Gelsenkirchen-Erle. Im Sommer gibt es so viele Veranstaltungen wie noch nie in der Gelsenkirchener Schalke-Arena. Doch Anwohner im Berger Feld machen sich Sorgen.

Der Schalker Veltins-Arena steht bekanntlich ein Rekordjahr bevor: Im Frühjahr und Sommer wird es dort so viele hochkarätige Veranstaltungen geben wie nie zuvor. Von Schalke-Spielen einmal abgesehen geben sich Stars wie Taylor Swift, Rammstein oder AC/DC die Klinke in die Hand, vier EM-Spiele steigen in Gelsenkirchen, außerdem wird noch American Football geboten. Das bringt jede Menge Besucher in die Stadt. Grundsätzlich ist das gut, es gibt allerdings auch einige Nachteile.

Das sehen zumindest einige Anwohnerinnen und Anwohner aus dem Berger Feld so. Bekanntlich liegt direkt gegenüber der Arena ein Wohngebiet, zwischen Adenauerallee und Heistraße, zwischen Schweidnitzer Straße und Darler Heide. Findet in der Arena eine Großveranstaltung statt, kann man dort immer wieder das gleiche Schauspiel erleben: Autos, in der Regel mit Nummernschildern, die nicht mit „GE“ beginnen, suchen verzweifelt einen kostenfreien Parkplatz – und nicht immer endet diese Suche gesetzeskonform.

Gelsenkirchenerin sorgt sich: Kommt der Rettungswagen durch?

„Die stehen hier teilweise direkt vor Garagen- oder Hofeinfahrten“, beklagt sich etwa Anne Bremer. Sie wohnt im Berger Feld („Ich liebe es, hier zu leben“, sagt sie) und kennt die Probleme aus eigener, leidvoller Erfahrung. „In den 60er-Jahren, als die Siedlung entstanden ist, war es ja keineswegs normal, dass jede Familie mindestens ein Auto hatte“, sagt sie. „Die vielen Stellplätze, die wir heute schon im Normalfall brauchen, wurden damals gar nicht mitgeplant.“ Käme dann noch ein Großevent hinzu, „ersticken wir hier in den ganzen parkenden Autos“, sagt sie.

Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.

Es sei schon schlimm genug, dass Bewohnerinnen und Bewohner dann manchmal nicht aus ihren Einfahrten herauskämen, weil alles zugeparkt sei. „Was passiert denn, wenn der Rettungswagen oder die Feuerwehr hier zu einem Einsatz müssen und nicht durch kommen“, fragt sie.

Stadt verweist auf Bürgerversammlung von 2003

Jetzt hat sich auch Wilfried Heidl (SPD), zuständiger Bezirksbürgermeister, des Problems angenommen. In einer offiziellen Anfrage an die Stadt bittet er die Verwaltung, zu prüfen, ob die Zufahrten zum Berger Feld gesperrt werden könnten. Konkret könnten die Sperrungen etwa an der Schweidnitzer Straße, der Darler Heide, der Heistraße, und Am Fettingkotten eingerichtet werden, so der Kommunalpolitiker.

Heidl begründet die Anfrage vor allem im Hinblick darauf, dass bei den vielen Veranstaltungen ja vor allem ortsunkundige Personen nach Gelsenkirchen kämen – anders als etwa bei Schalke-Spielen, wo sich die Besucherinnen und Besucher in der Regel deutlich besser in der Stadt auskennen.

Verwaltung: Sperrung ist keine geiegnete Alternative

Die Stadt sieht diese Pläne allerdings kritisch – und verweist auf eine Bürgerversammlung, die vor mehr als 20 Jahren, kurz nach der Eröffnung der Arena stattgefunden habe. „Im Verlaufe der anschließenden Diskussion stellte sich heraus, dass die Anwohnerinnen und Anwohner eine solche Zufahrtssperrung ablehnen, da diese im Ergebnis mehr Nach- als Vorteile mit sich bringt“, heißt es in der schriftlichen Antwort der Verwaltung.

Die Argumente damals: Eine Sperrung bringe langfristig keine Entlastung, als Folge der Sperrungen würde die Cranger Straße überlastet, Gewerbetreibende würden dadurch benachteiligt. Außerdem gebe es ganz praktische Probleme, wenn man einfach die Zufahrten sperren würde – dann dürfen nämlich auch „Einheimische“ nicht durch. „Sogenannte ,Anwohner frei‘-Regelungen lassen sich ebenso wenig praktizieren wie Ausnahmen bei Knöllchen für Anwohnerinnen und Anwohner“, schreibt die Stadt.

Ganz nachvollziehen kann Bezirksbürgermeister Heidl das nicht. „Die Stadt beruft sich da auf eine Bürgerversammlung von 2003 – das ist schon ziemlich lange her“, so Heidl. „Vielleicht wäre es an der Zeit, die Situation im Berger Feld einmal neu zu bewerten.