Gelsenkirchen. Komödie, Comedy und zeitgenössische Satire: Das Musiktheater zeigt Strauß’ „Eine Nacht in Venedig“ in einer neuen Gelsenkirchener Fassung.
Diese Nacht in Venedig verspricht ein kulinarisches Erlebnis zu werden. Denn diese Nacht findet nicht im herzoglichen Palazzo statt, sondern im feinsten italienischen „Ristorante di Venezia“. Michael Schulz, Generalintendant des Musiktheaters im Revier in Gelsenkirchen, feiert mit seiner zeitgemäß aufgepeppten Sicht auf den populären Johann-Strauß-Klassiker am Samstag, 25. November, Premiere im Großen Haus.
Neue Gelsenkirchener Fassung: Das macht die MiR-Operette so besonders
In diesen Tagen aber wird noch intensiv geprobt an der walzerseligen Verwechslungskomödie „Eine Nacht in Venedig“. In einer Probenpause erzählt der Regisseur, was ihn an dieser Operette so ganz besonders fasziniert: „Die Musik ist ungeheuer süffig, steckt voller Esprit und hat unglaublich tolle Melodien.“ Dem Theatermacher liegt dieses Werk gar noch näher als die viel gespielte „Fledermaus“.
„Eine Nacht in Venedig“ serviert musikalische Köstlichkeiten wie die berühmten Evergreens „Komm in die Gondel, mein Liebchen“ oder „Treu sein, das liegt mir nicht“, dazu erklingen leichtfüßige Walzer, schmachtende Serenaden, ein flotter Polka-Sound und große Chöre. Die Neue Philharmonie Westfalen wird im Graben dirigiert vom Italiener Giuliano Betta, es singen der Opernchor des Musiktheaters und der Extrachor. Zusätzliche Würze soll dieses musikalische Menü durch Klänge von Mozart und Vivaldi erhalten. Auch der Sound von Nino Rota aus einem Fellini-Film wird obendrein serviert.
Operette im Gelsenkirchener Musiktheater: „Wir verbinden Komödie, Comedy und zeitgenössische Satire.“
Von der turbulenten, 1883 uraufgeführten Geschichte rund um Liebeswirren, Verwechslungen und Maskeraden gibt es gleich drei Fassungen, die Berliner, die Wiener und eine vom Komponisten Erich Wolfgang Korngold bearbeitete Version. Schulz verspricht lächelnd: „Wir zeigen eine Gelsenkirchener Fassung.“ Mit umgearbeiteten Dialogen, mit zusätzlicher Musik, mit neuen Akzenten. Die Operette sei immer auch Zeitsatire gewesen, betont Schulz, darum auch die Verlegung ins Heute: „Wir verbinden Komödie, Comedy und zeitgenössische Satire.“
Der Regisseur versetzt das komödiantische Treiben in ein schickes italienisches Edelrestaurant. Hier kocht jeder sein eigenes Süppchen. Die Produktion spürt der spannenden Frage nach der Rolle der Frauen nach. „Wir stellen vor allem die Intrige der Frauen in den Mittelpunkt, zeigen, dass sie die eigentlich Klugen und Starken sind.“ Einige Schwerpunkte habe man verschoben, einige Rollen aufgewertet, andere dazu gefügt. So wird ein Pianist direkt auf der Bühne spielen, und eine Art graue Eminenz wird das musikalische Menü zusätzlich bereichern.
„Eine Nacht in Venedig im Gelsenkirchener MiR: Die Bühne ist ein echter Hingucker
Der Herzog von Urbino, ein wahrer Weiberheld, ist in der Gelsenkirchener Version der reiche Geschäftsmann Guido von Urbino, den alle nur Herzog nennen. In Puncto Frauen will auch er so gar nichts anbrennen lassen. Am Musiktheater wird ihn der Tenor Adam Temple-Smith verkörpern.
Die Frauenrollen übernehmen Lina Hoffmann als Barbara, Margot Genet als Annina und Bele Kumberger als Ciboletta. Während die Männer sicher glauben, bei der Maskerade die Fäden in der Hand zu halten, nutzen die Frauen deren Überheblichkeit trickreich aus, um am Ende des Abends die Ziele ihrer Träume spielend zu erreichen.
Premiere im großen Haus
Die Premiere von „Eine Nacht in Venedig“ wird am Samstag, 25. November, um 19 Uhr, im Großen Haus gefeiert. Im Anschluss daran gibt es noch zwölf weitere Aufführungen bis zum 7. April.
Die Vorstellungen am 26. Dezember und 18. Februar finden in der Reihe „Hör-Oper“ mit Audiodeskription und Tastführung für blinde und seheingeschränkte Menschen statt.
Infos und Karten (ab 15 Euro): 0209 4097200 oder im Internet unter musiktheater-im-revier.de
Die Bühne der Gelsenkirchener Inszenierung ist ein echter Hingucker: opulent, prächtig, detailverliebt, auf unterschiedlichen Ebenen, mit vielen Türen für komödiantisch-temperamentvolle Auftritte und Abgänge. Bühnenbildnerin Beata Kornatowska nutzt den kompletten Raum bis in den kleinsten Winkel aus, zeigt hier eine schicke Bar, dort ein plüschiges Séparée, an anderer Stelle eine üppig bestückte Vinothek, eine glänzende Küche oder einen edlen Restaurantbereich.
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Renée Listerdal kostet mit ihren heutigen Kostümen die Möglichkeiten der Maskerade und des Wechsels von Identitäten vielfältig aus. Auch in Gelsenkirchen bleibt „Eine Nacht in Venedig“ eine wahre Ausstattungsoperette.
Mit zahlreichen, von Michael Schulz überarbeiteten Dialogen, soll sie noch witziger und satirischer daherkommen. An den Texten wird aktuell auf den Proben Wort für Wort gefeilt. Da macht der Regisseur dem Opernsänger auch schon mal vor, wie „Du dumme Kuh“ perfekt betont werden sollte und der anschließende Abgang ganz elegant gelingt.
Was sollte das Publikum nach diesem gut dreistündigen Ristorante-Besuch bestenfalls mit nach Hause nehmen? Schulz: „Es sollte sich amüsiert und Spaß gehabt haben an den Dialogen und an so manchem Twist.“