Gelsenkirchen. Beim Gelsenkirchener Müllentsorgungsdienst sind Mitarbeiter in den Fokus geraten, die gedealt und Schmiergeld genommen haben sollen.
Die Besatzungen von zwei Müllwagen des städtischen Müllentsorgungsdienstes Gelsendienste stehen im Verdacht, während der Arbeit Drogen konsumiert und mit ebensolchen auch auf dem Wertstoffhof im Gelsenkirchener Süden möglicherweise sogar gedealt zu haben. Nach Informationen dieser Redaktion sollen dieselben städtischen Mitarbeiter darüber hinaus auch über Jahre Supermärkte und Imbisse außer der Reihe angefahren haben. Gegen Schmiergeld und kostenlose Speisen sollen sie dort häufiger gewerblichen Müll entsorgt haben, als es vertraglich vereinbart war.
In den vergangenen drei Jahren soll Gelsendienste so ein Schaden im mittleren fünfstelligen Bereich entstanden sein. Nach WAZ-Informationen laufen die Ermittlungen gegen die Gelsendienste-Mitarbeiter, gegen die teilweise schon Kündigungen ausgesprochen worden seien. Laut Gesetz kann „ein Amtsträger oder ein für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteter, der für die Dienstausübung einen Vorteil für sich oder einen Dritten fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft werden“. Aber auch die Unternehmen, die die städtischen Angestellten bestochen haben sollen, dürfte ein Verfahren erwarten.
Nicht der erste Unterschlagungs-Skandal bei Gelsendienste
Es ist nicht das erste Mal, dass Mitarbeiter von Gelsendienste in den Verdacht der Vorteilsnahme geraten. Über Jahre hatten Mitarbeiter Gebühren, die Bürger für die Entsorgung ihres Mülls bezahlten, häufig in die eigene Tasche gesteckt. Aufgefallen war das Selbstbedienungssystem der Angestellten 2012. Die Stadt kündigte ihnen. Sie standen, teilweise nach weit über 20 Dienstjahren, auf der Straße. Über zehn ehemalige Mitarbeiter bekamen ihre lukrativen Nebengeschäfte auch strafrechtlich zu spüren. Sie erhielten Strafbefehle über eine einjährige Bewährungsstrafe.
Auf die einzelnen Vorwürfe im aktuellen Skandal will Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne auf Nachfrage der Redaktion aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht detailliert eingehen. Heyne bestätigt aber, dass „Gelsendienste derzeit dem begründeten Verdacht nachgeht, dass es in einem Bereich des Betriebes zu strafbarem Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter gekommen ist. Im Zuge der sofortigen betriebsinternen Aufklärung wurden bereits arbeitsrechtliche Maßnahmen umgesetzt bzw. eingeleitet. Außerdem sind seitens der Betriebsleitung und der Stadt Gelsenkirchen die Polizei sowie das Rechnungsprüfungsamt eingeschaltet worden, um weitergehende Ermittlungen durchzuführen.“ Dem Vernehmen nach handelt es sich bei den Beschuldigten um einen Personenkreis von fünf bis zehn Personen.
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Wie die WAZ aus gut informierten Kreisen erfuhr, sollen nun zusätzliche Maßnahmen und Kontrollen von Mitarbeitern und Fahrzeugen dazu dienen, Fehlverhalten früher festzustellen. Das System der zusätzlichen Tonnenleerung gegen Barbezahlung ist letztlich nur aufgeflogen, nachdem es vor rund drei Wochen einen Hinweis auf die Praktiken gab.
Gelsendienste ist ein Unternehmen der Stadt Gelsenkirchen mit 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zu den Aufgaben der Stadttochter gehören unter anderem die Kreislauf- und Entsorgungswirtschaft, die Straßenreinigung und der Winterdienst sowie die Planung und Pflege der städtischen Grünanlagen, Spielplätze, Wälder und Friedhöfe.