Gelsenkirchen-Erle. Ein Supermarkt in Gelsenkirchen bietet Einkaufen ohne Schlangestehen an: Kunden scannen die Waren selbst. Wir haben das System getestet.

Einkaufen im Supermarkt: Dazu gehört das abschließende Anstehen an der Kasse genauso wie die Bratwurst zum Fußball. Oder? In einem Gelsenkirchener Supermarkt können Kundinnen und Kunden seit einiger Zeit einkaufen, ohne dass sie anschließend an Förderband und Kassierer vorbeimüssen. „Smartshopper“ nennt man es im Marktkauf in Erle: Wir haben es einmal ausgetestet.

Die Entscheidung, ob man Schlange stehen oder „smart shoppen“, also „klug einkaufen“ möchte, muss man schon am Eingang des Supermarktes an der Erler Ulrichstraße (Marktkauf) treffen. Da wir zum Testen hier sind, greife ich nicht zum normalen Einkaufswagen oder zum Korb, sondern eben zu jenem „Smartshopper“. Das ist ein Einkaufswagen, der am Griff zusätzlich mit einem Bildschirm und einem Handscanner ausgestattet ist, der ein wenig wie eine Pistole aussieht. Damit bewaffnet, betrete ich den Supermarkt und tippe auf dem Touchbildschirm auf „Einkauf starten“.

So funktioniert der „Smartshopper“ im Gelsenkirchener Supermarkt

Der Marktkauf in Gelsenkirchen.
Der Marktkauf in Gelsenkirchen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Das Prinzip ist einfach: Wenn ich ein Produkt kaufen möchte, nehme ich es aus dem Regal, scanne mit der „Pistole“ den Barcode und lege das Produkt in den Wagen. Eine präzise Waage im Wagen stellt sicher, dass ich auch das Produkt hineinlege, das ich gescannt habe. Auf dem Bildschirm wird mir der Inhalt des Wagens angezeigt. Kleiner Wermutstropfen: Bisweilen dauert es nach dem Einscannen ein wenig, bevor der Scanner wieder aktiv ist, ich also die nächste Ware in den Einkaufswagen packen kann.

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Das funktioniert mit bereits verpackten Produkten sehr gut und ist quasi selbsterklärend. Doch wie sieht es bei loser Ware aus, also etwa bei Obst und Gemüse? Bislang wurde das einfach eingepackt und an der Kasse abgewogen. Jetzt, mit dem Smartshopper, muss man das Obst selbst wiegen, an der Waage eine entsprechende Nummer eintippen, das ausgedruckte Etikett auf die Obsttüte kleben – und dann einscannen.

Problem: Das zerknitterte Etikett auf der Wursttüte

Weiter geht es durch den Markt. An der Fleisch- und Wursttheke ist alles wie immer: Ich lasse mir von der freundlichen Mitarbeiterin eine Wursttüte zusammenstellen, die klebt dann ebenfalls ein Etikett darauf und reicht mir die Tüte über die Theke. Doch hier gibt es ein Problem: Das Etikett mit dem Barcode wurde beim Kleben leicht geknittert, der Scanner erkennt den Code nicht. Theoretisch bietet mir der Smartshopper die Möglichkeit, den Zahlencode manuell einzugeben – der ist aber so klein gedruckt, dass ich den Versuch schnell aufgebe. Für solche Fälle hat der Einkaufswagen ein „Problemfach“: Auf die Ware, die hier landet, muss gleich noch eine Mitarbeiterin schauen.

Vorteil zum „normalen“ Einkauf: Den Inhalt meines Einkaufswagens habe ich stets genau im Blick – inklusive des Gesamtpreises. Wer also beispielsweise nur 50 Euro und keine Karte dabei hat, der weiß genau, wann er mit dem Einkaufen aufhören muss. Ich schwenke jetzt auch auf die Zielgerade ein. Normalerweise würde ich jetzt nach der Kasse mit der kürzesten Schlange Ausschau halten, aber das muss ich ja nicht. Stattdessen fahre ich in Richtung „SB-Kassen“.

So wird nach dem Einkaufen bezahlt

Dort angekommen, tippe ich auf dem Display des Wagens auf „Einkauf beenden“. Das schlaue Gefährt teilt mir mit, dass es sich automatisch mit einer der vier Selbstbedienungskassen verbindet: Dort kann man bezahlen, entweder bar per Münz- und Scheineinwurf oder mit Karte. Doch halt, ich muss ja noch das Wursttütenproblem lösen. Ich spreche also eine Mitarbeiterin an, die den SB-Kassenbereich überwacht. Mit anscheinend viel Erfahrung zieht sie das Etikett auf der Tüte so glatt, dass der Scanner es erfassen kann. Ich zahle – mit Karte –, packe meine Sachen in den Beutel und gehe, muss aber erst noch meinen Einkaufsbon gegen ein weiteres Lesegerät halten, um eine Tür zu öffnen. Den jetzt leeren Smartshopper bringe ich wieder zurück.

Ob ich jetzt Zeit gespart habe – keine Ahnung. Das Scannen der Ware hält manchmal auf, beziehungsweise bisweilen braucht das Gerät zwischen zwei Scanvorgängen zu lange; auch das Problem mit dem zerknitterten Etikett hat Zeit in Anspruch genommen. Schlange stehen musste ich dagegen nicht, und jederzeit den Gesamtpreis des Einkaufs im Blick zu haben, ist auch kein Nachteil. Ob ich das nächste Mal zum Smartshopper greife? Mal sehen. Zumindest werde ich dann die Mitarbeiterin an der Wursttheke freundlich bitten, das Etikett sorgsamer aufzukleben.