Gelsenkirchen. Mit Warmschunkeln vor dem Bahnhofcenter und dem Sturm auf das Rathaus startet der Karneval in Gelsenkirchen. OB Welge übergibt den Schlüssel.
Nur mit einer „Dreierkette“ lässt sich der Kasten nicht erfolgreich verteidigen, wenn eine dermaßen motivierte „Elf“ stürmt: Willkommen in der Fußballstadt Gelsenkirchen, die nun auch auf Karneval umgeschaltet hat. Zum Auftakt an Weiberfastnacht schunkelten sich die Gesellschaften erst einmal vor dem Rathauscenter warm, bis dann Stadtprinz Pascal I. und Prinzessin Tanja I. zum Sturm auf das Rathaus bliesen. Der befürchtete Starkregen hielt sich zurück, einigermaßen trocken kam der bunte Zug im Hans-Sachs-Haus an.
Die „Dreierkette“ bildeten dort auf der Bühne OB Karin Welge, Bürgermeisterin Martina Rudowitz und Bürgermeister Werner Wöll, um im Fußball-Vokabular zu bleiben. Aber das Prinzenpaar hatte sich verstärkt: Glatt zehn frühere Prinzessinnen verstärkten die Aufstellung der Regentin Tanja zur „Elf“, um traditionell zum Karnevalsauftakt den symbolischen Schlüssel zum Rathaus zu erobern und bis zum Aschermittwoch die Macht zu übernehmen.
Die Gelsenkirchener „Dreierkette“ kommt gegen diese „Elf“ nicht an
Mit dem taktischen Kniff, den Schlüssel nicht in der gut sichtbaren Schatzkiste zu verstecken, sondern am Ende in einer Wahlurne, zögerte die amtliche Abwehr den Triumph der Karnevalisten nur hinaus, nach einigen Querpässen hatte die Prinzessin freie Schussbahn.
OB Karin Welge streute gut gelaunt auch ernstere Aspekte in ihrer Begrüßung ein. Immerhin hatte sich die neue Regentin deutlich zum diesjährigen Motto „Unser Karneval bleibt bunt“ bekannt. „Geeint, gestärkt und in einem ganz klar: Wir stellen uns gegen die Rassistenschar“ hatte sie in ihrer „Thronrede“ im Wechsel mit Kinderprinzessin Mia unterstrichen und großen Applaus im Hans-Sachs-Haus geerntet. Den Regenbogen präsentierten die Erler Funken, die in dieser Session das Stadtprinzenpaar stellen, außerdem stolz zu ihren Farben Rot und Gelb auf der Bühne.
Bei gerade 4 Grad gab die Prinzessin beim kurzen Warmschunkeln vor dem Bahnhofcenter noch zu: „Ich hab‘ richtig Lampenfieber. Langsam ist ja schließlich der Höhepunkt erreicht in dieser ziemlich kurzen Karnevalssession. Aber gerade deshalb wollen Pascal und ich einfach möglich machen, was nur geht.“
Schaulustige schon in der Gelsenkirchener Fußgängerzone
Tatsächlich fanden sich zum kleinen Programm in der Fußgängerzone mit Gardetanz und Fastnacht-Hits des ehemaligen Prinzen Torsten („Karneval im Ruhrgebiet“) doch einige Schaulustige ein, und im Saal des Hans-Sachs-Hauses schätzte der Sicherheitsdienst die Schar der Fans vor der Bühne mit allen Abordnungen und Gesellschaften auf „sicherlich gut 600“ Leute ein. „Zwei pro Quadratmeter mal Grundfläche“, verriet einer der entspannten Ordner, die die Karnevalisten auch mit der Taschenkontrolle im Sinne der Sicherheit für alle nicht allzu lange aufhielten.
Tatsächlich bot der Saalhintergrund noch einigen Platz für die Besucher, der Zustrom an den Getränkeständen war außerdem moderat. Ein gut gelaunter Propst Markus Pottbäcker in knallbunter Latzhose mischte sich da unter die kostümierten Fans. Bei denen fielen allerdings neben einem stilechten Cäsaren in Toga und mit goldglänzendem Lorbeerkranz zwei Unentwegte auf, die sich das Feiern nicht nehmen ließen. So genossen Michael im Superman-Dress und Manuel im Batman-Anzug die gelöste Stimmung – der eine am Rollator, der andere an Krücken. Karneval vereint, wie man sieht.