Marcel und Marlon Stawinoga wollen zu Fuß nach Indien. Die Route führt sie über den Balkan, durch die Türkei und den Iran.

Die Route klingt abenteuerlich: Von Buer aus wollen Marcel und Marlon Stawinoga nach Indien. Zu Fuß. Quer über den Balkan, durch die Türkei, den Iran und – wenn möglich – auch noch durch Pakistan. Ziel ist Kalkutta, „das Zentrum der indischen Intellektuellen”, erzählt Marcel Stawinoga. Er ist der ältere der beiden Brüder und von ihm stammt die Idee für diese Mammut-Wanderung.

„Ich habe schon länger vorgehabt, einige Zeit in Indien zu verbringen”, berichtet der 25-Jährige. „Aber ich konnte mir nicht vorstellen, hier ins Flugzeug zu steigen und dann acht Stunden später in Indien zu sein.” So wollte er nicht in dieses „mythische Land” reisen. So sei ihm dann die Idee gekommen, die Strecke zu Fuß zurückzulegen. Ein unheimlich befreiendes Gefühl müsse es sein, „den gesellschaftlichen Zwängen zu entkommen, in den Tag hinein zu leben und dennoch ein klares Ziel vor Augen zu haben”, versucht er die Motivation für das Unterfangen in Worte zu fassen.

Allerdings sei er auch kein naiver Träumer, ganz im Gegenteil: „Natürlich habe ich mich gründlich informiert. Im Internet gibt es zahlreiche Foren von Globetrottern, in denen ich viele nützliche Anregungen und Tipps gefunden habe.” Außerdem habe er sich ausführlich auf den Seiten des Auswärtigen Amtes umgesehen: „Gerade Iran und Pakistan wird eine heikle Geschichte”, vermutet der ehemalige Pfadfinder. Wobei die islamische Republik eher das geringere Problem darstellt: „An der türkisch-iranischen Grenze treffen wir einen Freund von uns, der mit Marlon gemeinsam zur Schule gegangen ist”, gibt Marcel Stawinoga einen Einblick in die Reisepläne.

Der junge Mann sei Iraner und lebe mittlerweile mit seiner Familie wieder in dem Land. „Dort werden wir die Strecke vermutlich mit dem Auto zurücklegen”, erläutert Stawinoga. „Wir können unserem Freund ja nicht zumuten, auch die ganze Strecke zu laufen.” Außerdem sei es vermutlich sicherer, nicht zu zweit durch den Iran zu wandern. „Ich habe von Globetrottern gehört, die dort überfallen und ausgeraubt worden sind.” Kritischer werde der Teil der Reise, der die beiden Gelsenkirchener durch Pakistan führen soll. „Wir wissen noch nicht, ob wir ein Visum bekommen. Wenn nicht, werden wir entweder versuchen, Indien über den Seeweg zu erreichen oder doch fliegen.”

Bevor die Brüder schließlich Kalkutta erreichen, wollen sie aber noch verschiedene Tempelstädte besuchen, einem alten Pilgerweg zur Quelle des Ganges folgen und schließlich entlang des Stromes in die Metropole gelangen. „Dort will ich dann ein Buch über unsere Reise schreiben”, erzählt Marcel Stawinoga. Doch schon unterwegs werden die beiden Wanderer berichten: Aktuell auf ihrer Homepage, garniert mit Schnappschüssen und Fotos. „Wir haben einen Laptop dabei und eine Kamera, damit wir die Seite immer aktuell halten können.”

Ansonsten sei das Gepäck eher beschränkt: „Ein gutes Zelt, ein Schlafsack, ein Topf, etwas Wäsche zum Wechseln und sonst nicht viel mehr. Wir müssen das ja auch alles tragen.” 30 bis 50 Kilometer wollen Marcel und Marlon (19) pro Tag zurücklegen, aber auch mal ein paar Tage an einem Ort bleiben, wenn es ihnen dort gefällt. Gut ein halbes Jahr werde die Wanderung dauern. „Ich hoffe, dass wir unterwegs viele nette und interessante Menschen kennen lernen”, sagt Marcel Stawinoga.

Nur über den Abschied von zu Hause habe er sich noch keine Gedanken gemacht: „Abschiede fallen immer so schwer”, sagt er. Entweder werde es eine große Party geben, „oder wir schleichen uns einfach nachts aus dem Haus.”