Gelsenkirchen. Auf den Rathaussturm folgt eine lange Party zur Weiberfastnacht im Hans-Sachs-Haus. Die Party-Alternative etabliert sich als Dauerlösung.
Es sollte ja eigentlich nur ein Ersatz auf Zeit sein, ein vorübergehender Umzug vielleicht, ein Provisorium, dass die Weiberfastnacht vom Festzelt auf der Königswiese ins Hans-Sachs-Haus wechselte, als die Corona-Beschränkungen endlich lockerer wurden. Aber den Karnevalisten scheint es inzwischen zu gefallen, dass sie dort feiern, wenn das Stadtprinzenpaar morgens ja ohnehin schon die Schlüssel zum Rathaus erobert hat. Zur Party am Abend war der Saal also wieder proppenvoll, ein paar Stehtische und Biertischgarnituren reichten, denn sitzen wollte sowieso kaum jemand.
Ein bisschen Protokoll wollte abgewickelt sein, schließlich kann Gelsenkirchen auf seinen Karneval stolz sein und will das auch zeigen. Also marschierten die Gesellschaften fahnenschwenkend und mit Unterstützung der Garden ein, die Erler Funken als rot-gelbes Schlusslicht, schließlich stellen sie in dieser Session das Stadtprinzenpaar.
Im Anschluss an die viel zu lange Corona-Pandemie war bald kein Zeltverleiher mehr aufzutreiben, so dass für die Feier auf der Königswiese eine Alternative aufgetan werden musste. Auch wenn dort der Saal längst nicht so viele Besucher aufnehmen kann wie zuvor das Festzelt.
Orden für verdiente Gelsenkirchener Karnevalisten im Hintergrund
„Jetzt aber“, verrät Kerstin Rehmann, die „Säckelmeisterin“ und damit Finanzchefin des Festkomitees Gelsenkirchener Karneval, „kann man Zelte in der Größe wie vorher kaum noch bezahlen“, und damit dürfte sich die Adresse im Rathaus für die Feier-Gemeinde zum Karneval wohl etablieren.
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Für ihre Arbeit im Hintergrund und am heutigen Abend vor allem an Einlass hatte Rehmann den Prinzenorden erhalten, der zur Weiberfastnacht natürlich „Prinzessinnenorden“ wurde. Sie konnte erst auf mehrfachen und vielstimmigen Zuruf reagieren, denn der Besucherstrom war immens. „Über 900, die mit uns feiern wollen“, so hatte Stadtprinzessin Tanja I. sich in ihrer Begrüßung gefreut.
Lange Partynacht im Gelsenkirchener Rathaus
Ehrenzeichen in Form des Stadtordens galt es auch noch zu vergeben, alles unter dem Zeichen, wie viele helfende Hände dankbar tätig sind, um einen reibungslosen Ablauf aller Veranstaltungen zu sichern. Sitzungspräsident Dennis Bittermann freute sich, damit Matthias Tondorf, Stephanie Olbering, Timo Brüggemann, Frank Basdorf, und in Abwesenheit Jörg Lott auszuzeichnen.
Er spielte damit OB Karin Welge („gerade im Amt abgesägt“) den Ball zu ihrer Begrüßung zu: „Die, nehmt die ernst, die sich so engagieren, und lasst euch nicht täuschen von den Scharlatanen, die ausgrenzen“, appellierte sie, diesmal im Stil der 1920er-Jahre schwarz-weiß und mit Schleier kostümiert. Auch davon sollten sich die Feierfreudigen in Gelsenkirchen „das so schön bunt ist“ nicht irritieren lassen.
Für eine lange Party-Nacht war mit dem „Trio Showtime Company“ seit Jahren eine „Bank“ für Stimmung zum Mitsingen, Schunkeln und Tanzen, ob Walzer oder Discofox, auf der Bühne. Und diesmal konnte zur Weiberfastnacht unter anderem Olaf Henning gewonnen werden, der schließlich schon die Arena beim Adventssingen im Stimmung gebracht hat. Allerdings hat das Festkomitee schon durchblicken lassen, dass aus Kostengründen solche Schwergewichte der Unterhaltungsbranche in Zukunft ebenfalls kaum noch zu finanzieren sein würden.