Gelsenkirchen. Seit September 2023 lockt das „Fidalgo“ in Gelsenkirchen-Buer mit portugiesich-spanischen Köstlichkeiten. Die WAZ hat für Sie vorgekostet.

Es ist stylisch und rustikal zugleich, das neue Restaurant „Fidalgo“ in der ehemaligen Officina an der Horster Straße in Gelsenkirchen-Buer. Geschirr mit typisch iberischem Dekor, schlichte Stoffserviette, gemeinsam mit dem Besteck umringt von einem Korkband, Kerzen auf dem Tisch, der Wein in dekorfreien Glaskaraffen, der portugiesische „Hahn von Barcelos“ auf dem Fensterbrett ist hier nicht bunt, sondern aus edlem weißen Porzellan. Aber wichtig ist im Restaurant freilich vor allem, was auf den Teller kommt. Und auch das kann sich sehen lassen.

Guter Service, reichhaltiges Angebot

Der Service ist aufmerksam, erfreulich viele Mitarbeiter sind hier im Einsatz. Die Karte ist binnen kürzester Zeit auf dem Tisch, dazu ein Notizblock mit den Nummern aller Tapas-Speisen. Was gewünscht wird, soll angekreuzt werden, erklärt der freundliche Kellner. Die Auswahl ist nicht leicht. Allein die kalten Tapas füllen mehr als eine Seite. Von Gazpacho (6,50 Euro) über die typische Sardinenpaste (1,40 Euro), diversem Käse, Iberico-Schinken (11,90 Euro) über Wildkräutersalat und eingelegten weißen Lupinen (5,50 Euro, sieht aus wie Bohne, ist aber keine) bis hin zu Fisch-Tapas wie mariniertem Oktopussalat (8,50 Euro).

Da es ein sehr kalter Abend ist und das Restaurant nicht durch Überhitzung auffällt, entscheiden wir uns für vorwiegend warme Tapas. Nur das geröstete Paõ, das portugiesische Brötchen, mit Knoblauch und Kräutern und ein wenig Manchego, garniert mit Feigen-Gelee müssen sein. Eine sehr gute Entscheidung, vor allem das „Paõ de alho“. Es hat genau die Menge Knoblauch, die köstlich ist ohne Metall-Nachwehen.

Küchenchef und Besitzer Clive Hüsken war bei unserem Testbesuch in der Küche gefragt. Das Foto entstand kurz vor der Eröffnung im Herbst 2023.
Küchenchef und Besitzer Clive Hüsken war bei unserem Testbesuch in der Küche gefragt. Das Foto entstand kurz vor der Eröffnung im Herbst 2023. © Gelsenkirchen | Olaf Fuhrmann

Für den Gatten geht es nicht ohne Patatas Bravas (5,90 Euro), mich locken die geschmorten Vanille-Möhrchen mit Petersilie. Dazu gibt es gegrillten Oktopus (11,90 Euro) und kleine Oktopusse „im Knuspermantel“ (11,60 Euro). Übermütig und eigentlich unpassend wollen wir uns noch ein Frango Piri Piri teilen (9,80 Euro); Tapas sind einfach zu verlockend. Wein gibt es in Flaschengröße oder als 0,15 Liter-Karaffe (5,50 bis 7,90 Euro, Flasche 39,50 Euro): Ich entscheide mich für die kleine Menge, aber dafür den guten Rioja Reserva DOCA, der sich als exzellent vollmundig erweist. Was bei dem Preis wohl auch so sein sollte, der Gatte freut sich auf ein gutes, frisch gezapftes portugiesisches Super Bock Bier .

Tipp: Nicht gleich alles auf einmal bestellen

Das Fidalgo überzeugt mit stilechtem Ambiente: landestypisches Geschirr, mit Korkband gehaltenes Besteck und schlichte Stoffservietten, Wein aus der Karaffe und an den Wänden portugiesische Fliesen, Azuelas.
Das Fidalgo überzeugt mit stilechtem Ambiente: landestypisches Geschirr, mit Korkband gehaltenes Besteck und schlichte Stoffservietten, Wein aus der Karaffe und an den Wänden portugiesische Fliesen, Azuelas. © Sibylle Raudies | Sibylle Raudies

Es vergeht keine Viertelstunde bis das Paõ und der Manchego auf dem Tisch stehen. Die beiden Brötchenhälften sind perfekt geröstet und gewürzt, der Knoblauch exakt portioniert, ist würzig ohne jeden Anflug von Metallischem. Leider folgen binnen fünf Minuten auch alle weiteren, warmen Köstlichkeiten. Das ist in Tapas-Restaurants durchaus üblich, wir hätten es wissen können. Eine Nachfrage des Kellners bei der Bestellung, ob alles auf einmal oder in Etappen kommen soll, hätte allerdings nicht geschadet. Und so ist beim Hähnchen, das wir uns bis zuletzt aufgehoben haben, nur noch die köstliche Piri Piri-Sauce mit für uns perfekter Schärfe heiß, das ebenfalls perfekt zubereitete Hähnchen nur noch lauwarm.

Die Vanille-Möhrchen sehen unspektakulär aus, sind aber köstlich – und rufen eindeutig nach „mehr“.
Die Vanille-Möhrchen sehen unspektakulär aus, sind aber köstlich – und rufen eindeutig nach „mehr“.

Die Vanille-Möhrchen sind sehr fein im Geschmack, die Portion ist allerdings angesichts des Preises (7,90 Euro) übersichtlich. Die Patatas und auch die frittierten Mini-Pulpos sind üppig bemessen und so lecker, dass trotzdem nichts übrig bleibt. Auch die gegrillten Oktopus-Arme sind schmackhaft zubereitet und angemessen portioniert. Das Hähnchen schmeckt auch lauwarm noch gut.

Hinweis: Unsere Restaurantbeschreibungen basieren auf subjektiven Bewertungen und erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Wir bezahlen unsere Rechnungen selbst und geben uns erst nach Begleichen der Rechnung als Tester zu erkennen.

Eigentlich sind wir gut gesättigt. Nach einer kurzen Pause aber zeigt sich: Etwas Süßes zum Abschluss würde schon noch reinpassen in den angenehm gefüllten Magen. Natürlich geht es im portugiesischen Restaurant nicht wirklich ohne Pastel de Nata, dem typischen Puddingtörtchen im Blätterteig (3,20 Euro), ich entscheide mich für den Mandel-Zitronencreme-Kuchen. Die Nata ist aufgebacken und warm mit (für unseren GEschmack ein wenig zu viel) Zimt und Zucker, der Kuchen trotz Biskuitteig ganz schön mächtig.

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Am Ende des Abends haben wir wirklich sehr gut gegessen und getrunken in einem sehr schönen Ambiente mit verschiedenen Räumlichkeiten, von rustikal mit Holz über hell mit blau-weißen, traditionellen Wandfließen bis zum hellen Wintergarten. Die Tapas waren so überzeugend gut, dass es mit Sicherheit nicht unser letzter Besuch hier ist. Schließlich wollen auch der Espetada (Rindfleisch-Spieß) und die Boquerones Fritos, die frittierten Sardellen, und manch andere Spezialität noch probiert sein. Bis dahin müssen wir allerdings noch ein bisschen sparen. Unter 40 Euro pro Person satt zu werden ist hier kaum möglich.

Mehr Infos gibt‘s im Netz unter fidalgo-tapas.de