Gelsenkirchen-Horst. 25 Jahre drohte Fördergeld-Rückzahlung, nun ist die Frist vorüber. Wieso Gelsenkirchen das Parken auf dem Büscher-Platz weiter ablehnt.
Sie kommt ganz unscheinbar als Mitteilungsvorlage daher, die Antwort auf eine Anfrage der SPD-Bezirksverordneten Helga Töpfer. Doch was die Verwaltung da kurz und bündig mitteilt, wird von zahlreichen Horsterinnen und Horstern schon lange sehnsüchtig erwartet: In diesem Jahr läuft die 25-jährige Zweckbindungs-Frist für die Fördermittel ab, mit denen der Josef-Büscher-Platz umgestaltet wurde. Damit könnte er, wie von vielen gefordert, endlich wieder als Pkw-Parkfläche genutzt werden. Doch genau das lehnt die Stadt ab – und provoziert damit jede Menge Ärger.
Es war 1999, als der Horster Marktplatz mit Hilfe einer NRW-Finanzspritze von einer Million Euro umgebaut wurde. Welches Ziel die Planung damals verfolgte, daran erinnert die Verwaltung in ihrer aktuellen Stellungnahme auf Töpfers Frage, ob die Fläche zumindest teilweise wieder zum Abstellen von Pkw genutzt werden könne: „Der Platz soll in Zukunft nicht mehr dem Abstellen von Autos dienen, sondern soll als bewusst verkehrsfreie Fläche nur dem Wochenmarkt und Sonderveranstaltungen zur Verfügung stehen“, zitiert sie den Zuwendungsbescheid von 1992, dessen Prinzipien für die Stadt offenbar auch heute noch gelten.
Stadt Gelsenkirchen: Öffnung des Platzes für Pkw wäre falsches Zeichen in Zeiten der Verkehrswende
Denn sie hebt nicht nur den damaligen Grundgedanken hervor, eine Sichtachse zwischen Schloss und Büscher-Platz herzustellen. Sie folgt auch der Argumentation, wonach der Bereich weiterhin vorrangig Fußgängern und Radfahrern vorbehalten bleiben sollte und widerspricht ausdrücklich Kritikern, dass nicht genügend Pkw-Abstellflächen in Horst vorhanden seien: „Aus Sicht des Referates Verkehr steht den gesamten Tagesverlauf ausreichend Parkraum zur Verfügung, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Parkraumnachfragenden (Bewohner, Besucher, Beschäftigte, Kunden…) gerecht zu werden“, heißt es in der Mitteilungsvorlage.
Vor dem Hintergrund der in Gelsenkirchen angestrebten Verkehrswende sei es „zudem ein falsches Zeichen, einen städtebaulich hochwertig umgestalteten Platz, welcher zum Verweilen und Aufenthalt der Bürger in Horst gedacht ist, dauerhaft dem Abstellen von Kraftfahrzeugen zuzuführen“, lehnt das Verkehrsreferat die Öffnung des Platzes ab.
Kaufleute in Gelsenkirchen-Horst hatten auf Umdenken gehofft
Für die örtliche Werbegemeinschaft (WG) wirkt dies wie ein Schlag ins Gesicht. Sie bemühte sich schon kurz nach der Fertigstellung des Platzes vor 25 Jahren, die kompromisslose Linie des Landes in Sachen Parken aufzuweichen, „weil wir unmittelbar danach einen Umsatz-Einbruch gespürt haben“, wie Apotheker und WG-Vorstandsmitglied Heinrich Queckenberg sich erinnert. „Plötzlich blieben viele Kunden aus Gladbeck-Brauck, Bottrop-Boy oder Essen-Karnap weg, weil sie keinen Parkplatz mehr fanden.“
Die Strategie der Stadt, auf Ausweich-Stellplätze in Straßen wie Auf dem Schollbruch oder später auch am Schloss zu verweisen, sei krachend gescheitert, sagt er. „Tatsächlich ist es vielmehr so, dass es sich für viele Kunden nicht lohnt, für einen Einkauf von fünf bis zehn Minuten einen zehnminütigen Fußweg vom Parkplatz zur Essener Straße in Kauf zu nehmen. Dann bleiben sie lieber ganz weg“, ärgert er sich, dass es am Ende die Geschäftsleute seien, auf deren Rücken die seiner nach verfehlte Politik ausgetragen werde.
Werbegemeinschaft Gelsenkirchen-Horst mahnt Kompromiss in Sachen Parken an
Zwar genehmigte die Bezirksregierung Münster nach langem Hin und Her auf Drängen der Stadt 2004 eine Teilöffnung des Platzes für Pkw bei Großveranstaltungen im Schloss. Ansonsten blieb es aber dabei: Sollte der Platz generell als Parkfläche freigegeben werden, müsste Gelsenkirchen die Fördermittel zurückzahlen.
Dass jetzt eine Kehrtwende grundsätzlich möglich wäre, aber von der Verwaltung abgelehnt wird, wurmt WG-Vorsitzenden Bernd Strickling besonders. „Wir stehen Gewehr bei Fuß und haben konkrete Vorschläge für die Bewirtschaftung nur einer Teilfläche in der Schublade, ohne dass die Sichtachse zum Schloss versperrt wird“, mahnt er einen Kompromiss an, „von dem alle profitieren könnten.“ Es sei durchaus möglich, 40 bis 50 Autos seitlich des Marktplatzes zu platzieren, zur Not auch nur an bestimmten Tagen.
Schloss-Ehrenamtler: Hochzeitsgäste irren auf Suche nach Parkplätzen lange durch Horst
Davon ist auch Wolfgang Höfener überzeugt, der ehrenamtlich in der Druckwerkstatt am Schloss und im Museumsdienst tätig ist und „regelmäßig erlebt, wie auswärtige Hochzeitsgäste durch Horst irren, um eine Parkplatz zu finden.“ Jeder Versuch, das Schloss, sein Museum und die Gastronomie als Anziehungspunkt zu etablieren, sei von vornherein zum Scheitern verurteilt, „wenn man den Gästen kaum Parkplätze anbietet.“ Die Stellflächen am Schloss reichten einfach nicht aus.
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Auch Bezirksbürgermeister Joachim Gill (SPD) befürwortet das „kostenpflichtige Beparken des Josef-Büscher-Platzes in Teilbereichen“, wie die Werbegemeinschaft es vorschlägt. Die dann etwa 50 Parkplätze kämen „nicht nur dem Einzelhandel, den Gewerbebetrieben und der Gastronomie, sondern vor allem auch den Besucherinnen und Besuchern des Schlosses zu Gute. Gerade bei Veranstaltungen im Schloss und bei mehreren Hochzeiten im dortigen Standesamt fehlt jede Menge Parkraum.“