieinhalb Stunden unterhalten.

Glockenrock bedeutet eine kleinere Besetzung mit weniger Perkussion und Bläsern und mehr getragene Stücke. Die gerieten im Lauf des langen Abends tatsächlich teils wie im Musical arrangiert. Mit Dampf präsentierten alle aber auch die schnelleren Passagen wie Meat Loafs „Bat Out Of Hell“, hymnisch und mit voller Unterstützung des zufriedenen Publikums „It‘s My Life“ von Jon Bon Jovi oder „Hold The Line“ von Toto.

In Gelsenkirchen klingen die Balladen wie im Musical

Sängerinnen und Sänger treten traditionell bei den RoR-Arrangements des musikalischen Leiters Wolfgang Wilgers für einzelne Stücke oder Passagen aus dem Chor heraus, reihen sich aber gleich wieder ein. Im Detail ändert sich das Programm je nach der konkreten Besetzung, sodass auch die Fans immer wieder überrascht werden können.

Das gelingt zum Beispiel Paul Neumann, dem Gitarristen, immer wieder. Nicht, weil er seinen markanten „Schwinger“ über die Saiten gezielt einsetzt, sondern wann er es tut. Und diesmal war das gleich beim Intro mit Robbie Williams „Let Me Entertain You“ der Fall. Bei weiteren Solo-Passagen, dem von allen erwarteten AC/DC-Klassiker „Highway To Hell“ oder ganz besonders im Queen-Medley. In der ebenso sicheren Zugabe am Ende bei „We Will Rock You“ gönnte er sich sogar eine Kunstpause und ließ den rechten Arm nach oben gestreckt, spielte nur mit der linken Hand sein Instrument weiter.

Der „Schwinger“ lässt in Gelsenkirchen nicht auf sich warten

Auch die Fans waren vom ersten Takt an dabei und begleiteten das Rock Orchester mit rhythmischem Klatschen. Sie bekamen weitere Neuerungen im und vom RoR präsentiert. Erstmals konnten sie der erst 15-jährigen Hannah lauschen, die Bon Jovis „You Give Love A Bad Name“ auf die Bühne brachte, ihren erfolgreichen Beitrag aus der Sat.1-Show „The Voice Kids“. Maurice Allan Lee aus Oklahoma City steuerte außerdem sein „This Is For The Children“ aus eigener Feder bei.

Und das ist nur die kleine Besetzung: Das Rock Orchester Ruhrgebeat beim „Glockenrock“ in der ausverkauften Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen.
Und das ist nur die kleine Besetzung: Das Rock Orchester Ruhrgebeat beim „Glockenrock“ in der ausverkauften Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

„Total begeistert“ zeigte sich der RoR-Vorsitzende Hans von der Forst. „Die Investitionen in die Heilig-Kreuz-Kirche haben sich auf jeden Fall gelohnt, wir waren alle völlig baff von der Atmosphäre und der Akustik. Wenn wir können, kommen wir unbedingt wieder“, versprach er. Allerdings sei er von einigen Besuchern angesprochen worden, ob es dann mehr Sitzplätze geben könne, in der nur zur Hälfte bestuhlten Kirche sei es sehr anstrengend für viele gewesen. „Müssen wir sehen“, räumte er ein.

Eine ganze Reihe Fans in Gelsenkirchen wünscht sich mehr Sitzplätze

Überrascht zeigten sich von der Forst und Pressesprecher Wolfgang Schieren von einer Veränderung im Tour-Kalender. Denn offenbar wird es das traditionelle Konzert in der evangelischen Kirche in Rotthausen nicht mehr geben. Bereits im Dezember 2023 hatte das Presbyterium der evangelischen Emmaus-Gemeinde beschlossen, dass keine Fremdveranstaltungen, also Vermietungen, in der Kreuzkirche an der Pothmannstraße, der Friedenskirche an der Königsberger Straße und der Kirche an der Steeler Straße mehr stattfinden.

„In dieser Kirche ist unser Glockenrock-Format ja praktisch erst entstanden“, erinnerte sich Schieren enttäuscht. „Das war über zehn Jahre ein toller Schauplatz, und das würden wir und die Fans sehr bedauern.“ Er wolle auf jeden Fall bei der Gemeindeleitung nachhaken, „sonst müssen wir eben woanders spielen“.

Wer es noch nicht getan hat, sollte sich diesen Termin vormerken: Am 24. August spielt das Rock Orchester Ruhrgebeat wieder im Amphitheater am Rhein-Herne-Kanal. Weitere Informationen im Internet auf https://www.rorlive.de/