Gelsenkirchen. Mit der Oper „Innocence“ wird die Spielzeit 2024/25 in Gelsenkirchen eröffnet. Konzert am Samstag soll die Vorfreude darauf entfachen.
Ein Großereignis wirft seine Schatten voraus: Mit der Oper „Innocence“ der finnischen Komponistin Kaija Saariaho wird am 28. September die Spielzeit 2024/25 am Musiktheater im Revier (MiR) eröffnet. Dabei handelt es sich nicht nur um die Deutsche Erstaufführung dieses viel beachteten Werks, es ist überhaupt erst die zweite Inszenierung weltweit. Um die Vorfreude bereits jetzt zu entfachen, lädt das MiR-Team an diesem Samstag, 27. Januar, zu einem Porträtkonzert mit der Neuen Philharmonie Westfalen ins Große Haus ein. Unter dem Titel „Klang des Lichts“ können alle Besucherinnen und Besucher dann ausgewählte Stücke der im Juni 2023 verstorbenen Komponistin kennenlernen.
Die Oper „Innocence“ erlebte ihre Uraufführung 2021 beim Festival d’Aix-en-Provence
„Wir sind gerührt und glücklich, dass es uns gelungen ist, diese exklusive Erstaufführung an Land zu ziehen“, sagte MiR-Generalintendant Michael Schulz, im Gespräch mit der WAZ. Die Oper „Innocence“ hatte ihre Uraufführung im Jahr 2021 beim Festival d’Aix-en-Provence erlebt. Das Libretto zu diesem intensiven Thriller hatte die international erfolgreiche Schriftstellerin Sofi Oksanen geschrieben. Und bei der Musik handelt es sich wie gesagt um die letzte Komposition, die Kaija Saariaho vor ihrem Tod (sie erlag im Alter von 70 Jahren in Paris einem Hirntumor) noch fertigstellen konnte.
Die Inszenierung aus Aix-en-Provence wurde danach noch in Helsinki, London und Amsterdam aufgeführt. Überall stieß sie auf ein einhellig begeistertes Echo. Dass die Deutsche Erstaufführung nun im September 2024 in Gelsenkirchen und damit mitten im Ruhrgebiet steigt, hat laut Schulz einen Stellenwert, den man gar nicht hoch genug einschätzen könne. Oder wie er es sagt: „Das ist ein absoluter Coup!“ Dass die Wahl auf das MiR gefallen sei, habe Saariaho vor ihrem Tode noch mitentschieden. Die entsprechenden Verträge mit ihr und dem zuständigen Verlag seien laut Schulz bereits frühzeitig unterzeichnet worden.
Dennoch gab es deutschlandweit andere Opernhäuser, die sich mit dieser Entscheidung nicht einfach abfinden wollten. „Zwei Großhäuser sind auf uns zugekommen und fragten, ob wir die Erstaufführung nicht lieber ihnen überlassen könnten und wollten. Da wurde teils sogar richtig Druck auf uns ausgeübt“, plaudert Schulz ein wenig aus dem Nähkästchen. „Letztlich haben wir aber hier am Haus entschieden, dass es bei uns bleiben soll“, so Schulz. Es wird nun als Co-Produktion mit dem Opernhaus Leipzig inszeniert. Dort wird es aber erst in der Spielzeit 2025/26 zu sehen sein.
Am MiR sind laut Schulz von September bis März 2025 bislang neun Aufführungen geplant. Bisher sei dies ja eine reine Festspielproduktion gewesen. „Wir wollen mit unserer Inszenierung aber beweisen, dass dies ein Stück ist, das künftig einen festen Platz im Repertoire verdient hat“, ordnete Schulz ein. Bei moderner Musik würden viele Klassik-Freunde zwar oft und gern zweifelnd die Nase rümpfen. Das sei im Falle von Saariaho aber völlig unangebracht. Ihre Kompositionen seien „zugänglich, emotional und eindrucksvoll“, wie Schulz betonte.
Konzert am Samstag dient zur Einstimmung auf die kommende Spielzeit-Eröffnung
Alle, die nun neugierig geworden sind, können sich von diesen Klangqualitäten bereits an diesem Samstag überzeugen: Das Porträtkonzert zu Ehren Saariahos stellt drei zentrale Orchesterwerke der Finnin vor. Und zwar „Notes on Light“ „Cinq reflets de loin“ sowie die Konzertsuite aus ihrer Oper „Emilie“. Saariahos finnischer Landsmann Valtteri Rauhalammi wird am Pult die NPW dirigieren. Ebenfalls aus Finnland stammt Cellist Anssi Karttunen, der als Solist des Abends gewonnen werden konnte. Die Gesangspartien werden von den MiR-Ensemblemitgliedern Margot Genet und Simon Stricker übernommen. Und Genet wird auch bei der Deutschen Erstaufführung von „Innocence“ im September einen Part übernehmen.