Gelsenkirchen-Buer. Der Busbahnhof in Gelsenkirchen-Buer ist für viele Bürger ein Angstraum. Das sind die Gründe dafür – und das sagt die Gelsenkirchener Polizei.

„Das ist ein Angstraum!“ Martin Braun wählt unmissverständliche Worte. Der Diplom-Psychologe hat seine Praxis in Gelsenkirchen-Buer an der Hochstraße, auf dem Weg zur Arbeit muss er täglich zwei Mal am Goldbergpark und am Busbahnhof Buer vorbei. Wohl fühlt er sich dabei nicht, und mit seinem Gefühl ist er nicht allein. Auch viele seiner Patienten, sagt er, würden den Bereich lieber meiden.

Braun bestätigt damit die Eindrücke von Leserinnen und Lesern, die unsere Redaktion zuletzt im großen WAZ-Familien-Check gewinnen konnte. Bei dieser Umfrage, die sich vor allem an Familien richtete, ging es auch darum, Probleme vor Ort zu benennen: Mehrere Befragte berichteten gleichlautend, dass sie den Busbahnhof und den Goldbergplatz als problematisch wahrnehmen. Grund dafür seien Gruppen von Jugendlichen, die sich dort aufhielten, Leser berichteten, sie hätten beobachtet, dass dort Drogen konsumiert und gehandelt würden. Viele Eltern gaben an, dass ihre Kinder auf dem Weg zur Schule – in der Nähe befinden sich drei Gymnasien, eine Gesamtschule sowie ein Berufskolleg – dort ebenfalls nur ungern hergingen, auch sie hätten Angst.

Gelsenkirchener Psychologe berichtet von seinen Erfahrungen

„Viele der Jugendlichen, die sich dort aufhalten, legen meiner Beobachtung nach eine latent aggressive Haltung an den Tag“, erzählt Martin Braun. „Ich habe selbst erlebt, wie dort ein Jugendlicher ein Messer gezogen hat.“ Seine Forderung: „Ich würde mir mehr Präsenz durch die Polizei oder den Kommunalen Ordnungsdienst wünschen.“ Brauns Beobachtungen beziehen sich nicht nur auf den Busbahnhof, auch den Goldbergplatz, auf der anderen Seite der De-la-Chevallerie-Straße gelegen, bezieht er in seine Kritik mit ein. „Auch dort hält man sich nicht gern auf, auch dort beobachte ich immer wieder Gruppen von Jugendlichen.“

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Zu alledem kommt nach Brauns Sicht auch noch die Problematik der De-la-Chevallerie-Straße hinzu. „Die Verkehrsführung dort ist schlicht und einfach ganz schlecht geregelt“, kritisiert er. Manche Autofahrer nutzten den Abschnitt zwischen Rathaus und Nordring als Rennstrecke. Ebenfalls nicht zur Beruhigung der Situation würden die Fußgängerüberwege über die De-la-Chevallerie-Straße beitragen. „Wenn man vom Busbahnhof zum Goldbergplatz will, steht man bisweilen minutenlang an der Ampel“, so Braun. „Auch das trägt dazu bei, dass Menschen aggressiv werden. Aus fachlicher Sicht muss ich sagen: Da besteht dringend Handlungsbedarf.“

Das sagt die Gelsenkirchener Polizei zu dem Thema

Für die Gelsenkirchener Polizei sei der Bereich um den Busbahnhof allerdings kein Kriminalitätsschwerpunkt, sagt Polizeisprecherin Merle Mokwa. Ihr seien „keine Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern bekannt, die sich auf den Busbahnhof in Buer oder das nähere Umfeld beziehen.“ Eine Auswertung der Statistik habe in diesem Zusammenhang mit Blick auf die vergangenen drei Monate keine Häufung von Straftaten rund um die Örtlichkeit ergeben.

Im Gegenteil: „Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist hier sogar ein leichter Rückgang bei den Fallzahlen erkennbar“, so Mokwa weiter. Bei den festgestellten Straftaten handele es sich um Delikte, die dem Bereich der Straßenkriminalität zuzurechnen sind, worunter zum Beispiel Raubtaten, Diebstähle oder Sachbeschädigungen fallen.

Der Unterschied zwischen „gefühlter Sicherheit“ und den nackten Zahlen, die die Polizeistatistik liefert, sei der Polizei aber durchaus bewusst. Grundsätzlich sei es ein „wichtiger Bestandteil der polizeilichen Arbeit, die Sicherheit zu verbessern und das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung zu stärken, weshalb wir Beschwerden aus der Bürgerschaft immer ernst nehmen“, so Mokwa. „Zur Stärkung des Sicherheitsgefühls der Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener führen wir daher regelmäßig Schwerpunkteinsätze rund um den Busbahnhof sowie den Goldbergplatz durch und sind dort natürlich jederzeit ansprechbar.“