Gelsenkirchen. Vier Rentiere wohnen derzeit in der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen. Eine Tierpflegerin erklärt, warum diese eine ganz besondere Nase haben.
Der arme Rudolph: Das Rentier aus dem bekannten Weihnachtslied wird bekanntlich von seinen Rentierkollegen gehänselt, weil es als einziges eine rote, leuchtende Nase hat. Dabei ist das für Rentiere gar nicht so ungewöhnlich. Na gut, dass die Nase rot leuchtet, kommt eher selten vor. Aber schön warm, das sind eigentlich alle Rentiernasen. Denn die Tiere, die normalerweise im hohen Norden leben, haben alle eine eingebaute Nasenheizung. Auch die vier Rentierdamen in der Gelsenkirchener Zoom Erlebniswelt.
„Wenn wir reingehen, werden die mit Sicherheit sofort ankommen – die sind sehr zutraulich“, sagt Tierpflegerin Linda Bergmann und öffnet die Tür zum Rentiergehege. „Aber keine Sorge, die sind absolut gutmütig.“ In der Tat: Kaum haben die Rentiere bemerkt, dass Besuch da ist, kommen sie schon gemächlich angetrottet, beschnuppern die Neuankömmlinge, verhalten sich aber generell harmlos. Linda Bergmann übernimmt die Vorstellung. „Gestatten: Molly, Marlene, Mechtild und Psycho.“
Die Rentiere im Gelsenkirchener Zoo sind alle weiblich
Alles weibliche Tiere also, darauf würde man als Laie nicht unbedingt kommen. Denn alle vier Rentiere haben ein Geweih, Molly sogar ein weit verästeltes – hatte man nicht einmal gelernt, dass nur die Männer die Geweihe haben? „Bei den Rentieren nicht“, sagt Linda Bergmann, „das Ren ist die einzige Hirschart, bei der auch das Weibchen regelmäßig ein Geweih trägt.“ Das sei zwar in der Regel kleiner als bei den männlichen Rentieren, dafür tragen die Weibchen ihr Geweih bis zum Frühjahr, während die Böcke ihres bereits im Herbst, nach der Brunft, schon abwerfen. „Wenn man also Bilder von Rudolph und seinen Freunden sieht, die den Schlitten des Weihnachtsmannes ziehen, dann dürften die streng genommen kein Geweih haben“, sagt die Tierpflegerin – haben sie es dennoch, dann müsste es eigentlich „Rudolphine“ heißen.
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Rentiere haben noch ein Merkmal, das sie unter den Hirschartigen besonders macht: Als einzige Art aus der Familie der Hirsche wurden sie im Laufe der Geschichte domestiziert, die Bewohner der nördlichen Regionen Russlands und Skandinaviens nutzten Rentiere als Zugtiere für Schlitten, verwerteten auch Fleisch, Milch und Fell der Tiere.
So funktioniert die „Nasenheizung“
In der Zoom Erlebniswelt findet man die Rentiere natürlich in der Welt „Alaska“: Nur wenige Säugetiere leben nördlicher als sie. Dementsprechend sind sie an das Klima im Norden gut angepasst: Zwei Fellschichten schützen sie vor der Kälte, eine wollige Unterschicht sowie lange Haare mit Luftpolstern darüber. Eine Besonderheit weist die Nase auf. „In der Rentiernase befinden sich ungewöhnlich viele kleine Blutgefäße“, erklärt Linda Bergmann. Im natürlichen Lebensraum der Tiere falle die Temperatur schon einmal auf bis zu minus 40 Grad. „Beim Einatmen sorgt dann diese ,Nasenheizung’ dafür, dass die Luft in kürzester Zeit auf angenehme Körpertemperatur gebracht wird“, sagt die Tierpflegerin.
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Die Nasenheizung hat noch einen weiteren Vorteil: Ihre Nahrung müssen die Tiere im Winter nämlich unter der Schneedecke suchen, Rentiere ernähren sich unter anderem von Gras, Flechten und Moosen. „Beim Graben im Schnee friert die Nase dann nicht ein“, sagt Linda Bergmann. So warm, dass die Tiere ein Loch in den Schnee schmelzen können, ist die Nase dann aber doch nicht. In Gelsenkirchen haben es Molly und Co. einfacher: Hier gibt es die Flechten in handlichen Blöcken, extra aus Skandinavien importiert. Und ganz ohne Schnee.
Was die Nase allerdings nicht kann, das erfährt der (etwas enttäuschte) Besucher: leuchten. Da ist dann mit Autor Robert Lewis May, der die Geschichte von „Rudolph, dem rotnasigen Rentier“ zum ersten Mal aufgeschrieben hat, doch ein wenig die Fantasie durchgegangen. Schade eigentlich: Molly, Marlene, Mechtild und Psycho würden mit rotblinkenden Nases noch ein wenig hübscher aussehen als ohnehin schon. Aber dann müsste ihnen der Gelsenkirchener Zoo rund um Weihnachten Urlaub geben: Dann würden sie weiter nördlich gebraucht.