Gelsenkirchen. Aufnahme von beschlagnahmten Tieren lässt Tierheim verzweifeln: Es sind zu viele und der Bau dringend benötigter Zwinger kommt nicht voran.

Die Not ist groß im Tierheim Gelsenkirchen: Es ist übervoll, aktuell leben hier 91 Hunde und 143 Katzen. Von Privatleuten können schon länger keine Tiere mehr abgegeben werden. Nun wissen die Tierschützer auch nicht mehr, wohin mit den von der Stadt beschlagnahmten Tieren. Alle Zwinger sind belegt. Keine Ecke gibt es mehr, die nicht besetzt ist.

Dabei könnte es aus Sicht der Tierschützer eine Lösung geben. Denn das Problem habe eine konkrete Ursache: „Es gab immer eine Reihe mit 24 Zwingern, die den beschlagnahmten Hunden vorbehalten war. Die Zwinger waren aber so marode, dass wir vor vier Jahren anonym angezeigt wurden und die Reihe ordnungsbehördlich stillgelegt wurde“, erklärt Heike Reddig aus dem Vorstand des örtlichen Tierschutzvereins, der das Tierheim betreibt und mit der Stadt einen Vertrag hat zur Übernahme und Versorgung der beschlagnahmten Tiere.

Gelsenkirchener Tierschützerin: „Brauchen dringend diesen Zwinger“

Tierheim-Mitarbeiterin Lucy Bleidick und Kangal Kaspar auf dem Brachland, das 24 neue Zwinger beherbergen könnte.
Tierheim-Mitarbeiterin Lucy Bleidick und Kangal Kaspar auf dem Brachland, das 24 neue Zwinger beherbergen könnte. © WAZ | Kira Schmidt

„Mit Genehmigung der Stadt haben wir dann im vergangenen Jahr zumindest schon einmal die maroden Zwinger abgerissen. Seither liegt das Gelände brach. Obwohl wir mehrfach schriftlich angefragt haben, wann neue Zwinger gebaut werden“, so Heike Reddig. Zwar seien 15 Provisorien gebaut worden, die allerdings sind eigentlich gegen Wind und Wetter kaum geschützt. Es handelt sich um größere Holzhütten mit Dächern aus Wellblech. Für Hunderassen wie den Kangal ist es gar kein Problem, dort auch im Winter zu leben. Nur sitzt hier beim Ortstermin auch ein kleiner weißer Terrier, der gerade aus der Quarantäne entlassen wurde.

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„Wir wissen einfach nicht mehr, wohin mit den Hunden. Aber wir sind ja vertraglich zur Aufnahme verpflichtet“, so Reddig. Es sei zum Verzweifeln: „Erst in der vergangenen Woche sind wieder acht Hunde auf einen Schlag zu uns gekommen. Und wenn die beschlagnahmt sind, dürfen wir die Tiere ja auch nicht vermitteln, solange der Sachverhalt nicht geklärt ist. Es besteht noch nicht einmal die Möglichkeit, diese Hunde in Pflegestellen zu geben. Sie dürfen das Tierheim nämlich nicht verlassen. Wir brauchen einfach dringend diese Zwinger!“

Stadt Gelsenkirchen prüft zurzeit die Projektunterlagen

Auf Anfrage bei der Stadt erklärte Pressesprecher Martin Schulmann, „dass derzeit die bisherigen, von extern erstellten Projektunterlagen geprüft werden, um daran anschließend die weiteren erforderlichen Untersuchungen und Berechnungen auszuschreiben und zu beauftragen und die Ergebnisse bei der Erstellung der Ausführungsplanung zu berücksichtigen.“ Mit Blick auf den vorrangigen Abschluss laufender Maßnahmen der Hochbauverwaltung könne hiermit voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2024 begonnen werden. „Eine Priorisierung der Maßnahme am Tierheim kann dabei nur zulasten von einer anderen bereits projektierten Maßnahmen der Hochbauverwaltung erfolgen“, so Schulmann weiter. Man sei jedoch bemüht, den Bau so rasch wie möglich umzusetzen.

Was aber, wenn weiterhin viele Hunde durch die Stadt beschlagnahmt werden? „Eine gute Frage“, sagt Heike Reddig. Was jetzt noch helfen könnte, wären Menschen, die ein Tier, insbesondere einen Hund aus dem Tierheim, aufnehmen. Die Nachfrage sei eigentlich auch da, so Heike Reddig. „Aber leider sitzen bei uns nur die Langzeitinsassen, die beschlagnahmten Tiere und die illegalen Einfuhren. Das, was der Normalbürger sucht, mittelgroß, lieb, vielleicht auch noch ein Welpe – dafür sorgt eBay.“