Gelsenkirchen-Horst. Mehr als „Geldsammelstelle“ für‘s Citymanagement: Was sich der Zusammenschluss vorgenommen hat. Vorsitzender will Migranten einbinden.
„Zukunft Horst“ steht drauf auf den Satzungsunterlagen für den Verein, der sich gerade im Schloss gegründet hat. Dass auch (eine bessere) Zukunft für den Stadtteil „drin“ ist, wenn die Mitglieder an einem Strang ziehen, dafür will sich vor allem der 1. Vorsitzende Daniel Schacht (46) stark machen. Was genau er darunter versteht, warum er sich überhaupt engagiert, erläuterte er im Redaktions-Interview. Und stellte klar: Der Verein werde mehr sein als eine bloße „Geldsammelstelle“ zur Mit-Finanzierung des Citymanagements.
Dass zunächst einmal ein eingetragener Träger(verein) für die Anstellung des „Kümmerers“ bzw. der „Kümmerin“ gebraucht wurde, um den Einzelhandel rund um Essener und Markenstraße anzukurbeln: Das unterschlägt der Rechtsanwalt einer Essener Kanzlei nicht. Wie berichtet, beteiligt sich die Stadt mit der Hälfte an den Kosten des Citymanagements, als Arbeitgeber soll aber der Verein fungieren.
Gelsenkirchener Vereins-Chef: Horst ist etwas Besonderes
An der Gründungsversammlung Anfang Februar nahmen rund 90 Bürgerinnen und Bürger teil, 70 traten dem neuen Verein sofort bei. „Horst ist eben etwas Besonderes“, sagt Schacht schmunzelnd, und er muss es wissen: Geboren in Ückendorf, zog er als Zweijähriger mit seinen Eltern nach Horst und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend.
Nach dem Abi am MPG und der Bundeswehr-Zeit studierte Schacht zwar in Münster, kehrte aber 2003 nach Gelsenkirchen zurück („ich schätze die Bodenständigkeit und Herzlichkeit hier“). Nach einigen Jahren in der Feldmark hat er mittlerweile sein Elternhaus in Horst bezogen – und genießt das Gefühl, angekommen zu sein.
Schwierige Bedingungen in Gelsenkirchen-Horst sind Motivation
Als einstiger Messdiener in St. Laurentius und leidenschaftlicher Fußball-Fan – er verbrachte seine halbe Kindheit auf dem Sportplatz von Horst 08, wo sein Vater Ulrich Schacht lange Jahre Vorsitzender war, und verfolgt als Dauerkarten-Inhaber das Auf und Ab der Schalker mit viel Herzblut – ist er nach wie vor gut vernetzt. Es war für ihn Ehrensache, sich für die „Zukunft Horst“ zu engagieren. „Tatsächlich habe ich so ein Gemeinschaftsgefühl und solch einen Zusammenhalt noch nicht woanders erlebt“, bekennt er.
Hohe Fluktuation, überdurchschnittlich viele arbeitslose und arme Menschen sowie teils schlechtere Entwicklungsvoraussetzungen für Kinder als in der Gesamtstadt: Die schwierigen Rahmenbedingungen im Stadtteil sind ihm eher Motivation als Abschreckung. Er versteht seinen „Job“ im Verein ganzheitlich: Ihm gehe es nicht nur darum, über die Etablierung eines Citymanagements den Handel zu stärken, Leerstände zu beseitigen, für einen guten Branchenmix, Sauberkeit, Sicherheit und Ordnung zu sorgen sowie Veranstaltungen anzustoßen.
Gelsenkirchener setzt auf kurzen Draht der Ortskundigen
Auch Umwelt-, Denkmal-, Landschaftsschutz sowie die Förderung von Kunst und Kultur habe das Vorstandsteam im Blick. Gemeinsam mit seinen Stellvertretern Dr. Jörg Fabri und Dr. Constantin Verse will er helfen, „Highlights wie das Schloss und den Buga-Park“ mehr in den Fokus zu rücken. „Es wäre toll, wenn die Leute aus anderen Städten irgendwann ganz gezielt nach Horst fahren würden, auch zum Einkaufen.“
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Gerade jetzt stünden die Chancen für den Stadtteil besonders gut, da Horst als Pilot für die Projekte „Wahrung des sozialen Friedens in den Quartieren“ und „Prima.Klima.Ruhrmetropole“ gleich in mehrfacher Hinsicht gefördert wird. Hinzu kommt der Aufbau eines sozialen Quartiersmanagements. Diese städtische Unterstützung sei klasse, freut sich Schacht, mache aber den Verein nicht überflüssig. „Ehrenamtliche, die hier leben, sehen Probleme und Möglichkeiten womöglich früher und können vermitteln“, setzt er auf einen kurzen Draht der Ortskundigen.
Gelsenkirchener mit Migrationshintergrund einbinden
Ein besonderes Anliegen ist es ihm, Menschen mit Migrationshintergrund einzubinden. „Aus der Integrationsarbeit von Horst 08 weiß ich, welches Potential da zu finden ist. Wenn man sie gezielt anspricht“, spreche sich der Nutzen solcher Initiativen auch in deren Community herum. „Wichtig ist, dass die Leute spüren: In dem Verein geht‘s nicht nur zum Bezahlen, sondern ums Mitreden und Mitbestimmen!“
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Bis es ans Bezahlen geht, kann es freilich noch etwas dauern, denn die Höhe des Mitgliedsbeitrags steht noch nicht fest. Bei der bald anstehenden ersten Vorstandssitzung gilt es darüber hinaus auch, den Aufbau einer Homepage zu organisieren und den Verein über Öffentlichkeitsarbeit bekannter zu machen. In Sachen PR aktiv werden soll das sechsköpfige beratende Kuratorium, das aus Bernd Strickling, Hans-Georg Kouker, Frank Baranowski, Wolfgang Heinberg, Dr. Heiner Karstedt und Heinrich Queckenberg besteht. Politiker seien nicht in Vorstand und Kuratorium vertreten. „Schließlich geht es nicht um Parteipolitik, sondern darum, Horst attraktiver zu machen.“