Gelsenkirchen. Laufende Nase oder Halskratzen: Die Erkältungszeit ist zurück. Sollte man wieder Schutzmasken tragen und welche Mittel helfen. Eine Übersicht.
Die Schlangen vor den Praxen der Gelsenkirchener Allgemeinärzte sind dieser Tage besonders lang. Eine massive Erkältungswelle schwappt durch das Land und sorgt für volle Wartezimmer und ausgedünnte Belegschaften an vielen Arbeitsstätten und Notgruppen in vielen Kitas. Das bestätigt auch Ärztesprecher Dr. Simon Kirchberg aus Ückendorf.
Schwere Fälle gäbe es zwar nur sehr wenige, dafür aber sehr viele „normale“ Erkältungsinfekte und Oberatemwegsinfekte ebenso wie Covid-Fälle, berichtet Kirchberg. Er rät den Betroffenen Kontakt zu ihrem Hausarzt aufzunehmen und zu klären, ob es auch möglich ist, eine Videosprechstunde wahrzunehmen. In vielen Fällen gehe es schließlich um eine Krankschreibung, für die man nicht unbedingt in der Praxis vorstellig werden müsse.
Wieder vermehrt auf Schutzmasken zurückzugreifen, um sich vor einer möglichen Ansteckung zu schützen, sei nicht unbedingt sinnvoll, so Kirchberg. „Unser Immunsystem wird jetzt wieder trainiert. Mit dem Tragen der Masken würden wir das Problem wohl nur aufs nächste Jahr verschieben. Schwere Verläufe sehen wir fast gar nicht“, berichtet Kirchberg und sagt: „Da müssen wir jetzt durch.“
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Derweil berichtet auch das Robert Koch-Institut (RKI), dass die Verbreitung akuter Atemwegserkrankungen in Deutschland auf einem erhöhten Niveau bleibe. 7500 solcher Erkrankungen pro 100.000 Einwohner sind für die Woche vom 30. Oktober bis 5. November in einem Bericht des RKI vom Mittwochabend verzeichnet. Das ist demnach zwar ein Rückgang im Vergleich zu 8600 in der Woche zuvor, aber mehr als im gleichen Zeitraum der Vorjahre. Das RKI spricht für vergangene Woche von einer geschätzten Gesamtzahl von etwa 6,2 Millionen Atemwegserkrankungen in Deutschland (Vorwoche: 7,1 Millionen).
Bei der Zahl der im Labor bestätigten und ans RKI gemeldeten Corona-Fälle stagnieren die Werte. Vergangene Woche waren es knapp 18.100, genau so viele wie in der Woche zuvor. Die tatsächliche Zahl der Betroffenen dürfte weitaus höher liegen, weil vor allem bei schweren Verläufen getestet wird.
Erkältungszeit: Mit diesen 3 Tipps sind Sie gut aufgestellt
Und hat es einen erstmal getroffen, rät Dr. Simon Kirchberg Kontakt zum Hausarzt aufzunehmen und zu den klassischen Hausmitteln zu greifen. Dazu zählt etwa viel zu trinken (Wasser oder ungesüßten Tee) und zu ruhen, aber auch Bewegung an der frischen Luft. Wer sich mit Nasenspray oder -tropfen ausstatten will, sollte sich nicht von gut klingenden Zusätzen blenden lassen. Inhaltsstoffe wie Dexpanthenol, Aloe vera, Kamillenblütenextrakt oder ätherische Öle sind laut der Stiftung Warentest unnötig. Demnach sei nicht ausreichend nachgewiesen, dass sie die Nase zusätzlich pflegen. Präparate, die nur Wasser und Salz enthalten, reichen demnach völlig aus, um der verstopften Nase etwas entgegenzusetzen.
Und die gute, alte Hühnersuppe - hilft die?
Laut der Stiftung Gesundheitswissen sorgt die Wärme bei der Hühnersuppe dafür, dass sich Blutgefäße weiten und das Gewebe besser durchblutet wird. Deshalb habe die Suppe eine wohltuende Wirkung. „Generell können warme Flüssigkeiten bewirken, dass Sekrete gelockert werden und besser abfließen.“ Hühnersuppe liefere dem angeschlagenen Körper zudem wichtige Nährstoffe. Eine Studie der Universität von Nebraska in den USA deutet außerdem darauf hin, dass die Suppe entzündungshemmend wirkt.
Dahingegen hilft eine heiße Zitrone etwa nur bedingt. Frische Zitronen enthalten zwar Vitamin C, das nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung für das Abwehrsystem wichtig ist. Um das hitzeempfindliche Vitamin allerdings nicht zu zerstören, sollte das Getränk allenfalls leicht erwärmt werden. „Eine Wirksamkeit dieses Hausmittels bei einer bestehenden Erkältung wurde bisher nicht nachgewiesen“, erläutert die Bundeszentrale. (mit dpa)